Eintrag #1 vom 12. Apr. 2006 08:24 Uhr
Lutz Milferstedt
Bitte einloggen, um Lutz Milferstedt eine Nachricht zu schreiben.
Hallo!
Wieder einmal habe ich was hübsches Kleines gefunden, um ein neues Thema anzufangen, in der Hoffnung wieder mal ein Feedback zu bekommen.
Da ich mich ja hobbymäßig mit dem Schmieden von interessanten Dingen auseinandersetzte, frage ich mich schon seit längeren, wie die Stangenschildbuckel (hier mal das Beispiel:"langobardisches Brandgräberfeld von Putensen / Kreis Harburg" ) geschmiedet wurden.
vorweg:
1. Sie bestehen definitiv aus einem Teil (deutlich in Fundfotos wie auch Schnitten zu sehen.
2. Ich halte Feuerschweißungen bei den Blechstärken für ziemlich gewagt.
Meine Theorie (wird bald praktisch getestet)
Man nehme eine welle aus (wünschenswerter weise Eisen) recht weichem Stahl (40-50mm Durchmeser) und schmiede erstmal die Stange an den als auf 10 mm das ganze abesetzen. Danach wird der Klotz (also verbliebenes Stück von 40-50 mm) auf blechstärke "ausgefächert" also zu nem Blech von 3-1mm Stärke gearbeitet, wo natürlich die stärksten stellen innen sind.
Aus diesem Blech mit Stengel kann man nun den Schildbuckel formen.
Das ist soweit meine Theorie dazu (die ich u.a. in den Schildnägeln der Langobarden und Merowinger bestätigt sehe, da die auf ähnliche weise hergestellt worden sind) (bzw. es hat den anschein).
Ich hoffe, hierbei ist mir kein Denkfehler unterlaufen. bzw. ich finde da keinen. Falls euch zu dieser theorie was auffallen sollte…. bzw. ihr sie für vollkommen unmöglich haltet, oder eine andere, plausibele Theorie habt, schreibt sie doch mal!!!
Gruß
Lutz (alias Wulfgar)
Bewertung:
Eintrag #2 vom 19. Jun. 2006 21:18 Uhr
Peter Müller
Bitte einloggen, um Peter Müller eine Nachricht zu schreiben.
Hi Lutz,
ne ne, Pfeilspitzen wickeln gilt nicht. ;-) Auch solche scheinbar aberwitzige Formen lassen sich aus Blech herstellen. Gute weitere Beispiele sind Sturmhauben, deren Spite in einer stilisierten Eichel enden, oder aus einem Stück hergestellte italienischen Armkacheln der 1470/80er. Bist Du mit dem Arbeitsgang "Aufziehen" vertraut? Bei solch extrem geformten Teilen zieht man das Blech erst einmal so weit zusammen, bis man einen Konus hat, der die Endform einhüllt. Anschliessend auf eine große Kugel o.ä. auflegen, die genügend weit von der Spitze des Blechkonus weg ist. Das Spitzenmaterial ringförmig weiter zusammenstauchen, die innere Spitze bleibt sozusagen stehn und wird schlanker. Man form sozusagen nen zweiten kleineren Konus mit steilerer Wand. Jetzt kommt der Trick: Den kleinen Konus auflegen und vorsichtig zwischen Amboßbahn und Hammer zusammenpatschen. Braucht nbisschen ßbung, dass sich nix eindellt, schön mit Geduld arbeiten. Mit der Technik kannst Du das Material fast beliebig in die Höhe ziehen. Alle Arbeiten in Stahl natürlich mit guter Wärme ausführen, besonders die Behandlung des kleinen Konus. In Federstahl gehts auch, aber da muss die Temperatur gut gehalten werden. Zu kalt und Du bekommst zwei Arbeitsgänge später Risse, zu warm verzeiht er Dir sowieso nicht. Ich hoffe, das war alles verständlich?
Schöne Grüße
Peter
Bewertung:
Eintrag #3 vom 23. Jun. 2006 11:04 Uhr
Lutz Milferstedt
Bitte einloggen, um Lutz Milferstedt eine Nachricht zu schreiben.
He, das hört sich ja mal interessant an! Der Kleine Konus wird dann zu der Spitze ausgeformt?!? Hab ich das richtig verstanden?! ok.. bei Wärme war mir schon klar.. bei dieser Materialumformung.
Nun noch eine Frage:
Der Konus ist sicherlich nicht einfach nur ein Blech, das ich Wickele, oder? Wenn ja, müßte ich die Bleche Feuerschweißen, und hier die Frage 2. ;) also: Wie kann ich, ohne großen Abbrand, diese Bleche (wenn ich sie denn schweißen muß) schweißen?
Danke schonmal für diese gute Antwort / Anregung!!
Lutz (alias Wulfgar)
Bewertung:
Eintrag #4 vom 27. Jun. 2006 20:40 Uhr
Peter Müller
Bitte einloggen, um Peter Müller eine Nachricht zu schreiben.
Jau, so isses. Der kleine Konus bildet den Ausgang für die Spitze.
Modernes dünnes Blech (1,5mm und dünner) feuerschweissen ist schier unmöglich, nen Konus bringt man zwar noch zum pappen, bei der radikalen Weiterverarbeitung geht er aber wieder auf- ist also kein inniger Verbund. Das Problem ist nicht der Abbrand, sondern die zu schnelle Abkühlung. Man darf nicht mal vor dem ersten Hammerschlag auflegen, auch nicht auf ein vorgewärmtes Horn. Die Hitze ist sofort zu niedrig. Das aber nur nebenbei, für den Schildbuckel zieht man einen Konus aus einem flachen Blech auf. Falls Dir das Verfahren nicht geläufig ist, empfehle ich Dir einen Besuch beim Gold/Silberschmied Deines Vertrauens. Die haben das noch drauf, bei Stahl sind nur die Werkzeuge etwas massiver. Eine Erklärung hier wär etwas zu ausufernd. Auf die Finger schauen hilft da mehr als tausend Worte. Noch ein Tip: Das sog. "Faltenziehen" (falls der Silberschmied damit arbeiten sollte) funktioniert nur bei Silber und Gold, Stahl macht das nicht mehr mit.
Schöne Grüße
Peter
Bewertung:
Eintrag #5 vom 28. Jun. 2006 08:49 Uhr
Lutz Milferstedt
Bitte einloggen, um Lutz Milferstedt eine Nachricht zu schreiben.
Ok, dann werde ich das mal bei Zeiten ausprobieren, wie ich damit zurechtkomme, und es Dich wissen lassen… ein Blechverschnitt findet sich immer in unserer Schlosserei.
Also dann liebäugel ich mal mit nem 3 mm Blech, was ich dann eben warm verforme und versuche es auf zu ziehen :)
Danke für die Tips, und ich hoffe in nächster Zeit, das ich mal mich da dran setzen kann.. denn.. wer macht schon diese dinger?! zumindest A?!
Gruß
Lutz (
wwwhacheschmiede.de) wer aufhört besser zu werden, hört auf gut zu sein!
Bewertung: