Krankheiten im Mittelalter
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Eintrag #1 vom 07. Apr. 1999 16:31 Uhr
Carmen Bartels
Schmökere gerade in einem Buch von Lindsey Davis (spielt z.Z. der Römer, ca 70 n.Chr.) und dadrin erwähnt sie die Pest. Desgleichen steht auch in einigen andren Büchern (Titel nicht auf Anhieb nennbar, aber Romane im historischen Umfeld) die definetiv *vor* dem MA spielen. Nun dachte ich immer, das gerade die Pest die Krankheit wäre, die zum *ersten* mal im MA aufgetreten war und darum so verheerende Wirkung hatte. Da ich meine historischen Roman danach aussuche, ob die Autoren wenigstens einigermassen Kenntnisse der Geschichte haben, wundert mich das. Oder wird da jede Pestilenz (unerklärliche epidemische Krankheit) mit der Pest gleichgesetzt? Carmen, die langsam denkt, die grösste Pestilenz ist eine verschleppte Erkältung *schnief* *hust*
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Eintrag #2 vom 07. Apr. 1999 17:12 Uhr
Thorsten
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Moin Carmen, neben einigen Leuten, die mir auch die Pest sind, wurden tatsächlich verschiedene Krankheiten als Pest bezeichnet. Ich habe gerade zuhause ein Buch über die große Pest (schließlich stellt unsere Gruppe ja die Zeit um 1350 dar) und kann das noch mal genauer nachschlagen. Selbst die große Pest 1348 - 1352 waren eigentlich zwei verschiedene Epidemien, Beulenpest und Lungenpest. Bei Romanautoren muß ich dazu sagen, daß ich eher glaube, dasse mal was davon gehört haben, daß die Pest ein großer Schrecken des MA´s war und sie deshalb nach Belieben verwenden. Ich habe von der bellletristischen Zunft keine allzu große Meinung, was historische Genauigkeit angeht ;-) Wie gesagt, hoffentlich kann ich Dir morgen genaueres sagen. Bis dann Thorsten
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Eintrag #3 vom 07. Apr. 1999 19:13 Uhr
Hilde
Hallo Carmen! Na, wie laufen die Hochzeitsvorbereitungen? *ouch* falsche Frage! Die Pest, oder sagen wir mal, die verschiedenen Erreger, die die Test übertrugen, sind schon recht alt, auch schon bei irgendwelchen Mumien in ßgypten nachgewiesen worden. Problematischer (da epedemieartig) wurde das ganze erst, als die Menschen einander immer näher auf die Pelle rückten, die Siedlungen größer und ein Armut/Rechtum-Gefälle krasser wurde. Und dann ging alles von Stellen aus, an denen Menschen und ßberträger, in unserem Falle wohl zumeist Ratten, eng zusammenkamen. Frage geklärt? sonst mail ruhig mal! Gruß Kerstin
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Eintrag #4 vom 07. Apr. 1999 20:58 Uhr
Mirjam Ruppel
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ßäääh, die eigentlichen ßberträger der Pest sind die Rattenflöhe! Und Beulen- und Lungenpest sind keine zwei verschiedenen Epidemien, sondern die eine entwickelt sich aus der anderen! Gruß, Scorpia
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Eintrag #5 vom 08. Apr. 1999 00:02 Uhr
Christoph Bitter
Hi Scorpia! Was war zuerst da? Die Beule oder die Lunge? Floh oder Ratte? :o) v. Arlen
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Eintrag #6 vom 08. Apr. 1999 10:44 Uhr
Frank Moser
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Tach zusammen, außerdem trug die steigende Mobilität (Handel, Pilger etc.) der Leute, entscheidend zur Verbreitung der Krankheiten bei., sodass es zur Epidemie nicht nur an einem begrenzeten Ort kam. Frank
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Eintrag #7 vom 08. Apr. 1999 12:56 Uhr
Andreas Thiel
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Carmen, Deine Vermutung ist richtig. Nach meinen Quellen wurden tatsächlich diverse epidemieartige, tödlich verlaufende Krankheiten im Mittelalter als Pestilenz bezeichnet. Darunter fallen dann z.B. Pest, Pocken, Mumps, diverse heutzutage geläufige Kinderkranken und selbst einfache Grippeepidemien, die damals oft tödlich verliefen, wenn sie mit hohem Fieber einher gingen. Gruß Andreas
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Eintrag #8 vom 08. Apr. 1999 15:42 Uhr
martin
Reiche Leute (Adelige und Kaufleute) haben sich bei Ausbruch der Pest auf ihren Landsitz zurückgezogen. Im Mittelalter war man der Meinung, daß der Erreger über die Luft übertragen wird, so daß die behandelden ßrzte diese langnasigen schwarzen Masken trugen. Unter der Maske befanden sich feuchte Tücher, um die Luft zu filtern. Gruß Martin
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Eintrag #9 vom 08. Apr. 1999 15:55 Uhr
Carmen Bartels
Danke euch allen, als Zusammenfassung bleibt für mich erstmal: a) Pest gab es schon länger, als ich dachte (schauder) b) jedwede andere Krankheit, die epidemisch und unheilbar war, könnte auch gemeint sein c) erst durch vermehrte Reisetätigkeiten wurden diese Krankheiten wirklich tückisch Wie gut, dass heutzutage mehr Wissen herscht, bei meiner Tendenz jede aber auch jede Erkältung mitzunehmen, die im Winter auftritt, hätte ich sonst einen schlechten Stand (*grummel* die jetzige stammt von der Cebit, die Prospekte wurden aber immer noch nicht geliefert) Zu Hilde: eine guter Teil ist geschafft, nur das Hochzeitskleid ist noch ein Problem. Da ich im Moment zu fertig bin, um einen Stadtbummel zu machen, werd ich wohl was bestellen müssen. Da ich das Kleid auch noch später verwenden will, wird es wohl was Dirndl-ähnliches, nur weniger kitschig. Mal sehen ;-) Carmen
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Eintrag #10 vom 08. Apr. 1999 15:56 Uhr
Frank Moser
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Tach Martin, …und mit der Reise auf den Landsitz haben die Atelichen nicht zuletzt auch zur Verbreitung der Seuche beigetragen. …überdem wurden die Lappen in den Masken der ßrzte mit stark riechenden Essenzen getränkt… Frank
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Eintrag #11 vom 12. Apr. 1999 12:52 Uhr
Felicitas Ingendahl
MoiN! Jetzt isse wieda da… Mein Provider hat mich tagelang schmoren lassen und mcih nicht über Gießens Staadtgrenzen hinaus ins WWW gelassen. ;-) Zur Pestillenz: So wurden tatsächlich viele sich epidemieartig ausbreitende Krankheiten genannt. Was die Pest - also die Infektion mit Yersinia pestis angeht, so ist sie wohl über verschiedene Populationen in einer fühen Zeit von Asien nach Europa gewandert. Ich werde die Tage noch mal nachlesen, in welchem Jhd das stattfand. An der Pest sterben unbehandelt 90% aller Infizierten. Mit den heutigen Methoden (einfaches Penecillin langt da schon) behandelt, _überleben_ 90% aller Infizierten. Das Reservoir für den Erreger Y.pestis sind höhlenbewohnende Nagetiere. Nicht die Ratten, denn diese sterben an der Infektion. Ein erreger kann sich nicht in einer Population _halten_ wenn er diese ausrottet! ;-) Diese höhlenbewohnenden Nager infizieren sich mit der Pest, sterben aber _nicht_ zu einem so hohen Prozentsatz an der Krankheit. Nur so kann sich der Erreger über die Jahrhunderte überhaupt halten. Durch Flöhe, die die falshcen Wirte gebissen haben, wird der Errger mit dem Blut aufgenommen. Die Flöhe kotzen nun regelrecht beim nächsten Biß herum und so kommt der Erreger in den nächsten Wirt hinein. Wenn es dabei Hausratten als Fehlwirte trifft, so erkranken diese Tiere und die betroffene Sippe würde wahrscheinlich unbeachtet ausgerottet werden, wenn…. ja, wenn da nicht der Lebensraum wäre… Dadurch, daß sie oft in der Nähe des Menschen leben, hüpfen die arbeitslos gewordenen Rattenflöhe wiederum auf Fremdwirte - den Menshcen. Jetzt wird es noch etwas medizinischer, aber ich hoffe, nicht uninteressanter: Die Lymphknoten oberhalb der Bißstelle kriegen die Keime ab. Und wie man z.B. dicke Hals-Lymphknoten kriegt bei einer deftigen Halsentzündung, so schwellen diese betroffenen Lymphknoten