Mittelalter-Rock - was haltet ihr davon?
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Eintrag #1 vom 18. Sep. 2007 19:23 Uhr
Simone Bruch
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Seid gegrüßt!
Im Zuge meiner Examensarbeit interessiert mich brennend die Frage: "Was haltet Ihr von Mittelalter-Rock.?".
Wäre schön wenn mir jemand darauf antworten könnte.
Vielen Dank schon mal im Voraus.
Viele Grüße
Simone
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Eintrag #2 vom 18. Sep. 2007 19:36 Uhr
Roland Schulz
hallo simone,
es gibt ihn nicht, fertig.
vermutlich meinst du irgendein pseudofolkloristisch-esotherisch-rockig angehauchtes gedudel mit z.t. alten instrumenten und z.t. auch anlehnung an historische musikstücke oder texte.
ich habe ebenso noch nie von einem beethoven-rap oder einem mozart-rave gehört, auch ein paganini-punk ist mir bislang nicht untergekommen.
vielleicht kommt sowas irgendwann mal, aber alles was ich bisher hörte war entweder das eine oder das andere - dürfte auch schwer fallen, so etwas zu verbinden und dabei BEIDEM gerecht zu werden.
gruß,
roland
leben und handwerk
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Eintrag #3 vom 18. Sep. 2007 20:02 Uhr
Martin
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Hallo
Ich möchte mich roland anschließen! Es gab ihn nicht, egal ob du nun die Musikrichtung oder das Kleidungsstück (zumindest in meinen Darstellungszeiten ist mir keiner bekannt) meinst. Zum Kleidungsstück: Ich finde es Absolut furchtbar, dass sich so viele Kiltträger auf Ma-Märkten herumtreiben. (Nichts gegen die Kiltträger persönlich, aber ein Kilt oder ein Rock, vor allem für Männer, hat nun einmal nichts mit dem Ma zu tun). Zur Musikichtung: Auch wenn sie auf keinen Fall a ist, finde ich gewisse Bands (z.B. In Extremo) einfach genial! Ich kann es natürlich auch verstehen, wenn einem dieser Musikstil nicht gefällt, aber ihn nur nicht zu mögen, weil er nicht a ist finde ich etwas übertrieben. Es gibt auch nich eine Leben neben dem hobby!
Gruß
Martin
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Eintrag #4 vom 18. Sep. 2007 20:49 Uhr
Andrej Pfeiffer-Perkuhn
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Ich kann eine gewisse Aversion durchaus nachvollziehen. Wer allzu oft bei seinem Hobby mit einer Musikrichtung konfrontiert wird die so tut als sei sie mittelalterlich und das für den unbedarften Laien auch schwer macht anderes zu erkennen, kann leicht eine Abneigung entwickeln. Ich persönlich kann mit derartigen Stücken auch eher wenig anfangen und würde es lieber sehen wenn die Musik die damals tatsächlich verbreitet war, so überhaupt möglich, in Bewußtsein der Leute dränge. So wird wieder einmal das Bild vom dreckigen und barbarischen Mittelalter bedient. Was würde ich mal für eine gute Darbietung von Moriskentänzern geben. Jetzt außerhalb von Landshut.
Schöne Grüße
Andrej
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Eintrag #5 vom 18. Sep. 2007 21:39 Uhr
Nicole Müller
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Ich kann grad nicht anders und muss meinen Senf auch noch dazu geben….
Der historische Diskontext wurde ja schon erwähnt.
Obwohl man vielleicht vor Urzeiten eine leichte Sympathie für diese Art der Musikgestaltung aufbringen konnte, so haben sich alle karnevalistisch-kostümierten nervigen Dudelsackspieler der Szene aller größte Mühe gegeben, mir damit ordentlich auf den Pinsel zu gehen…. Nachdem sich am Sonntag morgen(ok, für andere eher mittag) , einer durchzechten Nacht, eine besonders nerviger Vertreter seiner Gattung, neben mein Zelt stellte und anfing mit seinem Gedudel (und es sind IMMMMMMMMMMMMMER die gleichen 4 Lieder die da runter geblasen werden) , ja seit dem kam mir der Gedanke eine konspirative Vereinigung gegen terroristische Volksdudler zu gründen.
Um deine Frage zu beantworten: Je länger man im Hobby ist, umso mehr nervt dieses Gehampel nur noch ( auf Märkten am aller meisten). War zumindest in einem 25 Mann Lager der einhellige Konsens…. (und das schlimmste ist, wenn man bei den besagten 4 Liedern, die man schon lange nicht mehr leiden kann, auch noch die Spielfehler hört, weil es derjenige noch nicht einmal ganz kann….) So, sorry, das musste mal raus. Sehen wir das etwa alleine so???
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Eintrag #6 vom 19. Sep. 2007 05:38 Uhr
Sven Wolfgang Pfeifenberger
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Um die Frage zu beantworten:
In seinen Anfängen als neue Form des Gothic Rock vor einer halben Ewigkeit war es neu, interessant und unterhaltsam.
Inzwischen machen unzählige Bands immergleich klingende Musik in den immergleichen albernen Klamotten und ja: oft genug spielen sie sogar die immergleichen Lieder.
Fazit: im besten Fall ist diese Art der Musik für mich langweilig…
Schöne Grüße
Sven
…der Aggressionen bekommt, wenn er das "Palästina-Lied" hören muss….
Sven W.P.
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Eintrag #7 vom 19. Sep. 2007 08:41 Uhr
Christian
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und ich steh total drauf. Ich finde Corvus und Konsorten klasse, ich mag die Musik, richtig laut aufgedreht ein geiles Ding zum Autofahren, oder zuhause putzen, heimwerken, wie auch immer.
Auf den Märkten, nenn ich sie nur Krach, da haben sie nix zu suchen und dass die meisten Dudelsäcke wohl so hergestellt sind, dass da nur eine handvoll Melodien rauskommen nervt extrem.
Dennoch Mittelalter-Rock (der Name ist schlecht gewählt) Im Auto, zuhause aus den Boxen, im Konzertsaal–> Daumen hoch!
Karl
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Eintrag #8 vom 19. Sep. 2007 09:57 Uhr
Bernd
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Ich oute mich als totaler "Mittelaltermusik"-Hasser.
