Eintrag #1 vom 02. Mai. 2000 21:05 Uhr Andreas Grzeß
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Hallo Ich wollte mich zum thema Medizin im MA schlaumachen. Also wer was weiß nehmt kontakt auf. ßhh Bitte. CU Andy
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Medizin im MAEinträge 1 bis 24 (von insgesamt 24 Einträgen)Eintrag #1 vom 02. Mai. 2000 21:05 Uhr Andreas Grzeßnach oben / Zur Übersicht
Hallo Ich wollte mich zum thema Medizin im MA schlaumachen. Also wer was weiß nehmt kontakt auf. ßhh Bitte. CU Andy
Eintrag #2 vom 03. Mai. 2000 00:02 Uhr Christoph Bitternach oben / Zur Übersicht
Also, als Epilepi hab ich mich ein wenig schlau gemacht über die Behandlung dieser Krankheit im MA. Rausgefunden hab ich folgendes: Der Kranke wurde auf einen Stuhl gefesselt, der Arzt nahm ein Meißelähnliches Gerät, das von einem Priester erstmal geweiht wurde. Dann wurde diese Meißel dem Pazienten in den Kopf geschlagen, damit der böse Geist daraus entweichen kann. Das Ergebnis war unglaublich: 2% der Kranken wurden tatsächlich geheilt!!! (der rest überlebte nicht oder wurde wahnsinnig) Gruß v. Arlen
Eintrag #3 vom 03. Mai. 2000 09:27 Uhr Ruth (Nachname für Gäste nicht sichtbar) Bitte einloggen, um Ruth eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht
Hallo, in der Tempus-Vivit-Bibliothek findet sich ein Artikel zur mittelalterlichen Medizin, außerdem gibt es hier in der Taverne schon einen Thread Medizin im MA, ebenso je einen über Wundbehandlung und Krankheiten im MA. Einen Artikel über die Hospitäler und Heilmethoden der Johanniter im MA findest Du auf der Homepage der IG Hospitalis im Skriptorium (www. tempus-vivit.net/hospitalis). Deshalb nur ein ganz kurzer (!) Abriß (für detailliertere Informationen solltest Du mal spezifizieren, für welchen Zeitraum und welchen Kulturkreis Du Dich im Einzelnen interessierst): In der Zeit vom 9. bis 13. Jahrhundert waren Arzt- und Priestertum in Europa eng verschwistert. Die Pflege der Heilkunst lag in dieser Zeit vornehmlich bei den Klöstern. Große medizinische Büchersammlungen entstanden in den führenden Klöstern, die sich zu Pflegestätten medizinischer Wissenschaften entwickelten, bevor Universitäten gegründet und damit auch weltliche ßrzte ausgebildet wurden. Die medizinische Wissenschaft des Mittelalters fußte auf den Lehren der griechischen und römischen ßrzte. Unter dem Einfluß der moslemischen Kultur im heiligen Land fand auch die arabische Wissenschaft, wo im Gegensatz zum christlichen Europa die antiken Lehren bewahrt und erweitert worden waren, vor allem über den Einfluß der Pflegeorden Eingang in die europäische Medizin. Die Grundlage bildete die Humoralpathologie, die von Hippokrates entwickelt und von Galenus erweitert worden war. Danach war die Gesundheit von dem normalen Verhältnis der vier Körpersäfte, Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle, abhängig. Galenus ordnete den vier Körperflüssigkeiten die Eigenschaften der vier Elemente zu: Feuer/Hitze, Luft/Kälte, Wasser/Feuchtigkeit, Erde/Trockenheit. Eine Krankheit erklärte man sich als Verschiebung des Gleichgewichtes dieser vier Körperflüssigkeiten (Dyscrasia). Aus der Säftelehre erklärt sich die Wichtigkeit, die man der Harnschau und dem Aderlaß beimaß. Das Harnglas wurde geradezu zum Wahrzeichen ärztlicher Tätigkeit. Deshalb gehörte die Beachtung der Absonderungen und Ausscheidungen zur Grundpflege, insbesondere die Harn- und Stuhlbeschau. Aderlaß und Schröpfen diente der Regulierung des Säftegleichgewichtes. Da allen Nahrungs- und Heilmitteln ebenfalls bestimmte Eigenschaften zugewiesen wurden, erklärt sich auch die große Bedeutung der Diätetik in der mittelalterlichen Medizin. Ruth
Eintrag #4 vom 03. Mai. 2000 20:35 Uhr Christoph Bitternach oben / Zur Übersicht
Hallo Ruth! Es gab doch eine Zeit, wo die Behandlung und Genesung eines Kranken als Angriff auf den göttlichen Willen galt. Kannst Du mir sagen, um welche Zeitspanne es sich da handelte? Gruß v. Arlen
Eintrag #5 vom 04. Mai. 2000 20:10 Uhr Ruth (Nachname für Gäste nicht sichtbar) Bitte einloggen, um Ruth eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht
Hallo Christoph, sorry, aber ich bin noch nicht so weit in die Geschichte der Medizin eingedrungen, daß ich diese Frage genau beantworten könnte - wäre wahrscheinlich auch eher etwas für die Kirchenhistoriker unter uns… (Hallo Nikolai). Zur Zeit der frühen Mönchsmedizin war das aber sicherlich noch so. Ein Beispiel: in einer Bamberger Handschrift aus dem 9. Jahrhundert verteidigt sich ein Klosterbruder wegen seiner Beschäftigung mit der Heilkunde gegen Angriffe und Vorwürfe anderer Kleriker unter Berufung auf die Bibel und das Vorbild des Apostels Lukas und der Heilmartyrer. (K. Sudhoff: Eine Verteidigung der Heilkunde aus den Zeiten der Mönchsmedizin. Archiv für Gesch. D. Med. Bd. VII, 1913, S. 223-237) Ach ja, noch etwas, was Dich interessieren könnte: ich habe gerade gelesen, daß Anfang des 14. Jahrhunderts kurioserweise die Fallsucht zu den ansteckenden Krankheiten gezählt wurde (Lilium medicinae des Bernhard v. Gordon, 1303) Ruth
Eintrag #6 vom 05. Mai. 2000 23:48 Uhr uli büttnernach oben / Zur Übersicht
Hallo, ich bin auf der Such nach Hilfe. Es geht um ein Referat über Heilpflanzen allerdings in der Steinzeit (genauer gesagt Neolithikum, bzw. LBK). Natürlich gibt es aus dieser Zeit keine Aufzeichnungen, meine einzige Daten-Quelle ist ein Pollenspektrum aus einem Brunnen dieser Zeit, aber es interessiert mich, welche Pflanzen so in der Volkskunde und in den mittelalterlichen Kräuterbüchern empfohlen werden (oder auch in der Antike). Gibt es da irgendwelche Quellen, die ich anzapfen könnte, ohne daß ich mir höllisch teure Bücher von Hildegard v. Bingen oder Plinius kaufen muß? Wäre nett, wenn sich "Wissende" bei mir melden würden,
seid bedankt, uli
Eintrag #7 vom 06. Mai. 2000 17:46 Uhr Alex Kraus Bitte einloggen, um Alex Kraus eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht
Hallo Christoph! Aus christlicher Sicht gab es zwei Krankheitsmodelle: Das A-Modell war das Hiobsmodell: Gott prüft die von ihm auserwählen. Das B-Modell stützt sich auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter: Der Kranke fordert (als Ebenbild des armen Christus = pauper Christus) zum Liebesdienst auf. Daß genau er und nicht ein anderer krank wurde ist eine Strafe für Sünde, und zwar nicht nur für die eigene sondern auch für die der Vorfahren (und zwar bis zu 16 Generationen). Nach kirchlicher Auffassung durften beide Fälle nicht therapiert werden, da es eine Einmischung in Gottes Wille sei, Gott will nicht, daß diese Kranken