Pferdenamen um 1250
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Eintrag #1 vom 18. Feb. 2007 21:59 Uhr
Gerald Luck
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Rein aus Neugier: Weiss jemand , welche Namen für Pferde um 1250 in Süddeutschland in Mode waren? Gibt es vielleicht Hinweise in den zeitgenössischen Heldensagen oder anderen Büchern? Waren es Namen, die auch für Menschen gebräuchlich waren oder hatten sie einen anderen Bezug? Vielleicht germanisch oder lateinisch?
Viele Grüsse
Gerald
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Eintrag #2 vom 21. Feb. 2007 22:30 Uhr
Benedikt
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Im Opsrey "Knights Templar" (Seite 20 unten) ist eine Anekdote beschrieben, in der ein Pferd Namens "Blackie" erwähnt wird.
Es ist das Pferd eines Bruders, der kurz vor der Schlacht mit ihm spricht, um sich Mut zu machen:
"Oh Blackie, good comrade, I have done many good day’s work by mounting and riding on you; but this day’s work will surpass all the others, for today you will carry me to eternal life".
Erzählt wird die Geschichte vom Bischof von Akkon, Jaques de Vitry, um 1216-1228.
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Eintrag #3 vom 22. Feb. 2007 20:24 Uhr
Patrick
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Jau ich weiß das bestimmt irgend jemand den Namen "Duverdammtesmistvieh" oder "Elendeschindmähre" seinem Pferd auch schon zu dieser Zeit gegeben hat! ;-)
Gruß Wulf Viethen
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Eintrag #4 vom 22. Feb. 2007 21:28 Uhr
Gerald Luck
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Hallo
Im Namen der Rose errät Bruder William nicht nur den Aufenthaltsort des entlaufenen Pferdes des Abtes, sondern auch seinen Namen:" Brunellus", nach einem berühmten Pferd eines noch berühmteren Kirchenmannes, dessen Namen ich aber vergessen habe. Also ich bin mir - fast - sicher, dass das lateinisch für "Brauner"" ist. Und das, obwohl das Pferd des Abtes ein Rappe war. Jedenfalls sind alle bisherigen Namen, schmeichelhafte oder auch nicht, auf Eigenschaften oder Erscheinungsbild der Pferde zurückzuführen, was von wenig Phantasie zeugen würde.
Viele Grüsse,
Gerald
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Eintrag #5 vom 28. Feb. 2007 00:00 Uhr
Bianca Kaiser
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Nur kurz zur ßbersetzung des Namens: korrekt müsste es "kleiner Brauner" heißen, denn "Brauner" wäre einfach "Brunus". Die eingefügte Silbe "-ell-" kennzeichnet den Diminutiv im Lateinischen
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Eintrag #6 vom 28. Feb. 2007 09:50 Uhr
Birgit Schneider
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Hallo,
nur eine Vermutung: ich glaube dass man früher (nicht nur Mittelalter, auch noch vor so ca. 50-100 Jahren) meist einfach noch nicht so eine starke Bindung zu Tieren hatte, als das heute der Fall ist. Da hießen dann 10 Hunde hintereinander Hasso oder so. Vielleicht war das bei Pferden ähnlich, so dass man sich nicht so große Mühe mit einem Namen gab, das Tier war ja austauschbar. (Besondere Ausnahmen wie Lieblingspferde mal ausgenommen, siehe z. B. in der Antike Bukephalos)
Gruß, Birgit_S
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Eintrag #7 vom 28. Feb. 2007 10:25 Uhr
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Also zumindest ein gut ausgebildetes, an den Reiter gewöhntes Schlachtroß würde ich nun nicht "austauschbar" nennen.
Auch wenn man vielleicht keine solche Bindung wie manche (bei weitem nicht alle) Reiter heute an ihre Tiere haben, vorraussetzen kann, so war das Pferd doch zumindest eine kostenspielige Anschaffung, ein gutes Pferd eine Investition.
Und wenn ich mir anschaue, was von seinen Besitzern alles mit Namen versehen wird und wurde, halte ich es für relativ schlüssig, daß Pferde da auch darunter fallen.
Was leider nicht heißt, daß ich Belege für Pferdenamen kenne, mir geht es rein gegen die Abwertung des Pferdes als austauschbare, egale Sache.
Gruß, Ivain
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Eintrag #8 vom 01. Mrz. 2007 11:29 Uhr
Karen Thöle
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Zu den Hundenamen: Es gibt ein Lied von Oswald von Wolkenstein, in dem er eine Jagdszene darstellt, die allegorisch als "Eroberung" einer Frau zu lesen ist. Der ganze Text besteht nur aus dem Antreiben und Kommandieren der Hunde, die alle eigene Namen haben - allerdings, der allegorischen Lesart wegen, hier beinahe ausschließlich Bezeichnungen von Gefühlen und Charaktereigenschaften.
Bis denn
Karen Thöle
* Ende off topic *
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Eintrag #9 vom 01. Mrz. 2007 21:30 Uhr
Birgit Schneider
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Hallo Alex,
ich wollte Pferde keinesfalls zur austauschbaren Sache degradieren, im Gegenteil. Heutzutage ist es normal und überaus begrüßungswert, eine enge Bindung zu seinem Tier zu haben, nichtsdestotrotz ist das ebenso wie aktiver Tierschutz eine eher moderne Sache.
Gruß, Birgit_S
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Eintrag #10 vom 02. Mrz. 2007 09:51 Uhr
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Hallo Birgit, daß du nicht das Pferd an sich degradieren wolltest, war mir schon klar.
Ich denke nur, daß man dem mittelalterlichen Menschen diese Einstellung ebenfalls nicht pauschal unterstellen sollte.