Und damit meine ich nicht nur die Dudelsack-Gitarrenschrammler, sondern auch die Frauenstimmchen, die leise wimmernd ihre Harfe/Laute etc. zupfen…
Erst letzte Woche musste ich mich wieder über so ein Musikplakat totlachen, welches in meiner Nachbarschaft rumhing: abgebildet waren die üblichen Eso-Kelten-Batikrock-Gesichter, der Bandname und das Logo mit den üblichen Keltenkringeln "verziert" und als "Stilbeschreibung" stand da ernsthaft "MITTELALTERWELTFOLK" drunter …und die spielen dann auch konsequent im "Aktivspielplatz im Herrngarten, kleiner Hinweis für anwesende Darmstädter ;-)
Anfangs hatte ich noch Sympathie zu den elektronischeren Zugängen zu dieser Musik wie z.B. Qntal, aber nach jahrelanger multipler Szeneerfahrung hängt es mir einfach nur noch zu den Ohren raus.
Wie schon meine Vorredner gesagt haben, gibt es auch eigentlich nur 5 Lieder, die innerhalb der Szene kursieren, aber ich wage zu behaupten, daß es nicht das Unvermögen einzelner Musiker ist, den Ton zu treffen, sondern es ist eine eigene Kunstform und ein Diktum der Szene-Musiker, die Töne exakt NICHT zu treffen.
Und wenn man mal das unheimliche Gefühl hat, statt der ewigen 5 gleichen Lieder ein neues Lied zu hören, so stellt man bei genauem Hinhören fest, daß das eigentlich nur eines der 5 Lieder ist, daß durch konsequentes Falschspielen über "Generationen hinweg" zu einer neuen Melodey mutierte…
Und wenn man dann am Ende eines Marktes, auf dem man mit Dudelsackgegröhle dauerbeschallt wurde, abbaut, was hört man dann aus den Autos der anderen Akteure, die an einem vorbeifahren ? Dudelsack-Metal-Geschrammel !!!!
Schlimm genug, daß sich vor 10 Jahren Metal in Form von "Gothik-Metal" wiederrechtlich in die Gruft-Dissen geschummelt hat, nun muss man dort auch noch Corvus Corax, In Extremo & Co ertragen!
Gut, ich muss gestehen, daß ich aus diesen Gründen kaum noch in "normale" Gruft-Dissen gehe, scheinbar wird dort der Middelaldä-Boom durch Kirmes-Tekkno (auch nicht mehr ganz taufrisch "Weiber-Elektro" genannt) abgelöst…
Der einzige Song mit Dudelsäcken drin, der in meinen Augen richtig gut ist, ist "Vive Le Feu" von Bérurier Noir. Das ist guter alter dreckiger Franzosen-Punk aus dem Jahr 1985, als Corvus Corax & Co noch in die Windeln geschissen haben - aber auch diese Dudelsack-Passage ist eine Variation oder besser gesagt Urform der 5 ewiggleichen Lieder…
Weiterhin großartige Musik, die evtl. in Ansätzen in Richtung Mittelalter geht, gibt es von Dead Can Dance, das hat aber zum Glück überhaupt nichts mit "Mitttelalter-Rock" zu tun (das sind Sound-Perfektionisten)…
Um auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen: "Nichts !"
So, das waren 5 Minuten Lästerei eines intoleranten MA-Musik-Hassers ;-)
Grüße aus der Nachbarschaft…
ciao - Bernd
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Eintrag #9 vom 19. Sep. 2007 10:15 Uhr
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Dem meisten kann ich mich einfach anschließen.
Es gibt ein paar wenige Gruppen, die es schaffen, eigenständige Musik zu machen.
Die haben dann auch kapiert, daß es mehr Instrumente als Dudelsack und Schlagzeug gibt.
Die große Mehrheit hat weder an Instrumenten, Liedern, oder gar Musikern(*) eine Bandbreite, die über das übliche, mittlerwiele ausgelutschte Krachbumm Maß hinaus gehen.
*)
Zu den Musikern:
Ich finde es faszinierend, daß die Zahl der Musiker, wenn man die Personen einzeln zählt, nur ca 60-70% der aufaddierten Mitgliederzahlen der Gruppen ergeben. Etliche Musiker haben Solo oder Nebenprojekte mit Musikern anderer Gruppen, was an sich ja ok ist, aber wo liegt der sinn, wenn das neue Projekt genau das selbe, beliebig austauschbare Gedudel wie die beiden ersten bringt ?
Oh, und ein weiter Punkt, der mir massivst auf die Nerven geht, sind einige transportierte Inhalte.
Ich kann halt einfach nicht mehr fröhlich zu einem Lied über die von bösen Christen veranstaltete grausame Hexenverfolgung edler Heiden im Hochmittelalter rumhüpfen. Geht nicht mehr. Genauso die gernbesungene Freiheit des fahrenden Volkes, der Söldner uva… Wenn man mal weiß, was für ein Schrott eigentlich in den Aussagen steckt, machts keinen so großen Spaß mehr, auch wenn das Lied ausnahmsweise vielleicht sogar mal eines der besseren ist…
Gruß, Ivain
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Eintrag #10 vom 19. Sep. 2007 11:46 Uhr
Frank Hasenöhrl
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Ist -mit Einschränkungen- ne tolle Sache.
Wenn man das "Mittelalter" nicht zu ernst als Definition nimmt.
Als ehemaliger Hobbymusiker (Keyboarder bei einer Progressiv-Rock-Metal Band) kenne ich das Problem, welches Viele Musiker haben:
- Was kann ich Neues in die Musik bringen und
- Wie mache ich mich interessant.
Wenn man also nicht eine der Vielen Bierzelt-Coverbands, Castingbands oder 3-Akkord-Garagenband sein will such man nach Nischen.
Jetzt ergibt es sich nunmal, daß einigen Szenen (Rock, Metal, Heavy, Progressive) das Publikum wegläuft (sofern es eines gab) und man nun feststellt, daß gerade GOTHIC schwer im kommen ist.
Dort findet sich ein Sammelsurium am Electro, Pop, Tecno und Metalbands und Stilrichtungen die früher unvereinbar waren werden gemischt und diese Mischung akzeptiert. Bands wie Rammstein vermischen Tecno-Beats und Synthiklänge mit harten Gitarren und Düsteren Texten, Depeche Mode wurde düsterer und werden als "Götter" des Gothic gefeiert, Metalbands verlassen den klassischen "Riff-Rock" und werden Symphonischer und fast "klassisch". Bands wie Nightwish und Within Temptation taten hier ein weiteres, um "Fantasy" und Rock Charttauglich zu machen. Sowas ähnliches gab´s vor Jahren mit den alten Genesis, Marillion, Saga, Yes etc.
Eine Musik die textlich und musikalisch zum ZUHßREN bewegte. Jetzt kam es, daß gerade dieser Hang zu "fremden Welten" und "Realitätsflucht" bei den Gothics und Mittelalterleuten sehr angesagt ist.
Was liegt für Musiker also näher, als neue Trends in die Musik aufzunehmen.
Nimm "Pur" mit etwas Geige oder anderen "historisch anmutenden Elementen" und Du hast "Schandmaul". Rammstein haben "Subway to Sally". "Tanzwut" und "In Extremo" den Weg geebnet und "Saltatio Mortis" sind DIE Boyband (*G*) der Mittelalterszene. Gleichzeitig braucht man für Live-Performances auf den Märkten keine teure Licht- und Musikanlage und macht trotzdem Werbung für die Elektrifizierten Alben.
Aber gerade auf den Märkten gibt es viele "Möchtegernbands" die in Lederfetzen auf die Bühne gehen, irgendwie auf Trommeln rumhauen und seltsame Töne aus selbstgebastelten Dudelsäcken hervorbringen und zum 1000sten male Herr Mannelig oder das Palästinalied präsentieren.
Im Gegenzug kamen dann auch mehr Gothics, Metaller, LARPies etc. auf Mittelaltermärkte und Querverbindungen entstehen. Sicher auch ein Argument, warum der A-Anspruch auf den Märkten immer mehr den Bach runtergeht.
"Gebt den Leuten was sie wollen" lautet hier oft das Motto der Veranstalter, da ja keiner bei einer Veranstaltung draufzahlen will.
Die meisten "ernsthaften" Bands distanzieren sich daher auch vom Begriff "Mittelalterrock" und werden eher von Musikkritikern in diese Schublade gesteckt. (Mittelalterrock = Rock + Mittelalterliche Elemente) - und dann wurden neue Begriffe wie Pagan-Folk, Neo-Folk, Fanatays-Rock etc. entwickelt ….
Die Musikszene bildet automatisch immer neue Schubladen.
Teilweise versuchen die Musiker auch, sich mit historischen Akkordfolgen zu beschäftigen (der Gitarist von Subway to Sally) und bekommt so musikalisch interessante Ergebnise, aber dies wird alles eher als Erweiterung des musikalischen Horizontes genommen und hat nichts mit "musikalischem Reenactment" zu tun.
Wirkliches "Musikreenactment" ist nicht Massenkompatibel und "vom Markt auch nicht gewünscht" - außer halt von "A"-Vertretern, und die Zahlen den Musikern sicher nicht deren Lebensunterhalt. Es gibt hier sicher auch den ein oder anderen Musiker, die ein oder andere Gruppe, aber die werden es wohl als "Nebenprojekt" zu deren normaler Arbeit als Hobby betreiben.
Nur … hier muß man - genau wie nach guten A-Gruppen - suchen.
Euer
Fuchs
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Eintrag #11 vom 19. Sep. 2007 12:19 Uhr
Bernd
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Bei "Sammelsurium" und "Stilrichtungen die früher unvereinbar waren werden gemischt" gebe ich Dir recht, bei "und diese Mischung akzeptiert" muss ich sagen: nicht überall…
Leider muss ich zugeben, daß Bands, die nach Klischeeklemmbrett für ein bestimmtes Zielpublikum produzieren, nicht nur bei pubertierenden Teenagern, sondern auch in der ach so anspruchsvollen Gothic-Szene sehr erfolgreich sind (was vielleicht auch daran liegt, daß die Gothic-Szene halt auch zum großen Teil aus pubertierenden Teenangern besteht)…
Ich hatte mir vor Jahren ein "Within Temptation" - Video angesehen und mich köstlich amüsiert: Ok, da ist die irische Moorlandschaft, nun kommt der Bodennebel, ok, nun bricht der Vollmond zwischen den Wolken hervor, nun sieht man die obligatorische weise Eule, nun kommt das weise Pferd, ok, jetzt zoom zur Band, die Jungs schauen alle gaaaaaaaaaanz bose - haben sogar glühende Augen, die Sängerin natürlich im Walle-Walle Kleid, womit auch dieses Klischee auf der Liste abgehakt wäre…
Auch musikalisch entspach das den gängigen Klischees, was der Band auch den entsprechenden Erfolg garantierte.
ßhnliche Klischeeerfüllung gibt es beim Mittelalter-Gedudel, auch hier führt es zum Erfolg.
…Und hier wie dort gibt es die wenigen alten Säcke, die sich darüber aufregen…
…Da ich aber wenn ich mich in Rage rede immer so anhöre wie mein Vater, der mir weismachen wollte, daß es außer den Beatles und den Roling Stones keine gescheiten Musiker gäbe, höre ich auf, sollte ich besser aufhören…
…ist wohl auch nur ein natürlicher Prozess.
ciao - Bernd
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Eintrag #12 vom 19. Sep. 2007 12:25 Uhr
Wolfgang Ritter
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Nunj, irgendwie bi ich der Meinung, dass diese Frage in einem Forum, dass sich einer bzw. mehreren historischen Epochen verschrieben hat, genauso gut oder fehl am Platze ist, wie in einem Forum über Haushaltsgeräte.
Es dürfte ja wohl nicht nöher begründungsbedürftig sein, dass dieser Mittelalter-Rock im Sinne einer akkuraten Darstellung einer historischen Epoche nichts mit dem Mittelalter zu tun hat.
Du könntest also mit der gleichen Berechtigung die Frage stellen, was die Forumsleser und -schreiber von Ambient-Grindcore-Tekkno-Funkabilly-Punkgrass halten…..dem einen gefällt’s, dem anderen nicht….
Worum geht es denn bei Deiner Examensarbeit?
Grüße
Wolfgang Ritter
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Eintrag #13 vom 19. Sep. 2007 17:53 Uhr
Simone Bruch
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Ich untersuche in meiner Examensarbeit, ob Mittelalter-Rock ein Bindeglied zwischen der Gothic- und der Mittelalter-Szene darstellt.
In dieser Hinsicht scheiden sich die Geister sehr. Natürlich kann es nicht das alleinige Bindeglied sein, aber zumindest für einige Personen stellt es eine erste Annäherung an beide Szenen dar.
Jetzt bitte nicht über mich herfallen, denn es gibt tatsächlich Leute, die zuerst Mittelalter-Rock (ich bin übrigens auch der Meinung das der Name zur Musikrichtung nicht so richtig passt, aber naja)gehört haben und dann sich intensiver mit dem Mittelalter beschäftigt und daran gefallen gefunden haben.
Simone
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Eintrag #15 vom 19. Sep. 2007 18:05 Uhr
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Wenn das dein Thema ist, habe ich einen Tip für dich.
