Latrinen und Kloaken
Einträge 1 bis 8 (von insgesamt 8 Einträgen)
Eintrag #1 vom 07. Feb. 2003 11:17 Uhr
Lisa & Manfred Wolber
Bitte einloggen, um Lisa & Manfred Wolber eine Nachricht zu schreiben.
In verschiedenen Threads wurde darüber diskutiert und gestritten, was alles (nicht) als Latrinenfund überkommen ist. Darüber fiel mir auf, dass gerade zu den "originär" zu erwartenden Funden fast nichts bekannt zu sein scheint. Daher also die Frage: "Womit wischten sich unsere Altvorderen den Hintern ab?"
Diese Fragestellung interessiert mich besonders (eigentlich nur :-)) im Hinblick auf städtische Latrinen. Dabei sind extraordinäre (Wortspiel!) Funde wie Brokatreste weniger interessant. In ländlichen Bereichen - wir haben leider hier eine weniger gut erforschte Situation als bzgl. städtischer Aborte - stand organisches Material in ausreichendem Maße zur Verfügung. Aber hat man wirklich Stroh, Laub und Moos in die Stadt gebracht, nur um die Hygiene zu gewährleisten? Stoffe/Lumpen aus abgelegter Kleidung, Reste aus der Tuchherstellung bzw. Lederreste … na, ich weiss nicht. Und Wasser gab’s auch nicht neben jedem Donnerbalken.
Und bitte: keine Vermutungen (mir ist schon klar: die waren damals auch nicht blöde ;-)), nur Fakten, Fakten, Fakten!
Sch…t mich zu mit Belegen.
Beste Wünsche
Manfred
circa 1310
Kölner Kaufleute zu Beginn des 14. Jahrhunderts
Bewertung:
Eintrag #2 vom 20. Apr. 2004 17:10 Uhr
Roman Grabolle
Bitte einloggen, um Roman Grabolle eine Nachricht zu schreiben.
"Stoffe/Lumpen aus abgelegter Kleidung, Reste aus der Tuchherstellung bzw. Lederreste … na, ich weiss nicht".
Angesch….en, is nämlich doch so ;-)). Vielleicht keine Lederreste, da dürfte es kaum sauberer damit werden, aber in handliche Stücke zerschnittene Textilien sind aus zahlreichen Latrinen von Burgen und Städten belegt.
Auf die Schnelle habe ich jetzt leider auch nur ein Beleg für die 2. Hälfte 16. Jh. in:
Puhle, Matthias (Hrsg.), Hanse, Städte, Bünde. Die sächsischen Städte zwischen Elbe und Weser um 1500. Ausstellung Kulturhistorisches Museum Magdeburg, 28. Mai bis 25. August 1996; Braunschweigisches Landesmuseum, Ausstellungszentrum Hinter Aegidien, 17. September bis 1. Dezember 1996. Magdeburger Museumsschriften 4 (Magdeburg 1996).
Schau mal in die unterhttp://wwwtempus-vivit.de/taverne/thema/2672
Bei den archäologischen Arbeiten dürftest Du fast immer fündig werden.
Nun denn, viel Spaß ;-))
Viele Grüße Roman
Bewertung:
Eintrag #3 vom 21. Apr. 2004 10:55 Uhr
Roman Grabolle
Bitte einloggen, um Roman Grabolle eine Nachricht zu schreiben.
Kruse, Karl Bernhard (Hrsg.), Küche Keller Kemenate. Alltagsleben auf dem Domhof um 1600. Ergebnisse der Grabungen an der Bernwardsmauer. Katalog zur Ausstellung der Kirchlichen Denkmalpflege in Zusammenarbeit mit dem Diözesan-Museum Hildesheim 1900 (Hildesheim 1990) 224 Kat.-Nr. 257.
Stoffreste
16./17. Jahrhundert
Textil
Grabung Bernwardsmauer, 1986/87,
Hildesheim; FNr. 439
15 Fragmente desselben Leinengewebes, Webkante nicht erhalten. Kette und Schuß: Leinen, Z-Drehung. Wahrscheinlich als "Toilettenpapier" in die Kloake gelangt.