dann auch an. Und in ihnen entstehen Hämatome, blaue Flecken. Unterhalb der Haut imponieren sie dann als lila-blaue, dicke, harte, große Knubbel, die Beulen, auch Bubonen genannt. Das ist die Beulen- oder Bubonenpest. diese Bubonen wurden zum Heruaslassen des Eiters von den ßrzten aufgeschnitten. Geholfen hats aber niX. Wenn die Infektion weiter fortschreitet, brechen die Keime ebenso in die Lunge ein und werden ausgehustet. Hier findet ein Wechsel in dem ßbertragungsweg statt: Aus der Infektionskette Ratte-Rattenfloh-Mensch wird jetzt die ßbertragung durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Die Lungenpest läuft hochdramatisch mit heftigem Fieber und in einer atemberaubenden Zeitspanne von ersten Krankheitssymptomen bis zum Tod (unbehandelt) ab. Die letzte Pestepidemie der Welt liegt schon einige Jahre zurück: Indien. nach einem Erdbeben wurden viele Leichen nicht gefunden und unter den Trümmern belassen. Die Population der Hausratten wuchs daraufhin sprunghaft an. In diese große, dichte Population brach die Pestinfektion ein und ging auch auf den Menschen über. Nachdem die Rattenpopulation zusammengebrochen war und durch drastische hygienische und Quarantäne-maßnahmen die infizierten Menschen gesundeten, ist die Pest schnell unter Kontrolle gewesen. Jahr für Jahr gibt es immer einige (ENdemische) Pestinfektionen an der Ostküste der USA. So lonG! FeliX
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Eintrag #12 vom 12. Apr. 1999 13:21 Uhr
Hilmar Becker
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Hallo Felicitas, btw, seit wann ist eigentlich die Infektion als solche bekannt, z.B. Infektion bei Wunden oder auch wie beschrieben, die Pest. Auch das Aufkommen des Wortes "Infektion" interessiert mich hier. Bis dahin Hilmar
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Eintrag #13 vom 12. Apr. 1999 14:45 Uhr
Frank Moser
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Tach zusammen, in diesem Zusammenhang: Die Quarantäne ist im Duden als "Anzahl von 40 (Tagen)" aus dem lat.-vulgärlat-frz. erklärt. ich hab mal gehört, es käm aus dem italienischen. Die Stadt Venedig schickte Kranke für 40 Tage auf eine der Stadt vorgelagerte Insel. Wer dann (noch) gesund war durfte die Stadt wieder betreten. Frank
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Eintrag #14 vom 13. Apr. 1999 09:33 Uhr
Andreas Thiel
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ähem… wegen dem Zeitraum für die Pest… Ich weiß nicht, wann sie das erste mal auftrat aber meines wissens war die letzte (als solche erkannte) Pest, an die man sich im Mittelalter noch "erinnerte" ca. im 8 Jhdt. und tauchte dann bis zum 14 Jhdt. als "Pest" nicht mehr auf. Laut dieser Quelle kann man sich auch heute noch nicht genau erklären, woher die Pest damals genau kam bzw. weshalb im Mittelalter die Pestwellen häufig ebensoschnell endeten, wie sie ausgebrochen sind. Sicher kannst Du dazu mehr sagen, FeliX Gruß Andreas
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Eintrag #15 vom 13. Apr. 1999 09:37 Uhr
Andreas Thiel
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…ach so, wegen "Infektion"… Brand war bei Wunden seit jeher bekannt (das ist aber sicher allen klar). Ich denke mir, die Bezeichnung Infektion läßt darauf schließen, daß den ßrzten bewußt gewesen sein muß, das es sich um eine "externe" Ursache handeln mußte (verschmutzung, Viren, Bakterien) daher denke ich mir, daß die Bezeichnung "Infektion" erst sehr spät Verwendung fand. Wie gesagt, ich denke mir das so - aber das hat ja nix zu bedeuten ;-)) Gruß Andreas
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Eintrag #16 vom 29. Apr. 1999 09:28 Uhr
Claudia Glücker
Hallo! Ich wollte an dieser Stelle nur ienen Hinweis geben, da der Thread ja "Krankheiten" im Mittelalter heisst: Es gab natuerlich noch eine Reihe anderer Gebrechen, unter denen die Menschen gelitten haben. Hierzu lohnt sich ein Besuch (und ueberhaupt) des Haithabuh-Museums in Schleswig (zwar Wikingerzeit - aber doch allgemein sehr interessant). Hier weden z.B. Schaedel mit Kopfverletzungen, die am Knochen zu sehen sind gezeigt, Kiefererkrankungen (wie Zahnwurzelentzuendung), die Folgen aus der Ernaehrung von mit Mahlsteinen grobgemahlenem Getreide (Abnutzung der Zaehne) und weitere interessante Details, die Aufschluss ueber die Schmerzen geben, die die Menschen oft ihr Leben lang aushalten mussten. Viele Gruesse, Eydis
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Eintrag #17 vom 23. Jul. 1999 13:51 Uhr
Ruth
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Seid gegrüßt! Noch ein kleiner Nachtrag zum Begriff "Pest". Es gibt auch einige (Nutz-)Tier-Erkrankungen, die schon seit Jahrhunderten bekannt sind, und die auch heute noch in ihrem Trivialnamen den Ausdruck "Pest" beinhalten (z. B. Rinderpest etc.), die aber nichts mit der beim Menschen auftretenden Pest (im Sinne der von Y. pestis verursachten Erkrankung) zu tun haben. Das unterstützt vielleicht die These, daß das Wort "Pest" eigentliche ein ßberbegriff für Seuchen war. Zum Ursprung des Wortes habe ich leider in meinen etymologischen Nachschlagewerken (noch) nichts gefunden, ein solches aus dem Jahre 1844 vermerkt jedoch unter dem Stickwort Pestis (auch Pestilentia, Pestilitas): >>Die Pest, eine allgemein sich verbreitende höchst gefährliche, meist tödliche Krankheit.>Pestis = das Verderben, Unheil, Untergang, verderben- oder unheilbringende Person oder Sache, Unhold, Geißel, Ungeziefer, ansteckende Krankheit oder Seuche<< Wie aus dem Eintrag vielleicht ersichtlich ist, interessiere ich mich mehr für die allgemeine Medizin im Mittelalter (also nicht nur die Krankheiten), im besonderen wäre ich jedoch daran interessiert, wenn jemand etwas über die Tierheilkunde im Mittelalter, sogenannte "Roßärzte" etc. zu berichten wüßte?!?
Mit bestem Gruße, Ruth vom Hirschberg
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Eintrag #18 vom 23. Jul. 1999 17:49 Uhr
Stephanie Winhard
moin, ich habe mal in diversen zeitschriften geblättert und folgendes gefunden. zur tiermedizin im mittelalter: die zeit zwischen 1250 bis 1770 wird "stallmeisterzeit" genannt. tierärzte gab es damals noch nicht, so daß stallmeister und marstaller die medizinische versorgung der pferde erledigten. zur behandlung von hufrehe riß man den pferden kurzerhand die hufsohle herunter. bei starblindheit, mondblindheit, einseitiger gesichtslähmung, widerristfisteln oder stolpern durchtrennte man die endsehne des hebemuskels an der oberlippe (das sogenannte "mäußeln"), was sehr schmerzhaft war und das pferd zudem entstellte. dem mondblinden pferd brannte man einen kanal durch ohrvene und ohemuschel, durch den man mit einer nadel einen geflochtenen strang aus pferdehaaren zog. nicht zu vergessen natürlich der beliebte aderlaß. zweimal jährlich an der halsvene, viermal jährlich an der gesichtsvene oder-arterie. monatlich das sogenannte kernstechen, bei dem die gaumenschleimhaut aufgerissen wurde. blutegel wurden auch eingesetzt. sehnen- und gelenkerkrankungen wurden mit glühenden eisen gebrannt. bei dämpfigkeit wurden dem pferd entweder die flanken gebrannt oder die nüstern aufgeschlitzt. ebenso sollte die mit wasser vermischte kohle eines verbrannten igels oder jungen hundes dem pferd eingeschüttet werden. rezept gegen einen geblähten bauch: einlauf aus dem saft wilder gurkenwurzeln, wein, öl und sodasalz. gegen tollwut: "wenn du verhindern willst, daß dein tier tollwut bekommt, dann schneide ihm einfach den schwanz ab." auf ähnliche weise wurde auch das geschlecht des ungeborenen fohlens bestimmt: "sprang der hengst nach der begattung rechts wieder von der stute herunter, so schloß man auf ein stutfohlen. wenn er dagegen links auf der erde landete, konnte nur ein hengstfohlen dabei herauskommen." wohl bekomm´s steffi