Frankfurt, "Final-Destination", Mittwochs oder Freitags, wenn DJ "Granini" auflegt.
Oder auch "The Cave", Mittwochs bei Ars Vaganti.
(Beides den Teminlisten der Clubs zu entnehmen, sind nur bestimmte Tage)
Das erste sind Gothicabende, auf denen unter anderem ein großer Teil der angesprochenen Musik läuft, das findest du also viele Gothics, die diese musik mögen, das zweite läuft unter "Mittelalterabend" und spielt eigentlich nur die hier besprochene Musik (teilweise live) und dort findet man auch die von dir angesprochene Schnittmenge von Goth/Larp/Markt-MA.
Ist von Darmstadt aus ja erreichbar, und wenn ich Pech hatte, kennst du das eh beides ;-)
Gruß, Ivain
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Eintrag #16 vom 19. Sep. 2007 18:10 Uhr
Jens
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Das Bindeglied dürfte weniger die Musik, denn die Verklärung vergangener Zeiten sein ;)
Im übrigen hoffe ich, dass Du dir klar machst, dass es "die" Mittelalterszene nicht gibt.
Gruss, Jens
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Eintrag #17 vom 19. Sep. 2007 20:38 Uhr
Simone Bruch
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Besten Dank das ihr mir so zahlreich geantwortet habt. Für deinen Tipp Ivain auch noch mal Danke! Das Cave kenn ich zwar, aber Mittwochs war ich bisher noch nicht da. Werd ich mir bei Gelegenheit mal ansehen :-)
Viele Grüße, Simone
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Eintrag #18 vom 20. Sep. 2007 19:51 Uhr
Karen Thöle
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Hallo Simone!
Du solltest vielleicht genauer differenzieren, welche Art von Musik Du genau meinst. Unter "Mittelalter-Rock" würde ich spontan eher an Gruppen denken, deren Grundlage E-Gitarren sind, auch wenn andere, historische Instrumente hinzutreten können. Was hier in einigen Antworten angesprochen wurde, sind Gruppen, deren Grundlage Dudelsäcke und Trommeln sind. Ein Bindeglied zwischen beiden Typen sind Gruppen, die beides machen. Echte Fans werden sich dann beide Richtungen ihrer Lieblingsgruppe anhören - vielleicht aber auch nur eine der beiden Richtungen mögen.
Die Typen von Veranstaltungen, auf denen diese verschiedenen Stile zu hören sind, sind unterschiedliche. Das eine der Mittelalter-Markt, das andere das Rockkonzert. Die beiden Gruppen müssen sich also nicht berühren. Allerdings habe ich teilweise schon gelesen, daß Leute sich ihr "erstes Gewand" für ein Konzert von "Blackmores night" genäht haben, um vielleicht in der ersten Reihe stehen zu dürfen.
Ich hatte übrigens auch schon mal daran gedacht, die Musik der "Mittelalter"-Märkte unter musikethnologischen Gesichtspunkten zu analysieren. Mich hätte interessiert, wo die Musiker ihre Anregungen herholen, und ob die Fans die Musik mögen, weil sie glauben, daß sie mittelalterlich ist, oder weil es ja nun doch mal originelle Elemente gibt.
Ich rate also zu differenzierter Fragestellung.
Bis denn
Karen
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Eintrag #19 vom 20. Sep. 2007 20:12 Uhr
Karen Thöle
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Nachtrag:
Mich hat die Musik zum Mittelalter gebracht - und letzten Endes von den Märkten wieder weggebracht. Allerdings ist meine Geschichte wahrscheinlich absolut nicht typisch.
Ich hatte in Frankfurt am Konservatorium die Gelegenheit, mittelalterliche Musik im Sinne der historischen Aufführungspraxis kennenzulernen. Ich wollte den Alltag kennenlernen, in den diese Musik eingebunden war. Ich entdedckte die Märkte, hoffte, dort diesen Alltag zu finden, hoffte, dort Gleichgesinnte zu finden, die sich ebenfalls für mittelalterliche Musik und mittelalterlichen Alltag interessierten.
Im Laufe der Zeit erkannte ich, daß beides auf den Märkten nicht wirklich gefunden werden kann. Die Musik dort hat mit mittelalterlicher Musik nichts zu tun, und mittelalterliche Alltagskultur findet man dort im Allgemeinen auch nicht. Stattdessen entdeckte ich eine "Szene in der Szene" (übrigens zuerst hier bei Temous vivit), Leute, die es mit Kleidung und Handwerk genauso ernst nahmen wie ich mit der Musik. Das war mir sympathisch. Ich gab meine Suche auf den "Mittelalter"-Märkten auf und entdeckte die Museumsveranstaltungen.
So, das wars zu mir.
Bis denn
Karen
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Eintrag #20 vom 21. Sep. 2007 12:11 Uhr
Wolfgang Ritter
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Ich habe hier auch Schwierigkeiten mit dem Begriff "Mittelalter-Szene". Was bezeichnest Du als solche? Die Mittelaltermärkte haben meistens leider weder was die Kleidung und Ausrüstung, noch die dargestellten Alltags- oder Handwerkstätigkeitzen angeht, mit "dem Mittelalter" zu tun. Selbst die gezeigten Militärdarstellungen sind meistens zweifelhaft. Ganz abgesehen davon werden mit dem Begriff Mittelalter bereits einige Epochen über einen Kamm geschert, die voneinander doch arg weit weg sind.
Konsequenterweise hat "Mittelalter-Rock" daher genauso wie Mittelaltermarkt für mich nichts mehr mit "dem Mittelalter" zu tun, auch wenn ich seinerzeit auf einem MA-Markt mit dem Hobby infiziert wurde….ehrlich gesagt fand ich bis auf wenige Ausnahmen aber bereits damals die meiste dieser so gennannten Mittelalterbands eher peinsam.
Wolfgang Ritter
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Eintrag #21 vom 21. Okt. 2007 19:44 Uhr
Georg
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Mittelalter-Rock ist von der Herkunft her eine Abart des Celtic Rock.
Celtic Rock entstand in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts in der Bretange, getragen insbesondere durch Alan Stivell. Traditionelle bretonische Melodien wurden zeitgemäß-rockig interpretiert, wobein modernes Rock-Instrumentarium mit traditionellen bretonischen Instrumenten kombiniert wurde.
Typische Besetzung war ein bis zwei E-Gitarren, ein E-Bass, Schlagzeug, Harfe, Bombarde, Sackpfeife, traditionelle Trommeln, TinWhistle, seltener Keyboard. Die Musiker waren in aller Regel erfahrene und kompetente Profimusiker.
Der Celtic Rock war politisch.
Mittelalter-Rock ist eine verdünnte Abart dieser Musik, die darunter leidet, dass die gespielten Melodien eben KEINE volkstümlichen Melodien sind, sie sind dem Publikum nicht schon von den Großeltern her bekannt. Auch sind die Musiker die Mittelalter-Rock spielen häufig nicht gerade die virtuosesten Instrumentalisten sondern leider oftmals amateurhafte Musikanten oder Musikstudenten die erste Aufführungserfahrungen machen. Zudem fehlt dieser Musikrichtung, die ich eher in den Bereich der ‘volkstümlichen Musik’ einordnen würde, jede gesellschaftliche Aussage, allenfalls läßt sich ein gewisser Eskapismus feststellen.
Georg
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Eintrag #22 vom 22. Okt. 2007 22:05 Uhr
Dieter Lang-Zörner
.. wobei jedwede Musik, richtig genossen, eine Form der Realitätsflucht darstellen kann.
Mittelalterrock… schwieriges Thema, ich denke es ist, trotz den rund (!) 10 Jahren, die dieses Phänomen dauert, noch eine im Anfang steckende Richtung, die sich weiter wandeln wird.
Ich selbst mache unterschiedliche Musik. Mittelalter - das begann für uns vor über 12 Jahren damit, dass unser lieber Musikwissenschaftler sich noch mit div. Folianten zurückzog um diese zu transcribieren und in moderne Notation zu versehen. Die Te4xte blieben im Original, das Instrumentarium war ausgesucht und zum teil selbst rekonstruiert. Ergebnis: WUnderbare Musik, auf Konzerten perfekt, auf Märkten gnadenlos dem Untergang geweiht.
Warum komme ich nun mit Märkten? Nun, dort machen auch wir lautere (wenn gleich def. keine reine "Marktmukke") um uns das Geld zu verdienen, dass dann in interessante Instrumente gesteckt wird.
Lange Rede: Der Erfolg in Masse berechnet liegt eindeutig bei "Laut und Schnell", weil dies unter Zuhilfenahme von basslastigen Trommeln und Dudelsäcken wesentlich einfacher zu konsumieren ist und - man glaubt es kaum - einen riesen Spaß macht. Man könnte es fast körperlichen Spaß nennen.
Vielleicht hinkt der vergleich: Mittelalterrock ist Hitparadenrock, mittelalterliche Musik die "klassische Musik". Nicht unähnlich bzgl. Auftrittsverhalten, Publikum und Verbreitung.
Tortzdem hege ich Hoffnung, dass sich tatsächlich etwas eigenständiges, hohes daraus entwickeln wird. Oder auch nicht. Vielleicht ist alles in 10 Jahren genauso vorbei wie es anfing. Ich sage dazu abschließend nur: "Tuttus Flurreo" (und ich brauchte tatsächlich 5 Minuten um zu verstehen, dass sie LATEIN damit meinten…) ;-)
Dieter
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Eintrag #23 vom 30. Jul. 2008 13:31 Uhr
Christian Seidel
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um mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen...
Breche ich mal eine Lanze für die MA-Musikszene. Ich versuche mal auf die verschiedensten Vorurteile einzugehen, die ich oft höre und lese.
1. Qualität und Lautstärke
Man sollte von vornherein erst mal zwischen höfischen Spielleuten und fahrenden Spielleuten unterscheiden. Was die Qualität und die Instrumente anbelangt so waren die höfischen den fahrenden sicherlich um einiges überlegen. Nun sollte man sich die Frage stellen ob sich ein gut bezahlter, oder adeliger Musiker dazu herabgelassen hätte für das gemeine Volk zu spielen? Nimmt man einen sehr schlechten Dudelsack-, Schalmeien-, Flöten-, Lautenspieler so hat man vermutlich den Standart des fahrenden (vogelfreiem) Spielmann (dabei meist noch Gaukler, Erzähler, Nachrichtenverkünder, etc.).
Der Trugschluss ist der, das auf Festen des gemeinen Volkes nur höfische Klänge erklangen. (Klänge erklangen… das muss ich mir merken) Dies ist dem Klischee der Edlen Maiden und Edlen Recken sehr verwandt. Man kann aber davon ausgehen (wenn man z.B. von der arabischen Musik ausgeht) das es auch sehr Laut und Percussionlastig zugegangen sein kann. Genauere Aufzeichnungen finden sich nämlich nicht oder nur sehr spärlich.
Festzuhalten ist aber, dass die fahrenden Spielleute zu einer Randgruppe ohne Rechte gehörten, die sich ihren Lebensunterhalt mit Gauklerei, Musik, Theater, Nachrichtenübermittlung und meist auch Diebstal verdienten. Ob man in diesem Kontext die musikalische Qualität erwarten kann die viele fordern, bleibt dahingestellt.
2. Der Mittelalterdudelsack kann nur wenige Melodien spielen und ist musikalisch stark eingeschränkt.
Das ist schlicht und ergreifen einfach Falsch. Sicher ist der "Mittelalter" (Anführungszeichen sind gewollt) Dudelsack leicht im Nachteil was manche (vorallem Schottische) Verzierungen angeht, aber kaum ein Dudelsack ist so wiedersandsfähig gegen äußere Einflüsse wie der MA-Dudelsack. Außnahmen bestätigen die Regel. Und man muss sich vor allem vor Augen führen wofür so ein Instrument gedacht ist. Einen Sack der für Auftritte im freien gedacht und gebaut ist, überblasen zu wollen halte ich für fast unmöglich, es sei denn man borgt sich die Arme von Hulk und eine 2. Lunge. Dieser Dudelsack wurde von fahrenden Musikern gespielt, die 1. im Freien vor möglichst großem Publikum spielten und 2. ihre Lebensgrundlage damit verdienten. Diesen Musikern war sicherlich wenig daran gelegen sein möglichst feine und reine Musik zu spielen, ferner beforzugten sie höchstwarscheinlich die brachialere Variante um möglichst viel Aufmerksamkeit und damit verbunden mehr potentielle zahlende Zuhörer anzulocken.
3. Die Marktmusiker nehmen es mit der Epoche nicht so genau.
Genau genommen (von den Lederhosenträgern mal abgesehen) ist das sogar durchaus warscheinlich. Die Kleidung der fahrenden Musiker setzte sich meist aus Sachen zusammen die sie erbettelten oder von Zuhörern geschenkt bekamen. Daher kann es durchaus sein, das ein Musiker aus dem 15. Jahrhundert noch Sachen trug, die im 12 jahundert modern waren.
Es ist sicherlich nachzuvollziehen das auch die Spielleute der Vergangenheit um nichts bemühter waren als darum aufzufallen. Daher gab es sicherlich schon in der Vergangenheit die wildesten Kombinationen und "Verkleidungen".
4. Die Marktmusikanten sind musikalisch schlecht.
Wie ich schon unter Punkt 1 erläutere ist dies auch historisch gesehen sehr warscheinlich und vermutlich sogar am ehesten authentisch.
Der wahre Grund das die Qualität der Marktmusik sehr leidet, ist die Tatsache das viele Veranstalter lieber einen schlechten Spielmann für 50 Euro anheuern als einen guten für 500 Euro . Da der "standart" Marktbesucher den Unterschied schon nicht hören wird.
Da sich gerade das "dudelsacken" immer größerer Beliebtheit erfreut, gibt es immer mehr Menschen die eher "spassanderfreude" Musiker sind. Professionelle Musiker im Mittelalterbereich, die von den Gagen leben müssen, werden oft verdrägt, was mit einem Qualitätsverlust einhergeht. Das soll nicht heissen, das es nicht genug sehr gute bis superbe Amateurmusiker gibt.
Historisch gesehen kann man aber festhalten, das es mit Sicherhei bei dem Fahrenden Musikervolk auch mehr um die Schau (Show) ging als um die Musik an sich.
5. Es werden immer wieder die selben Lieder oder Variationen davon gespielt.
Das hat den einfachen Grund das es relativ wenige Aufzeichnungen der "Volksmusik" von Damals gibt bei denen auch jemand die Noten dazugeschrieben hat. So bietet gerade die Camina Burana einen großen Schatz an Minne und Texten, nur fehlt eine notierung der dazugehörigen Noten. Bestenfalls kann man diese Texte interpretieren und in ein bekanntes (z.B. Springtanz) Schema pressen. Dies aber dann authentisch zu nennen, da man sich auf vermutungen stützt, halte ich für sehr fragwürdig. Bei der geringen Auswahl an Noten aus der betreffenden Zeit (Damit ist keine höfische Musik gemeint), die sich noch vermindert wenn man sich an eine bestimmte Epoche und Gegend hält ist es mehr als logisch das sich fast alles gleich anhört.
Abschließend ist sicherlich anzumerken, dass ich mich auf Marktmusik und nicht auf den sog. Mittelalter-Rock beschränke. Dieser ist allenfalls als "mittelalterlich" zu bezeichnen und oft von noch geringererer musikalischer Leistung als Marktmusik (beschränkt auf den Dudelsack).Und Mittelalterlich kann man aber so ziemlich alles nennen, das in eine Tunika oder Lederhose passt. Im übrigen oute ich mich mal, denn ich höre diese Art von Musik eigentlich recht gerne (Folkstone, Schandmaul, etc.)
In diesem Sinne
Liebe Grüße
Karotte
PS: Bernd ich sehe schon, falls ich es schaffe mal zu euch zu kommen, gibt es schon genug Stoff für ein erstes Gespräch ;)
Bewertung:
Eintrag #24 vom 30. Jul. 2008 13:51 Uhr
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Ja nee, nun sinds Vorurteile…
Interessante Wortwahl.
Zu deinen Punkten 1, 2 und 4:
Wenn ich mir ansehe, was in Handwerk und Kunst an Detailverliebtheit und Qualität geleistet wird, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß ein "sehr schlechter" heutiger Marktkrawallo auch nur im Ansatz dem damaligen Durchschnitt entspricht.
Vom Verhalten schonmal ganz abgesehn, hätten wir mittelalterliche Zustände und diese Gestalten wären Rechtslose, würde es nach ein paar Minuten "Show" wahrscheinlich ein paar unterdrückte Schmerzenslaute und dann Ruhe geben.
Zu 2 alleine:
Was das Instrument kann, keine Ahnung.
Was die Musiker zeigen, da stimmt der Vorwurf.
Allerdings frage ich mich dann eher, warum eine große Bandbreite an Instrumenten kaum beachtet wird.
Zum Punkt 3:
Klar… 300 Jahre alte Lumpen.
Ist recht, das muß man nicht mehr weiter kommentieren, denke ich.
Zum Punkt 5:
Stimmt so einfach nicht.
Es gibt weit mehr Stücke, als die, die man immer wieder hört.
Selbst unter denen, die insgesamt gespielt werden, gibt es einige, die eher selten gespielt werden, und andere, die sowas von durch sind, daß es schon an Körperverletzung grenzt.
Abschließend bleibt die Frage, wenn es denn möglich wäre, mehr Variation zu betreiben, wenn eh alles auf eigener Interpretation beruht, und es keiner so genau wissen kann…
Selbst wenn man das als gegeben nähme…
Warum klingen dann 90% der Gruppen wie die Kopie der Kopie der Kopie eines schlechten Originals?
Es ist einfach Fakt und kein Vorurteil, daß sich ein Großteil der Marktmusiker einen feuchten… um historische Vorlagen scheren, und einfach irgendwas in ihren Ohren "ambientiges" spielen. Das gepaart mit mal mehr, mal weniger vorhandenem musikalischen Talent, aber eine Lanze brechen zu wollen für jemand, der eigentlich selbige garnicht will, ist unnötig.
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Eintrag #25 vom 30. Jul. 2008 14:03 Uhr
Jens
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"3. Die Marktmusiker nehmen es mit der Epoche nicht so genau.
Genau genommen (von den Lederhosenträgern mal abgesehen) ist das sogar durchaus warscheinlich."
Wow. Das ist die Untertreibung/Feststellung des Jahrtausends ;))
Die Masse an Muskikern ist im Durchschnitt so immens schlecht, dass es praktisch schon unmöglich ist, für eine hochqualitative Veranstaltung Leute zu bekommen, die
a.) historische Stücke
b.) auf historischen(!!! nicht nur so halb) Instrumenten
c.) schön
d.) in passender vorhandener eigener oder passender gestellter/anzufertigender/wasweissich Kleidung
e.) künstlerisch gut dargeboten
spielen. Dagegen steht eine ungeheure Masse an fettleibigen halbnackten Kerlen und schwarzen, nietenbesetzten Lederfetzen mit speckiger Frisur (sofern Haare noch vorhanden oder nicht in irgendwelche kruden Formen rasiert), einem Fantasydudelsack/Trommel, kaum Kinderstube, und ebensowenig Musikbegabung.
