Radmantel - mit oder ohne Abnäher
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Eintrag #1 vom 26. Dez. 2005 14:21 Uhr
Jörg Wulfes
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Hallo zusammen,
wir (meine Frau Jutta und ich) sind gerade dabei uns 1/2 Kreisradmäntel zu schneidern.
Dabei ist Jutta, Sie ist nämlich die "Expertyn & Scheyderyn", auf das Problem gestoßen, ob im Schulterbereich Abnäher "gesetzt" werden oder nicht, damit der Mantel besser auf der Schulter fixiert ist und nicht so schnell verrutscht.
In den uns zur Verfügung stehenden Publikationen ist man sich auch nicht so richtig einig.
Unsere bisherigen Recherchen habe bisher die These für Abnäher nicht bestätigt.
Sind Abnäher nun eine Erfindung der Neuzeit (weil bei uns alles perfekt passen soll) oder gab es sie früher auch schon - und wenn ja, wer weiß wie man die Abnäher am besten "setzt"!
Danke für Eure Hilfe und noch einen schönen Tag!!
Gruß Jörg (genannt der Nordmann)
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Eintrag #2 vom 26. Dez. 2005 15:21 Uhr
Johannes Kulick
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Alle mir bekannten Funde (bzw. erhaltene Mäntel) von Halbkreismäntel kommen gänzlich ohne Abnäher aus. Nach meiner praktischen Erfahrung sitzen sie auch so sehr gut. Interessaanterweise kommen die Funde auch ohne Halsauschnitt aus, so dass sich ein Kragen ergiebt. Auch die Statuen zeigen meines Wissens keinerlei Abnäher.
Halbkreismäntel sind aber sehr unpraktisch und vermutlich eher Representationsobjekte gewesen. Praktischere (Reise-)Mäntel sind eine Garnache oder ein Garde-Corps.
Ich beziehe mich hier aufs 13. Jhd., da du keine Zeitangabe gemacht hast. In Zeiten davor (Nordmann lässt auf Wikinger-Darstellung schließen) war der Halbkreismantel übrigens gar nicht gebräuchlich, sondern ein Rechteckmantel, und zu dem gibt’s hier schon allerlei Themen.
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Eintrag #3 vom 26. Dez. 2005 15:39 Uhr
David Seidlitz
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Hallo Jörg,
hier ein paar Beispiele:
David
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Eintrag #4 vom 26. Dez. 2005 21:59 Uhr
Jörg Wulfes
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Hallo!
Erst einmal vielen Dank für Eure schnelle Hilfe!
Ich vergaß natürlich zu erwähnen in welcher Zeit wir uns bewegen (wollen). Wir möchten, da wir hier im Stammland der Staufer leben, den Zeitraum zwischen Ende 11. Jh. bis ca. Mitte 13. Jh. recherchieren. Ich nenne mich nur deshalb "der Nordmann", weil ich ein gebürtiger Niedersachse bin (grins). Wenn noch jemand Info’s hat - nur her damit ;-)
Euch noch einen schönen Abend!
Gruß Jörg (genannt der Nordmann)
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Eintrag #5 vom 28. Dez. 2005 13:20 Uhr
Kirsten Schönfeld
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Hy Jörg
Ich habe mir auch einen Radmantel (1/2 Kreis) geschneidert ohne Abnäher und der sitzt prima, der Kragen ergibt sich dann von selbst, wenn du ihn umlegst. Damit du ihn nicht dauernd zuhalten musst, empfehle ich dir eine Mantelschließe (glaube sie heißt Fibel, bin mir da aber nicht so sicher) und schon sitzt der Mantel wie angegossen.
Ich hab meinen Halbkreis aus einem Teil geschneidert, da der Stoff meistens 150 cm breit liegt und ich nicht so groß bin (170 cm). Du musst noch beachten, dass bei Männern der Mantel allerhöchstens bis zum Knöchel ging. Bei dem arbeitenden Volk war er kürzer, zumal meines Wissens nach der Radmantel eher von sozial höher Gestellten getragen wurde. Verbessert mich bitte, wenn ich gerade Mist erzähle.