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Eintrag #19 vom 27. Jul. 1999 14:37 Uhr
Alex Kraus
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Hallo Carmen! Wir besuchen ein Seminar fuer mittelalterliche Medizin der Universitaet Wuerzburg. Ein Semester lang haben wir uns auch mit der Pest beschaeftigt. Hier gebe ich dir mal eine kurze Zusammenfassung der 2 grossen Pestepidemien und fuege noch eine mittelalterliche Entstehungstheorie an. Viel Spass beim Lesen. Es gab eine "Pestepidemie" zu Zeiten Alexanders des Grossen, das war aber nur ein Fleckfieber Als ersten wirklichen epidemischen Ausbruch der Pest nimmt man die Justinianische Pest an, von 538 - 740 A.D. Sie begann 538 in Akson, der Stadt des aethiopischen Patriarchen. Sie zog den Nil entlang bis Aserbaidschan. 544 erklaerte Justinian die Pest fuer erloschen, aber in einigen Taelern lebte sie fort. 546 unternahm der Franke Theudebehrt einen Kriegszug gegen Byzanz und zog dabei durch Dalmatien, wo die Pest noch herrschte. Dadurch brachte er neue Pestepidemien ueber Europa, an der bis 740 etwa die Haelfte der Menschen verstarb. Besonders grosse Staedte waren betroffen. Z.B. wurde Rom, urspruenglich eine Stadt mit 2 Millionen Einwohnern, auf schliesslich 5.000 reduziert. In Trier sank die Bevoelkerungszahl von 200.000 auf 1.000. 740 schien die Pest erloschen Erst im Jahre 1328 brach sie erneut in Transoxanien im Hindukusch aus, sie zog weiter ueber Turkmenistan bis sie 1341 die Ostkueste des kaspischen Meeres erreichte. Dort verlief die Seidenstrasse, und so erreichte sie 1343 die Krim. Durch Schifffahrt kam sie nach Konstantinopel. Von dort aus breitete sie sich ueber Sizilien, Sueditalien, Marseille und Trient bis nach Muehldorf am Inn und Metz aus und erreichte 1348 Deutschland. Sie zog weiter ueber Daenemark und Smolensk, bis die Pest 1354/55 in Nordrussland langsam verebbte. Zur Entstehung der Pest schreibt Gentile da Foligno 1348 folgendes: (Niedergeschrieben im Pariser Pestgutachten) Es handelt sich um eine "depravatio aeres", eine Zerstoerung der Luft durch Faeulnis. Dazu kam es folgendermassen: Mars, Herrscher ueber das Eisen, bewirkt, dass schlechte Luft in die aeusseren Himmel gezogen wird Saturn, der Leisetreter, ist ein uebler Planet. Er haelt fuerchterliches Gericht, hinkt auf einem Bein und hat Kruecken. Er zerstoert alles was er beruehrt, hat sogar seine Soehne gefressen. Jupiter, der Himmelsvater, einziger ueberlebender Sohn Saturns, ist der hellste Schein am Himmel. Es begab sich nun im Jahre 1344, das sich im Hause des Wassermannes eine grosse Konjunktion der Gestirne Mars, Saturn und Jupiter einfanden. Aber als sich Jupiter dann im Streite mit seinem Vater aus der Zusammenkunt loeste, nahm Saturn die gesammelte Luft von Mars und schleuderte sie wuetend zurueck zur Erde. Dieser Pesthauch brachte ein besonders trockenes Jahr, mit ungeheurem Sturmgebruell ueber der Sahara. Und an den Kuesten des grossen atlantischen Ozeans lagen Kadaver von Fischen und Walen und verbreiteten ueblen Gestank. Ratten starben in ganz Europa - und so auch die Menschen. Das Gutachten kommt zu folgendem Schluss: Um den Pesthauch zu bekaempfen soll man Raeucherstaebchen und aetherische Oele einsetzen. Man nennt dies "perfumatio"= Durchraeucherung Das waer´s. Da das Pariser Pestgutachten auf altfranzoesisch ist, ist eine etwas abgeaenderte Abeschrift, die Pestrezepte des Fuldaer Kodex besser lesbar und auch interessant. Besonders weil es viele ziemlich abartige Kuren gegen die Pest gibt. Am beliebtesten war das Allheilmittel Theriak, welches aus Schlangenfleisch mit bis zu 79 weiteren Zutaten besteht, besonders auch Opium (!!!!!). Auch eingelegte Walnuesse waren beliebt. Und natuerlich Aderlaesse.Und vieles ekelhaftes mehr. Wir sind auf weitere Eintraege in diesem Thread gespannt.