Alternativ den Typus Freizeitnarr mit Schellen (die obiger Typ oft auch zur Genüge an irgendwelchen Körperregionen getackert trägt), Kleidung in buntesten Farben aus Stoffen und Schnitten und quäkigem halbmodernen Instrument, der meint, das Tourdion qualifiziert ihn zum hochauthentischen Barden.
Die kleine Masse an zumindestens akustisch guten Leuten geht da unter.
Und das ganze hat den Effekt, dass Events mut hoher Qualität dann teilweise wirklich akustisch ruhig sind.
Ich glaub, für nen Darsteller, der Musik als Handwerk begriffen darstellt, in der gleichen Weise wie Färber, Taschenmacher usw. mit Zeit, Region, passender Klamotte und co. würd ich beinnahe ne Sammlung machen!
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Eintrag #26 vom 30. Jul. 2008 15:02 Uhr
Christian Seidel
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Ich wollte hier niemandem zu nahe treten..
Was mich dennoch interessiert ist ob Sie Herr Klenner mir dann mal eine Liste von Lieder mit entsp. Nachweis aus dem Jahre 1300 geben könnten? Vielleicht bin ich einfach nur noch nicht fündig geworden.
Im ßbrigen ist ein bestimmter Typus von Musikant gemeint, der hier so energisch kritisiert wird. Mit meinem Einwurf der Lederhosenträger, dachte ich ich hätte deutlich gemacht was ich davon halte. Aber gut.
Im übrigen kann ich mir sehr gut vorstellen warum Mancher Musiker etwas gereitzt reagiert, wenn man sich die energisch geführte Debatte hier ansieht. Ich will nichts beschönigen und manches ist eine arge Beleidigung für meine Ohren, vorallem als Laienmusiker, trotzdem scheint es dem Publikum zu schmecken.
Des weiteren war der meine Darstellung der Zeiträume in denen Kleidung verwendet wurde vielleicht etwas zu groß gegriffen, bzw. zu überspitzt. Fakt ist jedoch das einige Quellen von recht abenteuerlichen Gewandungen der Musiker berichten.
Zu meinem Vorredner bleibt noch zu sagen, das Punkt C Schön, im Auge des Betrachters (leider) liegt. Aber auch bei Ihnen würde ich mich freuen wenn Sie eine Quelle für die richtige Intonierung der Instrumente um 1300 hätte. Ach damit wären Sie mir einen großen Schritt vorraus.
Liebe Grüße
Karotte
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Eintrag #27 vom 30. Jul. 2008 15:53 Uhr
Timm
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Was geht denn jetzt hier ab? Du forderts, nicht so hitzig zu diskutieren und fängst zu Siezen an?
An erster Stelle würde es evtl. helfen, wenn du deine Thesen mit Fakten untermauern würdest. Dein Beitrag ist gespickt mit Vermutungen, die im Kontext wie Tatsachen erscheinen.
Mir hingegen erscheint dein Beitrag wie ein Versuch, den hanebüchenen Schlunz der von "MA-Musikern" auf Märkten verzapft wird schön zu färben.
Ich für meinen Teil halte mich einfach an belegbare Fakten und gut. Interpretationsspielräume, die es immer gibt, sind kein Freifahrtschein für volksverdummenden Unsinn, der in keiner Weise in die (belegbare) mittelalterliche Gesellschaft passt.
Gruß,
Timm
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Eintrag #28 vom 30. Jul. 2008 16:25 Uhr
Christian Seidel
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Hallo Timm,
Zitat: "Mir hingegen erscheint dein Beitrag wie ein Versuch, den hanebüchenen Schlunz der von "MA-Musikern" auf Märkten verzapft wird schön zu färben."
Zitat von mir: "Ich will nichts beschönigen und manches ist eine arge Beleidigung für meine Ohren, vorallem als Laienmusiker, trotzdem scheint es dem Publikum zu schmecken."
Deutlicher kann man es eigentlich nicht sagen.
Quellen : z.B. Die Spielleute im Mittelalter. Gaukler, Dichter, Musikanten (Gebundene Ausgabe)
von Wolfgang Hartung (Autor)
MFG
Karotte
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Eintrag #29 vom 30. Jul. 2008 16:31 Uhr
Katrin Auer
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Ich kenne einige wenige Bands, die auf MA-Märkten auftreten, die nach meiner subjektiven Ansicht technisch gut sind, schöne Musik machen (sogar mit Dudelsäcken ;-)), putzige Kostüme und eine sehr unterhaltsame Show haben.
Nur: diese Darbietungen haben leider kaum etwas mit Mittelalter zu tun. Deswegen denke ich, sie sind auf Veranstaltungen, die behaupten, "das Mittelalter" zu zeigen, fehl am Platz.
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Eintrag #30 vom 30. Jul. 2008 20:24 Uhr
Thomas Schatek
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Hallo Miteinander,
auch ich finde den Ausdruck Mittelalterrock als fehl am Platze. Für mich ist diese Art von Musik Dudelsackrock und wie jede Spielart der Musik findet diese Anhänger und Menschen die sie ablehnen. Ich zähle mich zu denen, die diese Musik dann und wann gerne hören.
Gruß
Tom
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Eintrag #31 vom 30. Jul. 2008 20:38 Uhr
Nele
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Ich nenne es ja mittlerweile auch nur noch Mittelalter-Rock. Eine Zeit lang habe ich es noch Folk genannt aber das triffte s auch nicht und unter "Mittelaltermusik" versteht mittlerweile fast jeder was.
Es gibt durchaus Musiker, die versuchen sich an Quellen zu halten und das imho auch gut rüberbringen. Aber das ist halt irgendwie nicht so das, was das breite Publikum sehen/hören will.
Marktmusik halt. Auf VAs mit wirklich historischen Anspruch werden die doch ey nicht eingeladen. Und da die meisten Märkte mit MA ey nicht viel am Hut haben hab ich auch kein Problem damit, wenn dort die üblichen Verdächtigen spielen.
Manche finde ich zeitweise ja auch recht gut. Auch wenn sich tatsächlich nur wenig wirklich gute rauskristalisiert haben. Die Masse der "eher im Mittelfeld" angesiedelten Gruppierungen, die sich alle gleich anhören und immer die selben 5 Lieder runternudeln, recht groß ist.
Unterm Strich : Ja höre ich schon mal gerne. Aber komplett unabhänngig von meinen ernsthaften MA-Bestrebungen ;)
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Eintrag #32 vom 30. Jul. 2008 22:50 Uhr
Constantin
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@ Karotte
Kurz zu Deiner These:
"2. Der Mittelalterdudelsack kann nur wenige Melodien spielen und ist musikalisch stark eingeschränkt."