Viele Grüße Roman
Bewertung:
Eintrag #4 vom 26. Apr. 2004 12:06 Uhr
Sylvia Crumbach
Bitte einloggen, um Sylvia Crumbach eine Nachricht zu schreiben.
Wasserthron und Donnerbalken
Daniel Furrer
Die erste Kulturgeschichte des stillen ßrtchens
Primu, Darmstadt
bzw. Lizensausgabe WBG
Ich habe das Buch selber nicht aber es solle "unterhaltsam und vielschichtig" sein und " auf interessante Fragen eingehn"
Viel Spaß!
Bewertung:
Eintrag #5 vom 26. Apr. 2004 14:20 Uhr
Roman Grabolle
Bitte einloggen, um Roman Grabolle eine Nachricht zu schreiben.
Danke Sylvia, Dein Literaturhinweis führt ja gleich zu einer ganzen Latte weiterer Literatur. Ob sie etwas für die eingangs genannte Fragestellung taugen, vermag ich nicht zu sagen, denn ich bin leider mit der Materie nicht so gut vertraut ;-)).
Quarks&Co: Sch.. unter der Lupe: Lesetips
wwwquarks.de/scheisse/06.htm
Viele Grüße Roman
Bewertung:
Eintrag #6 vom 26. Apr. 2004 14:25 Uhr
Roman Grabolle
Bitte einloggen, um Roman Grabolle eine Nachricht zu schreiben.
Hier noch mal das brandneue Buch von Sylvia mit ISBN und Inhaltsverzeichnis:
Daniel Furrer
Wasserthron und Donnerbalken
Eine kleine Kulturgeschichte des stillen ßrtchens
2004. Etwa 208 S. mit ca. 30 s/w-Abb., geb.
EUR 19,90 [D] / sFr 33,90
März 2004
Hier ein Kapitel "A propos: Die Geschichte des Klopapier"
Viele Grüße Roman
Bewertung:
Eintrag #7 vom 26. Apr. 2004 18:01 Uhr
Karen Thöle
Bitte einloggen, um Karen Thöle eine Nachricht zu schreiben.
Im "Simplicissimus" von Grimmelshausen gibt es gegen Ende hin einen Einschub, wo das Klopapier die Hauptperson bittet, es nicht zu benutzen, und als Argument seine ganze Lebensgeschichte erzählt: Zuerst Textilie, dann, nach längerer Nutzung (wenn ich mich richtig erinnere, ansonsten bitte korrigieren!), in der Papiermühle verarbeitet zu Papier, beschriftet, irgendwann nicht mehr gebraucht, zerkleinert und aufs Klo gehängt (die Hauptperson ist nicht beeindruckt und benutzt es schließlich doch).
Aber natürlich erst denkbar, nachdem sich Papiermühlen und Papier so weit ausgebreitet haben, daß ein beschriftetes Stück Papier nichts Besonderes mehr war.
Bis denn
Karen Thöle
Bewertung:
Eintrag #8 vom 30. Apr. 2004 13:02 Uhr
Roman Grabolle
Bitte einloggen, um Roman Grabolle eine Nachricht zu schreiben.
Klaus Tidow, Hoch- und spätmittelalterliche Woll- und Leinengewebe aus Ausgrabungen in Nordwestdeutschland. In: Mamoun Fansa (Hrsg.), Der sassen speyghel. Sachsenspiegel - Recht - Alltag. Bd. 2. Beiträge und Katalog zur Ausstellung Aus dem Leben gegriffen - Ein Rechtsbuch spiegelt seine Zeit. Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Beiheft 10 (Oldenburg 1995) 411-421.
"Die hochmittelalterlichen Textilien kommen vor allem aus Flächengrabungen, während die spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Textilien bis auf wenige Ausnahmen in Kloaken und Abfallgruben geborgen worden sind."
Und weitere Arbeiten insbesondere von Klaus Tidow,
gso.gbv.de/DB=2.1/SET=10/TTL=1/CMD?[
]
Viele Grüße Roman
Bewertung:
|