Eintrag #1 vom 04. Feb. 2003 23:06 Uhr
Philipp Freiberger
Bitte einloggen, um Philipp Freiberger eine Nachricht zu schreiben.
Hallo liebe Wissengötter :)
Frage: Welche Pfeil-/Bolzenspitzen wahren im MA am häufigtsten anzutreffen.
Besondern Interesiere ich mich hier für Kriegspitzen in der Mitte des 14. Jhd. im Deutschen Raum.
So - wie komme ich auf die Frage….
Im "English Longbowman 1330 - 1515", im OSPREY Verlag, erschienen findet sich auf Seite 52 folgende Aussage: "…Evidence suggests that, although not of an armour-piercing design, the one fourth from the left, bottom row, was the most common for war arrows…"
Soooo wie beschreib ich jetzt was ich da sehe: An der besagten Stelle findet sich eine Pfeilspitze mit Wiederhacken. Diese Wiederhacken / "Flügel" liegen allerdings sehr dicht an der Pfeilspitzenmitte an, dem Bild nach max. 1 cm entfernung zum Schaft. Ist also die "Klassische Wiederhackenpfeilspitze"
Jetzt hat mir heute jemand aus meiner Gruppe gesagt das im "Pfeil und Bogen in der Merowingerzeit" steht das die "Panzerbrecher" am beliebtesten wahren weil diese unter anderem am einfachsten herzustellen seien (leider hab ich das Buch noch nicht - ich unterstelle mal das mein Freund weis wovon er redet *g*).
OK OK da liegen ein paar Hundert Jahre dazwischen - aber am Prinzip der Pfeilspitze hat sich ja nix geändert also wagen ich mal den Birnen und ßpfel vergleich.
Also weiss jemand welche Pfeilspitzen am beliebtesten wahren?
Wurde das der Situation angepasst (gegen Weiche oder Harte Ziele)?
Gab es Regionale Unterschiede?
Viele Fragen - Keine Antworten. Ich danke im Voraus.
Euer PHILIPP
… der gerade versucht eine "Rolle" aufzubauen :)
Bewertung:
Eintrag #2 vom 05. Feb. 2003 08:15 Uhr
Oliver
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um Oliver eine Nachricht zu schreiben.
Für den deutschen Raum kenne ich mich leider nicht wirklich gut aus, aber ein wenig im Englischen.
Beide Spitzen waren die gebräuchlichsten. :-)
Wenn ich Robert Hardy´s "The Longbow" noch richtig im Kopf habe, so wurden in der Mary Rose jeweils 8 der beiden Spitzenformen gefunden, wobei vermutet wird, das Spitzen mit Widerhacken schwerer herzustellen und teurer waren. Wenn man die Mengen bedenkt die zum Beispiel während des 100 Jährigen Krieges von der englischen Krone geordert wurden spricht dies für den Bodkin.
Funde von Bodkin Spitzen wurden in unterschiedlichsten Längen gefunden. Ich habe zum Beispiel eine mit ca 12 cm.
Der Einsatz der Bodkin Spitzen war gegen gepanzerte Ziele besser, wobei Spitzen mit Wiederkachen zur jagd oder ungepanzerte Gegener bevorzugt wurden. Eine weitere Vermutung die für die Bodkins als gebräuchlichste Spitze spricht sind die in der Mary Rose gefundenen Lederscheiben. Diese Scheiben haben in der Regel Löcher für 24 Pfeile, der Durschmesser ist ca 1/2 inch was eher auf Bodkin als auf Widerhaken deutet. Auch die Wisby Spitzen sind eher Spitzen vom Typ Bodkin.