Das kann ich so nicht stehen lassen.
Ein Mittelalter- und übrigens auch ein moderner Dudelsack läßt sich jeweils nur in wenigen Tonarten stimmen (z.B. über Kürzen der Bodune von C in F).
Wie viele Melodien man dann darauf spielen kann, hängt einzig und allein von der Virtuosität des Musikers ab.
Die meisten Flöten sind auch auf eine Tonart gestimmt und dennoch gibt es unendlich viel Flötenmusik…
Wenn man nun also nur wenige verschiedene Melodien zu Gehör bekommt, liegt das nicht am Instrument. Nicht jeder, der aus einem Dudelsack Töne herausbekommt, ist auch ein Musiker…
Gruß,
Constantin (der ab und an Mittelalterrock durchaus was abgewinnen kann)
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Eintrag #33 vom 31. Jul. 2008 08:16 Uhr
Christian Seidel
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lies bitte meinen Text nocheinmal richtig, dann wirst du festellen, das ich genau deiner Meinung bin.
Gruß und Freundschaft
Karotte
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Eintrag #34 vom 31. Jul. 2008 13:29 Uhr
Constantin
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Stattgegeben…
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Eintrag #35 vom 13. Jan. 2009 01:39 Uhr
Jan Finkhäuser
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Tja, das leidige Thema mit die Dudelsäckens...
HeHe, endlich ma n Thema in das ich sofort einsteigen kann…
Ich glaube man sollte sich von der Vorstellung lösen, dass Marktmucker in irgendeiner Weise an der Darstellung Interessiert sind (wobei es auch solche gibt, aber die trifft man recht selten an).
Die meisten sind in iherr D&D oder DSA Runde mit In Extremo, Schandmaul, Subway to Sally und konsorten in Berührung gekommen und haben gemerkt, das Dudelsäcke nicht nur Scotland the brave spielen können.
Durch Pen und Paper Rollenspiele (vereinzelt vielleicht noch durch Larp) inspiriert werden sich Lumpen zusammengenäht und die Größten Dudelsäcke (mit Teufelsköpfen an der Bordune etc.) von angesagten Sackbauern gekauft. Irgendwer der lieber Davul spielt ist auch schnell gefunden und dann ab dafür, Palästinalied, Traubentritt und Herr Mannelig einstudiert, ab auf den ersten Markt.
Nach ein, zwei Jahren hat man dann n bissel erfahrung und wird sogar gebucht (meist auf kleinen Märkten…)
So Geschehen bei ein paar Leuten mit denen Ich früher zusammen Irish Folk gemacht habe.
Mit Darstellung haben die Leute nix am Hut, denen geht es nur um Laut sein und Leute unterhalten, also eher ne Randerscheinung, die mit Mittelalter so viel zu tun haben wie AC/DC.
Was aber wiederum die Konsumenten nicht stört, den wie ich jetzt feststellen musste, werde ich mit meiner Aktuellen Band permanent nach Märkten gefragt, sogar von Veranstalter eingeladen, obwohl wir (und das haben wir mehrmals klar gemacht) den Deutsch Folk der 70er ( Liederjahn, Moin, Zupfgeigenhansel etc.) mit dem Kunstlied der Romantik verbinden und hauptsächlich Texte aus dem deutschen Balladenschatz (Romantik/Sturm und Drang, also Goethe etc…) vertonen.
Mittelalter, eindeutig (wobei keines unserer Instrumente aus dem Mittelalter stammt…)
Ausserdem sind wir als Duo eh zu leise für Märkte, aber na ja, die Leute wollen uns da hören…
…nur wir da nicht spielen…
so genug geschwafelt, zum eigentlichen Thema find ich nix unbedingt verwerfliches an Mitteölalterrock es gibt da auch guten und schlechten, auf Märkten meistens schlechten…
Prosit
Jan
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Eintrag #36 vom 13. Jan. 2009 16:33 Uhr
Heiko Marquardt
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Seid Buddy Holly tot ist,ist feierabend mit dem Rock and Roll!
>;o)
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Eintrag #37 vom 17. Jan. 2009 19:22 Uhr
Friederike Katz
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Ich als Fan von allem was laut ist, finde z.B. In Extremo ganz wundervoll! Und soweit ich weiß, haben die noch nirgendwo behauptet, authentisch mittelalterliche Musik zu machen. So lange sie diese Behauptung meiden, werde ich diese Verbindung von unterschiedlich alten und neuen Elementen weiter hoch schätzen.
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Eintrag #38 vom 18. Jan. 2009 01:31 Uhr
Georg
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Friederike schrieb:
>> haben die (erg: In Extremo) noch nirgendwo behauptet, authentisch mittelalterliche Musik zu machen <<
Das ist so nicht ganz richtig. In Extremo klangen früher anders als heute und sie traten auch anders auf. Ich kann mich sehr gut an ein Interview aus den frühen 1990er Jahren erinnern, in dem sie sehr genau darlegten, dass und wieso sie ihre Darbietungsweise für historisch richtiger hielten als etwa die von zB Thomas Binkley und anderen Musikern, die eine eher klassisch geprägte Art der Aufführung Früher Musik pflegten.
In Extremo hingegen vertraten die Meinung - und belegten diese anhand von Bildern und zeitgenössischen Texten - dass ‘mittelalterliche’ Musik offenbar in nicht geringem Umfang gut tanzbare Musik war und klanglich durch laute Instrumente wie Sackpfeifen und Trommeln geprägt war.
Das war allerdings keinesfalls ‘Mittelalterrock’, was IE damals spielten.
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Eintrag #39 vom 18. Jan. 2009 15:53 Uhr
Friederike Katz
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Da war ich noch n Kind und hatte von In Extremo noch nie was gehört!
Gut, vielleicht habe ich nicht jedes einzelne Interview nachgeforscht, dass die seit Bandgründung gegeben haben - heute jedenfalls behaupten sie nicht, authentisch mittelalterliche Musik zu machen, das ist für mich entscheidend.
Ich meine allerdings mal was gelesen zu haben in der Art von "Musik, die für heutige Verhältnisse ähnliche Wirkung bietet, wie damalige Musik zum Feiern auf die Leute damals gewirkt haben könnte". KßNNTE ist dabei das entscheidende Wort. Niemand behauptet, im Besitz der reinen Wahrheit zu sein, es handelt sich um eine (wahrscheinlich sehr freie und deutlich vom heutigen Zeitgeist geprägte) Interpretation der vorhandenen Quellen.
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