gesund würden. Ende des 8. Jahrhunderts äußerte der Abt Richbodo von Lorsch (der gehbehindert war, daher auf medizinische Hilfe angewiesen), daß es auch non-A non-B-Krankheiten gibt, also Krankheiten, die weder zur Prüfung noch als Strafe für Sünde anzusehen sind. Da diese Krankheiten nicht gottgemacht wären, dürfte, ja müßte ein Arzt sie behandeln. Da der Arzt nun aber nicht weiß, welchen Krankheitsgrund er vor sich hat, müsse er erst mal alle Krankheiten behandeln, bei A oder B würde sich nur eben kein Behandlungserfolg einstellen, der Kranke würde nicht geheilt. Diese Auffassung führte auch zum Streit mit seinen Kapellenvorstand Alkwin. Richbodo verteidigte seine Auffassungen in dem Brief "Defensio artis medicinae". 788 schrieb er eine Art "Gesundheitsreform". Dies ergab einen neuen Autonomieraum für ßrzte und der seit dem Ende der Antike auf kleiner Flamme köchelnden Medizin wieder neuen Aufschwung. Richbodo forderte auch eine einheitliche Medizinversorgung im gesamten deutschen Reich. Dies war allerdings sehr teuer, wobei der hauptsächliche Teuerungsfaktor die exotischen Arzneimittelkomponenten waren. Dem konnte man entgegenwirken, indem man in den Klöstern einheimische Heilpflanzen (auch in größeren Mengen) anbaute. Das führte letzendlich auch zur herausragenden Stellung der Klöster in der Medizin. Der Abt Walahfrid Strabo von Reichenau schrieb ein Gedicht auf seinen Kräutergarten ("Hortulus"), der sogar zum Vorbild des St. Gallener Klosterplans (eine Art "Musterkloster", nach alle anderen Klöster ausgerichtet werden sollten) wurde. Grüße,
Alex.
Eintrag #8 vom 17. Mai. 2000 13:38 Uhr Antje Wachtmannnach oben / Zur Übersicht
Hallo! Ich habe ein recht interessantes Buch zum Thema Medizin im Mittelalter gelesen. Es ist unter anderem unterteilt in die verschiedenen Gebrechen und schließt auch die Medizin im Orient mit ein. Es heißt: Die Kranken im Mittelalter Autor:Heinrich Schipperges Verlag: C.H.Beck ISBN-Nr.:3 406 33603 5 Ich hoffe es wird dir etwas helfen.
Grüße Antje
Eintrag #9 vom 27. Mai. 2000 09:50 Uhr Andreas Grzeßnach oben / Zur Übersicht
Ich wollte mich nur mal schnell für die nettern Tips be danken bis dann
Patrick Meier zu Spellen
Eintrag #10 vom 23. Aug. 2000 07:13 Uhr Jennifer (Nachname für Gäste nicht sichtbar) Bitte einloggen, um Jennifer eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht
irgendwo in den tiefen der taverne hat mal jemand ein buch ßBER jenen kräutergarten von walahfried strabo erwähnt. ich finde es nicht mehr. kann mir jemand helfen ?
Gwenfron filia Madoc de Trellech
Eintrag #11 vom 14. Apr. 2004 18:12 Uhr Nina Weiher Bitte einloggen, um Nina Weiher eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Hilfe
Hallo zusammen!
Kann mir jemand sagen wo ich Informationen über Heilkunst, Heilmittel und Heilmethoden im Mittelalter in Europa bekomme??
Danke im Voraus
Gruß Tana
Eintrag #12 vom 14. Apr. 2004 18:35 Uhr Anna (Nachname für Gäste nicht sichtbar) Bitte einloggen, um Anna eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Heilkunst
Hallo, Nina
Ein Buch, das ich gelesen habe, ist
"Bader, Medicus und weise Frau -
Wege und Erfolge der mittelalterlichen Heilkunst"
von Wolfgang F. Reddig
Es ist unterhaltsam und deckt einen recht weiten Zeitbereich ab, weswegen es aber auch wenig spezifisch ist.
Es werden zwar Informationen über Heilmittel, Heilmethoden und Heilkunst geschildert, aber ich weiß ja nicht, wie genau Du das brauchst.
Recht genau werden die Syphilis, die Pest, Aussatz (Lepra) und das Antoniusfeuer beschrieben.
Sonst die Werke Hildegards von Bingen, da ist garantiert etwas für Dich dabei.
Liebe Grüße, Anna
Eintrag #13 vom 14. Apr. 2004 20:54 Uhr Kurt Scholz Bitte einloggen, um Kurt Scholz eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Medizin im MA
Schreib mal an den Pater Kilian, der kennt sich in dieser Hinsicht aus. Vielleicht kanner dir auch mit Originalquellen weiterhelfen.
Hassan al Rammah
Eintrag #14 vom 15. Apr. 2004 08:18 Uhr Gunter Krebs Bitte einloggen, um Gunter Krebs eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Primärquellen
Hildegard von Bingen ist nicht wirklich repräsentativ für die Heilkunst im Mittelalter - besonders muss man aufpassen, nicht irgendeine esoterische Abhandlung über HvB zu bekommen. Empfehlen kann ich:
"Heilwissen - von den Ursachen und der Behandlung von Krankheiten"
Hildegard von Bingen
Herder-Spektrum Verlag
Sehr interessant sind einige weiterr Bücher aus dem Hochmittelalter über die Heilkunst:
- "The Trotula - An english translation of the Medieval Compendium on Women’s Medicine"
ed. Monica H. Green
University of Pennsylvania Press
- "Healing & Society in Medieval England - A Middle English Translation of the Pharmaceutical Writings of Gilbertus Anglicus"
Ed. Faye Marie Getz
University of Wisconsin Press
Ansonsten sind einige Werke aus dem Altertum sozusagen die Standardwerke der Medizin im MA:
Plinius, Dioskurides, Galen und Pseudo-Apuleius
Gunter - turba-delirantium.skyrocket.de
Eintrag #15 vom 15. Apr. 2004 10:13 Uhr Ingo Ludwig Bitte einloggen, um Ingo Ludwig eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Mooooment,
die Medizin im Mittelalter war (wie in diesem Thema schon andere [Christoph und Alex] schon bemerkt haben) immer auch eine Frage des Glaubens an Gott, Vorsehung und Schicksal - nicht allein eine "blanke Wissenschaft", dies war damals untrennbar miteinander verbunden. Insofern sind die hier erwähnten "esotherischen" Abhandlungen sehr wohl repräsentativ für die Medizin im Mittelalter.
Gruß, Ingo
Eintrag #16 vom 15. Apr. 2004 11:36 Uhr Claudia Henn Bitte einloggen, um Claudia Henn eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Medizin im MA
@ Ingo.
Ich glaub Gunter meint mit esoterischen Abhandlungen, Bücher die so moderne Esoterische Ansichten vertreten und hat sich damit nicht auf die mystischen Komponenten von Hildegards Texten bezogen.
Sprich, es steht was von Hildegard von Bingen auf dem Umschlag aber hat wenig mit dem Inhalt des Buches zu tun.
Claudia
Eintrag #17 vom 15. Apr. 2004 15:03 Uhr Gunter Krebs Bitte einloggen, um Gunter Krebs eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Eso-Hildegard
@ Claudia
genau so hatte ich das gemeint.
@ Ingo
Natürlich gehörte der Glaube im Mittelalter untrennbar in die Medizin. Wovor ich warnen wollte, sind die unzähligen (modern-)esoterischen ‘Werke’, die sich in irgendeiner Weise auf Hildegard beziehen, aber nun wirklich nicht geeignet sind, sich mit der Mittelalterlichen Medizin zu beschäftigen, weil sie Hilde und modernen Mystizismus gnadenlos verwursten.
Was das "nicht repräsentativ" der HvB betrift: HvB hat einen deutlich mystischere Perspektive in medizinischen Belangen als andere Zeitgenossen (z.B. Gilbertus Anglicus oder Trota von Salerno). Leider wird das sehr selten erkannt, weil HvB heute einfach viel populärer ist und damit als repräsentativ angesehen wird.
Die Medizin im HMA basierte im allgemeinen eher auf den antiken Werken von Plinius, Dioskurides, Galen und Pseudo-Apuleius. Der Hildegard-Mystizismus war eher eine Ausnahme in der Medizin.
Gruß,
Gunter - turba-delirantium.skyrocket.de
Eintrag #18 vom 31. Jan. 2005 14:37 Uhr Marlene Klaus Bitte einloggen, um Marlene Klaus eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Medizin in der frühen Neuzeit
Ihr lieben Fachleute von Tempus Vivit:
Ich suche Informationen zu einer ganz konkreten Krankheit: Leberzirrhose anno 1593. Wie war die Behandlung, der Krankheitsverlauf, das Erkennen der Krankheit?
Gibt es Hexen, Heilerinnen oder medizinhistorisch sich auskennende Leute unter euch, die mir Informationen geben können?
ganz herzliche Dankeschöns im Voraus
Marlene
Marlene Klaus
Eintrag #19 vom 01. Feb. 2005 12:12 Uhr Dr. Nicole Schneider Bitte einloggen, um Dr. Nicole Schneider eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Medizin im MA
Hallo Marlene,
1593 ist kein Hochmittelalter, sondern Renaissance. Das ist wichtig, da die Herangehensweise der hochmittelalterlichen und der Medizin der Renaissance komplett unterschiedlich sind. In der Renaissance wurde die Anatomie und Sektion als sehr wichtig angesehen, insofern konnte man beim Toten die geschrumpfte Leber sehen.
Die Diagnose Zirrhose lässt sich heute durch enzymatische Profile und bildgebende Verfahren stellen. Die Möglichkeiten entfallen für 1593.
Die Zirrhose entwickelt sich infolge von ererbten Krankheiten, Entzündungen (viral, bakteriell, akuter Vergiftung) und geht in der akuten Phase mit Fieber und einer Leberschwellung einher. Die Leberschwellung ist schmerzhaft und tastbar. Eine weitere, typische Ursache für eine Zirrhose ist chronischer Alkoholmissbrauch.
Wenn es zu einem Funktionsausfall der Leber kommt, erscheint als Leitsymptom die Gelbsucht (die jedoch auch andere Ursachen haben), Fettstühle und verfärbter Urin.
Gelbsucht und Fieber wurden in der Renaissance unter dem Begriff "sulphur" als "Krankheitsleitbild" zusammengefasst.
Die Infos geben Dir natürlich keine konkrete Antwort auf Deine Frage nach der Zirrhose, aber legen die Annahme nah, dass man in der Renaissance weniger von der Zirrhose als vielmehr von der Gelbsucht gesprochen haben könnte. Daher wäre es interessant zu wissen, wie Du zu der spezifischen Fragestellung kommst, z.B. ob Du Dich auf einen Text aus der Renaissance beziehst, in dem der Begriff Zirrhose aufgeführt wird - und dann wäre auch der Kontext hilfreich.
Nicole
Eintrag #20 vom 03. Feb. 2005 15:56 Uhr Marlene Klaus Bitte einloggen, um Marlene Klaus eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Leberzirrhose / Sulphur
Antwort für Nicole:
Hi Nicole. Dankeschön für dein ausführliches Antworten. Tatsächlich lautet die ßberschrift über meiner Anfrage auch "frühe Neuzeit" und nicht "Hochmittelalter" (auch Renaissance genannt).
Tja, so ausführlich deine Erläuterungen auch sind, ich bräuchte eher ein "volksmedizinisches" Herangehen an die Sache, also wie hätte eine Heilerin diese Krankheit anno 1593 erkannt. Geholfen hat mir, dass sie wohl noch nicht als "Zirrhose" bekannt war.
Ich habe die Frage aus persönlichen / Recherchezwecken gestellt. Fand keinesfalls einen alten Text, in dem o.g. Begrifflichkeit auftaucht.
Dank an dich nochmals
Grüße Marlene
Marlene Klaus
Eintrag #21 vom 04. Feb. 2005 09:47 Uhr Dr. Nicole Schneider Bitte einloggen, um Dr. Nicole Schneider eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Medizin im MA
Hi Marlene,
die folgenden Symptome sind dem Pschyrembel (klinisches Wörterbuch), 256. Auflage entnommen, dürften aber im Prinzip die gleichen sein wie die in der Renaissance. Eine Zirrhose kann zu Störungen des Blutkreislaufs führen, dann können sich bis zu 15 L Flüssigkeit in der Bauchöhle ansammeln, die Umfangsvermehrung ist nicht zu übersehen. Juckreiz, rötliche Verfärbung der Handinnenflächen, die Gelbfärbung des Weissen im Auge, Schwarzfärbung der Haut unter Sonneneinwirkung, eine deutlich sichtbare Gefässzeichnung auf der Bauchhaut, Abneigung gegen bestimmte Speisen, insbesondere von Fetten, Blähungen, die fettige Beschaffenheit des Kots, bei Zirrhosen in Folge von Gallengangsverschlüssen die Braunfärbung des Urins, ein eingefallenes Gesicht, sogenannte Lacklippen, spinnenförmige Gefässneubildungen (im Gesicht) neben dem Druckschmerz am rechten Rippenbogen sind typische Zeichen, die ohne sonstige Diagnosemittel (eventuell Harnbeschau, Uringlas erhalten bis /von 1700, Elisabeth Bennion, alte medizinische Instrumente), also volksmedizinisch nachvollziehbar sind, obwohl nicht klar ist, ob sie 1593 in den Zusammenhang eingeordnet wurden.
Therapeutisch kann ich Dir leider nichts genaues sagen, lediglich allgemeine Hinweise. Auch in der Renaissance wurden noch Schröpfen und Aderlass betrieben (nicht nur von ßrzten, sondern beispielsweise auch von Badern). Diätetische Massnahmen wurden sicherlich ebenfalls ergriffen.
Heilpflanzen : Echtes Johanniskraut (Galle), Schöllkraut (Galle und Leber). Letzteres ist jedoch auch giftig (und man kann-s sogar zum Färben verwenden), Löwenzahn, Pfefferminze, echtes Tausendgüldenkraut, -(GU Naturführer Heilpflanzen)
Vielleicht kannst Du Dich anhand der Hinweise zumindest weiterhangeln.
Herzlichen Gruss
Nicole
Eintrag #22 vom 04. Feb. 2005 15:24 Uhr Nyna (Nachname für Gäste nicht sichtbar) Bitte einloggen, um Nyna eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Medizin im MA
super Buch für Einsteiger:
Krankheit und Heilkunde im MA
mit jedemenge weiterführender Literatur
Nina
Eintrag #23 vom 05. Jun. 2008 17:32 Uhr Swenja Karsten Bitte einloggen, um Swenja Karsten eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Kindbettfieber bzw. Sepsis
Hallo zusammen,
auch nach stundenlangem Googeln habe ich nichts über das Thema "Behandlung von Sepsis im Mittelalter" gefunden. Wahrscheinlich konnte man sie schlicht nicht behandeln, aber es muss doch wenigstens Versuche dazu gegeben haben?
Gebete, Rituale, Volksmedizin?
Da hier offensichtlich sehr gebildete Menschen unterwegs sind, bitte ich um Hilfe und danke allen, die sich die Mühe machen.
Viele Grüße,
Swenja
Eintrag #24 vom 05. Jun. 2008 18:51 Uhr Niels Mertens Bitte einloggen, um Niels Mertens eine Nachricht zu schreiben.nach oben / Zur Übersicht Pfeilverwundungen
Nur am Rande, weil ich das Thema grad sehe:
Hier finden sich auch ein paar Sachen ueber die Behandlung von Pfeilwunden.
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