Genaues kann man Dir aber die "Society of Archer Antiquaris" geben und wenn du mich anmailen möchtest gebe ich dir gerne eine Adresse eines Schmiedes, der alle Sorten Pfeilspitzen nach belegten Funden nachschmiedet
Ich hoffe ich habe etwas geholfen
Oliver
Bewertung:
Eintrag #3 vom 08. Feb. 2003 11:35 Uhr
Thomas Bitterli-Waldvogel
Zu diesem Fragenkomplex der mittelalterlichen Geschossspitzen gibt es seit 2 Jahren eine ausführliche Dissertation von Bernd Zimmermann. Dieses Werk ist publiziert beim Schweizerischen Burgenverein und kann dort bestellt werden (
wwwburgenverein.ch) zum Preis von ca. CHF 75.-
Hier kurz zusammengefasst für dieses Forum die Ergebnisse:
1. Bei der Formentypologie wird kein Unterschied gemacht, ob es sich um eine Pfeilspitze oder einen Armbrustbolzen handelt, deshalb wird die allgemeine Bezeichnung "Geschossspitze" verwendet.
2. Die Arbeit stützt sich auf einen Gesamtbestand von gegen 2000 Spitzen, die in den vergangenen Jahren bei archäologischen Grabungen in Burgen in der Schweiz und Süddeutschlan des 10.-16. Jhs. gefunden wurden. Dabei sind die hier in der Taverne zur Diskussion stehenden Geschossspitzen mit "doppelt geflügeltem Blatt" nur mit 8 Exemplaren ! vertreten.
3. Für die Zeit des 14.-16 Jahrhunderts werden gemäss dieser Untersuchung 11 Profiltypen mit Tüllenfassung und 4 Profiltypen mit Dornfassung festgestellt.
4. Der Autor hat in eigenen Experimenten versucht, zwei Geschoss-Profiltypen nachzubauen (bzw. zu schmieden). Für das Herstellen einer einfachen Geschossspitze mit rhombischem Querschnitt werden etwa 8 Minuten benötigt, vom rohen Eisenstab bis zur fertigen Tüllen-Geschossspitze.
Das Werk hat einen gewichtigen Nachteil. Ueber Ballistik und Wirkung im Ziel finden sich darin überhaupt keine Hinweise, schade.
Mit freundlichen Grüssen
T h o m a s
Bewertung:
Eintrag #4 vom 12. Apr. 2003 16:23 Uhr
Oliver
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um Oliver eine Nachricht zu schreiben.
Auf dem Bild ist ein englischer Fund zu sehen, einige Bodkins aber auch eine der Typ 16 Spitzen
Oliver
Bewertung:
Eintrag #5 vom 28. Mai. 2003 22:26 Uhr
Paul Ludwig
Bitte einloggen, um Paul Ludwig eine Nachricht zu schreiben.
Tach euch,
also, ganz einfache Frage:
Für welche Zwecke verwendete man die o.g. Pfeilspitzen? Ist die Kerbe an diesem Dorn an der Unterseite primär oder sekundär?
raptor nobils
Bewertung:
Eintrag #6 vom 30. Mai. 2003 07:52 Uhr
Oliver
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um Oliver eine Nachricht zu schreiben.
Hai
Was meinst Du denn mit Kerbe am Dorn ?
Nur um nochmal zu sagen, meine ganzen Post beziehen sich nur auf England, wie das auf dem Festland gewesen ist , weiß ich nicht sicher !
Was man über diese Form von Spitzen in fast jedem Buch über den Langbogen liest, ist das die Typ 16 Spitzen die eierlegendewollmichsau, zwischen der panzerbrechenden Wirkung der Bodkins und den Schnittverletzungen und Widerhaken war.
Oliver
Bewertung:
Eintrag #7 vom 14. Sep. 2004 20:00 Uhr
Peter Graumann
Bitte einloggen, um Peter Graumann eine Nachricht zu schreiben.
Hallo,
alter Beitrag, aber bei Diskussionen über geschichtliche Gegebenheiten dürfte das keine große Rolle spielen.
Ich kann jetzt nur von Armbrustbolzen sprechen - die eindeutig häufigste Bolzeneisenform des Spätmittelalters (sowohl für die Jagd als auch für den Kriegsgebrauch) ist die vierkantige, sprich: rautenförmiger oder quadratischer Querschnitt. Dies ist durch Funde belegt. Bei Wunsch liefere ich auch Fotos von verschiedenen Bolzeneisen.
mfg
Bewertung: