Eintrag #1 vom 13. Sep. 2008 16:13 Uhr
Andreas Müller
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Hallo,
ich habe kürzlichen diesen kriegsflegel ersteigert.
kann mir jemand was bezüglich authenzität und datierung sagen? wie und von wem wurden diese waffen eingesetzt und wie wurden sie am mann getragen? findet man irgendwo bildnachweise über die handhabung?
der verkäufer hat mir volles rückgaberecht selbst bei nichtgefallen gewährt und da ich mit ihm in der vergangenheit schon in paar geschäfte gemacht hab weiss ich das er zuverlässig und ehrlich ist. also sagt mir bitte wenn ihr zweifel an dem stück habt.
das teil wurde laut aussage des verkäufers in der nähe von biberach gefunden. waren in der gegend damals irgendwelche schlachten auf die man schliessen könnte?
vielen dank im vorraus und viele grüße, andi
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Eintrag #2 vom 13. Sep. 2008 18:25 Uhr
Jens
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Hallo Andreas,
Wenn das Ding aus einer offiziellen Grabung stammt, ist es nachfragenswert, wie es zu E-Bay kommt. Wenn es das tut, dann wird es hoffentlich eine Auswertung des Befundes, der die Datierung begründet, geben. Wenn nicht, ist es eigentlich eine Raubgrabung, und die Datierung vollkommen spekulativ.
Insofern würde ich erstmal den Käufer fragen, wie er dazu kommt.
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Eintrag #3 vom 13. Sep. 2008 18:52 Uhr
Claus Winhard
Hallo Andreas,
ohne Experte für mittelalterliche Kriegsflegel zu sein, fallen an dem Stück doch einige Seltsamkeiten auf:
1. Das Glied, das die Kette und die Kugel verbindet, ist einfach ein S-förmiges Eisen, bei auch nur geringer Belastung (vermutlich reicht das Gewicht der Kugel beim Schwingen) geht das Ding auf.
2. Die Kette selbst ist höchstwahrscheinlich modernerer Natur, mittelalterliche Ketten zeichnen sich i.d.R. dadurch aus, daß die Glieder entweder in der Mitte zusammengebogen sind (sieht dann nicht mehr wie ein O, sondern eher wie eine 8 aus) oder in sich verdreht wurden. Schön zu sehen auch auf der Buchseite mit den Originalen, die der Verkäufer als Bild 10 eingestellt hat.
3. Die Verbindung der zwei letzten Ringe vor dem Griff ist durch einen drehbaren Teil, einen sog. Wirbel realisiert, ähnlich wie manche modernen Schlüsselanhänger ihn haben (auch Ankerketten, Hebezeug etc.). Diese Verbindung ist mir aus mittelalterlichen Eisenfunden völlig unbekannt und eher dem 19./20. Jh. zuzuordnen.
4. Bei allen mir bekannten derartigen Wuchtwaffen des Mittelalters sind die Ketten mittels Tüllen oder eisernen Schenkeln an Holzgriffen befestigt worden (ebenfalls auf der Abb. in der Auktion zu sehen). Die Konstruktion des angebotenen Objektes unterscheidet sich deutlich davon. Das dünne Blech an der Oberseite des Griffes (oder was auch immer das sein soll) soll vermutlich eine Art Handschutz darstellen. Das würde bedeuten, daß die Waffe direkt unterhalb der Kette mit der Hand gehalten wurde, eine Handhabungsweise, die völlig daneben ist, denn
a) Wäre die Reichweite einer solchen Waffe viel zu kurz (die Originale besitzen Griffe mit bis zu 2 m Länge) und
b) Wäre die Gefahr der Selbstverletzung damit recht groß, die Kugel würde einen ja bei Nichttreffen des Gegners selbst treffen bzw. müßte gebremst werden.
Meine 5 Cent dazu: 500 Euro zuviel ausgegeben für ein Stück, daß entweder als Filmrequisite oder in der das Mittelalter romantisierenden Zeit des 19. Jh. entstanden ist. Zur "Zuverlässigkeit" des Verkäufers äußere ich mich lieber nicht.
Aber andere Leute hier in der Taverne mögen mich verbessern, was die o.g. Fakten angeht.
Liebe Grüße,
Claus Winhard
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Eintrag #4 vom 13. Sep. 2008 23:24 Uhr
Timm
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Was mich bei dem Stück (neben dem von Claus bereits gesagten) am stutzigsten macht, ist die Verbindung der Kugel zu ihrer ßse.
Leider sind die Bilder nicht besonders eindeutig und evtl. täusche ich mich daher, aber das sieht mir doch verdächtig nach einer modernen Schweißnaht aus. Mir ist jedenfalls aus der Praxis heraus unklar, wie eine so geformte Nahtstelle durch Feuerschweißung entstehen soll. Auch sieht es nicht so aus, als wäre die ßse aus dem Material heraus abgesetzt worden.
Unklar ist mir auch der kunstruktive Aufbau des Griffes und die angewandte Technik.
Ich würde dem Stück also auch deutlich skeptisch gegenüber stehen.
PS die Kettenform mit dem Wirbel ist mir übrigens schon sehr häufig bei Kuhketten des 20.Jh untergekommen…
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Eintrag #5 vom 14. Sep. 2008 08:02 Uhr
Claus Winhard
Ich ergänze meinen Beitrag:
Nach langem Rumüberlegen, wer wohl ein solches Teil wieso zusammenbaut, bin ich endlich draufgekommen.
Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das untere Stück eines Kehrgerätes für Schornsteinfeger. Das, was ich als "Griff" bezeichnet habe ist entweder die Verbindung zum Stahlseil oder die Aufnahme für den Kaminbesen. Der Wirbel an dieser Stelle ist typisch für das Kehrgerät.
Dazu passen natürlich auch alle anderen "Merkwürdigkeiten".
Also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nix Mittelalterliches, sondern 20. Jh. (im 19. Jh. wurden noch lange Besen am Stock benutzt).
Ein paar Bilder hier:
Liebe Grüße,
Claus Winhard
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Eintrag #6 vom 14. Sep. 2008 15:34 Uhr
Andreas Müller
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hallo leute,
danke für die hinweise! hab das geld zum glück noch nicht überwiesen und werde es jetzt auch nicht tun :-)
vielen dank und viele grüße, andi
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