Selbst wenn man es vollkommen weg von einer persönlichen Bindung betrachtet ist ein Pferd eine teure Anschaffung, ein Streitross muß lange und gründlich ausgebildet werden, das Pferd kann seinen Teil zu Sieg oder Niederlage in Schlacht und Turnier beitragen, ist ein Prestigeobjekt usw…
Und darüber hinaus waren unsere Vorfahren ja auch nicht absolut pragmatische, gefühlskalte Logiker, ich denke nicht, daß man mit einem Achselzucken darüber wegging, wenn einem das Pferd, daß einen durch so manchen Kampf trug, unterm Hinter weggeschossen wird.
Aber genau das bedeutet für mich der Begriff austauschbar. Ist es kaputt nimmt man ein neues.
Gruß, Ivain
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Eintrag #11 vom 02. Mrz. 2007 09:59 Uhr
David Seidlitz
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Hallo!
Ich denke die Bindung war einfach eine andere. Nicht so auf der emotionalen Ebene, sondern mehr eine Bindung an eine wertvolle, tw. lebensnotwendige SACHE. Rein juristisch sind Tiere heute immernoch Sachen (berichtigt mich wenn ich irre).
Noch vor hundert Jahren betrachtete man das Schwein im Stall als sehr wertvoll, wenn das erkrankte gabs Probleme. Darum wurde es entsprechend gut behandelt.
Aber wenns an Schlachten ging, vollzog sich das ohne eine "persönliche" Regung…
Das wird jeder bestätigen können, der (wie ich) seine Wurzeln auf dem Land hat.
David
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Eintrag #12 vom 02. Mrz. 2007 10:07 Uhr
Ulrich Busse
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Zivilrechtlich sind Tiere Sachen, richtig David. Sie sind allerdings inzwischen - wie ich finde zu Recht - mit besonderen Schutzrechten ausgestattet (Tierschutz).
Grüße aus dem Havelland
Ulli
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Eintrag #13 vom 03. Mrz. 2007 11:16 Uhr
Jürgen Trautmann
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Ich glaube, daß im Parzival irgendwo der Pferdename Gringuljete vorkommt. Allerdings war das vor einigen Jahrzehnten, eine ßbersetzung und der Name blieb mir hauptsächlich wegen seines blöden Klangs in Erinnerung…
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Eintrag #14 vom 07. Mrz. 2007 13:33 Uhr
Ameli
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Hallo,
mir fällt da auch noch Incitatus ein, das Lieblingspferd von Caligula.
Stimmt, Gringuljete! Da erinner ich mich auch dran!
Wie Alex schon sagte, hatten gut ausgebildete Pferde einen enormen Wert. Und damit bestimmt auch einen Namen ;-). Selbst in den ländlichen Gegenden im heutigen Polen oder Litauen, wo Pferde in der Landwirtschaft noch fest dazugehören, haben diese Ackerpferde alle Namen.
Aus der Antike kennen wir vereinzelt Pferdenamen, in der Vollblutzucht sind auch die Namen der Stammväter aus dem 17. Jhdt. bekannt. Mich würde es ehrlich gesagt wundern, wenn dazwischen nur unbenamte Pferde rumgelaufen wären.
Gruß
Ameli
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Eintrag #15 vom 08. Mrz. 2007 20:23 Uhr
Gerald Luck
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Was bedeuten die Namen Incitatus und Gringuljete eigentlich?
Viele Grüsse
Gerald
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Eintrag #16 vom 08. Mrz. 2007 23:03 Uhr
Bianca Kaiser
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incitatus ist das Partizip perfekt passiv von incitare (lat. antreiben), bedeutet also wörtlich angetrieben, im weiteren Sinne dann auch schnell (passend für ein Rennpferd).
Zum zweiten Namen kann ich nix sagen, leider
MfG Bianca
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Eintrag #17 vom 09. Mrz. 2007 21:40 Uhr
Johannes Mühlan
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Zu Gringuljete:
Könnte der erste Teil des Pferdenamens vom mittelhochdeutschen Wort grîn = Gewieher bzw. grînen, grîen = u. a. wiehern abgeleitet sein?
Johannes Mühlan
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Eintrag #18 vom 09. Mrz. 2007 22:02 Uhr
Stefan Deuble
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Und könnte "gul" was mit mhd "gul" = Pferd (nhd Gaul)zu tun haben? Und wäre es möglich, das jete nur ein Diminutuv ist und Gringuljete wörtlich übersetzt "Wieherpferdchen" heißt? Nur so ne Idee …
Stefan
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Eintrag #19 vom 10. Mrz. 2007 19:02 Uhr
Johannes Mühlan
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Gaul - gul scheint zu passen, entscheiden müssten die Etymologen. Mit jete/jet als Diminutiv wäre zwangsläufig auch eine Verniedlichung/Abstufung im Ansehen des Pferdes verbunden, was der Charakterisik des literarischen Gringuljete aber nicht entsprechen würde. Es müsste m. E. etwas Positives, Respektvolles sein, weil Ritter Gâwân das mit besonderen Eigenschaften ausgestattete Pferd "Gringuljete mit den roten Ohren" immer dann aus seinen mehreren Streit- bzw. Reitpferden auszuwählen scheint, wenn besondere Aufgaben/Prüfungen zu bestehen sind. Aber danke für den Anstoß zum weiteren Nachdenken. Eine vielleicht mögliche Ableitung von jet/jete aus mhd jeit=jaget=Jagd würde Jagdpferdeigenschaften bzw. die Schnelligkeit betonen, aber das ist Spekulation.
Ein weiterer Pferdename aus Parzival: Parzival selbst wählt sich "Inglîart mit den kurzen Ohren" für seine Reise aus.
Johannes Mühlan
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