Bei einer Dame kann der Mantel schon etwas länger sein. Als Stoff würde ich dir Wollstoff empfehlen, hält schön warm und trocken.
Schöne Grüße
Kirsten
Kirsten Schönfeld
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Eintrag #6 vom 28. Dez. 2005 20:32 Uhr
Johannes Kulick
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alternativ zu fibel (die bei einem radmantel schon ziemlich groß sein muss, da der ja sehr schwer ist) halt tasselverschluss, also einfach ein benzel , das man noch hinter festgenieteten scheiben verstecken kann (Die sogenannten tasseln)
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Eintrag #7 vom 28. Dez. 2005 21:21 Uhr
Kirsten Schönfeld
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Hy Johannes
Meine Fibel ist im Duchmesser 7 cm lang und die hält ziemlich gut.
Wie sieht denn ein benzel aus??
Kirsten
Kirsten Schönfeld
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Eintrag #8 vom 28. Dez. 2005 21:43 Uhr
Johannes Kulick
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halt ein band, das an beiden seiten befestigt ist. Sieht man auch an vielen Statuen und zeitgenössischen bildern.
Zum beispiel hier:
(Naumburger Dom, sog. Grafin Gerburg, 1250)
Da gibts dann auch den typischen Griff in das Tasselband (sieht man sehr oft):
wwwbildindex.de/bilder/MI02176e07b.jpg (Meißen, Dom, Kaiserin ADelheid, 1250-1260)
Oder mit Knoten zum bessere Sitz:
Leider kein besseres online bild gefunden. Ist der Magdeburger Reiter, ca. 1250
Fibeln sieht man bisweilen auch, sind aber deutlich in der unterzahl gegenüber den Tasseln.
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Eintrag #9 vom 28. Dez. 2005 21:57 Uhr
Johannes Kulick
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Und um nochmal nen Fibelnachweis zu bringen:
Straßburg, Münster, um 1230
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Eintrag #10 vom 28. Dez. 2005 23:17 Uhr
David Seidlitz
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Hallo,
die mittelalterliche Stoffbahn war meistens nicht 1,50m breit. Häufig finden sich Angaben zu zwei Ellen. Die Elle war regional unterschiedlich, irgendwo zwischen 30cm und 45cm. Dem Umstand würde ich beim Zuschnitt Rechnung tragen.
Es gab wohl auch bandähnliche Verschlüsse ohne Tasselscheiben.
Gruß
David
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Eintrag #11 vom 30. Dez. 2005 23:19 Uhr
Alexandra Krug
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Ja - und es gibt Untersuchungen u.a. über den Schnitt verschiedener Radmäntel aus klerikalen Beständen. Da wurden diese sehr schmalen Stoffbahnen mal horizontal und mal vertikal angeordnet (natürlich immer ohne etwaige "Abnäher" oder Halsausschnitte). Und es ist erstaunlich, aus wievielen Einzelteilen da zusammengestückelt wurde. Das lag allerdings auch am Muster, das man trotz der einzelnen Bahnen natürlich weitgehenst ohne Verschiebungen erhalten wollte.
Ich habe übrigens gesehen, daß in der neuesten Karfunkel-Ausgabe Andreas Sturm einen Artikel über genau dieses Thema geschrieben hat. Mit einer Schnittmusterabbildung u.a. eines Radmantels. Lesenswert.
Viele Grüsse, Alexandra
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Eintrag #12 vom 30. Dez. 2005 23:22 Uhr
Alexandra Krug
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Um Mißverständnisse zu vermeiden: Die Stoffbahnen wurden pro Mantel entweder horizontal oder bei einem anderen Mantel vertikal verarbeitet.
Viele Grüsse, Alexandra
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