Gruss, A+E
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Eintrag #20 vom 27. Jul. 1999 19:25 Uhr
Christoph Bitter
Hallo Elisabeth! Das ist doch nicht die einzige Pesterklärung! Da gibts doch noch den Wahn, daß Juden o. a. an der Pest schuld hätten… Weitere Ergänzungen erwünscht von v. Arlen
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Eintrag #21 vom 27. Jul. 1999 21:22 Uhr
Herbert Brehm
Hallo Christof, die Juden sollten angeblich die Brunnen vergiftet haben. Das bedeutete, dass man gegen die Juden mit Gewalt vorging. Gruss Herbert
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Eintrag #22 vom 27. Jul. 1999 22:21 Uhr
Christoph Bitter
Hallo Herbert, wenn, dann heißt das Christoph! Der alte Name noch, nicht der Neue! Das mit den Brunnen und was mit den Juden passierte war mir auch bekannt. Ich hoffe hier auf neuere Erkenntnisse von einer in diesen Sachen anscheinend qualifizierten Person. Der weiterhin auf Neuigkeiten gespannte v. Arlen
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Eintrag #23 vom 28. Jul. 1999 18:09 Uhr
Alex Kraus
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Hallo Christoph! Das Pariser Pestgutachten war die erste wissenschaftliche Abhandlung ueber die Pest, im Auftrag des franzoesischen Koenigs, der eine Erklaerung fuer die Katastrophe wollte und erstellt von den "Meistern" der Pariser Universitaet. Da die wissenschaftlichen Groessen Frankreichs dort versammelt waren, suchte man natuerlich auch nach einer hoch-wissenschaftlichen Erklaerung. Selbstverstaendlich war dies nicht die einzige Entstehungstheorie (schliesslich hatte die Wissenschaft untereinander nicht so gute Kontakte wie heute und fuer einfachere Leute waere die Erklaerung von Paris wahrscheinlich ohnehin nicht verstaendlich gewesen). Guglielmo und Albrigeto Cortusio aus Padua vertreten in ihrer "Historia" z.B. die Ansicht, dass Gott die Pest zur Laeterung der Menschen und als Chance zur Umkehr schickte. Manche waren auch ueberzeugt, dass daran die Unglaeubigen, die Tartaren und Tuerken schuld waren, schliesslich wusste man, dass die Seuche aus ihren Laendern kam. Es wurde auch ein Erdbeben in diesen Gebieten, am 25. Januar 1348, angeschuldigt, das die Erde aufbrechen liess und angeblich den ueblen Pesthauch freisetzte. Der gedankliche Schritt von den Unglaeubigen zu den Juden ist da nicht weit und die Juden mussten ohnehin fuer vieles herhalten. Und es ist ja auch auffaellig, wenn die ganze Stadt erkrankt und stirbt, nur die Juden nicht. Oder die Juden erkranken alle zuerst, erst spaeter der Rest der Stadt. Dafuer gibt es aber nach heutigem Wissen eine einfache Erklaerung. Die Pest, die ja von Rattenfloehen uebertragen wird, verbreitet sich bevorzugt in sogenannten "Flohgemeinschaften", also Gruppen von Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes ihre Floehe teilen, z.B. Familien, Hausgemeinschaften, Kloester. In diesen Gemeinschaften verbreitet sich die Pest zuerst, erst dann kommt es zur Uebertragung auf eine andere Flohgemeinschaft. Die Uebertragung ist natuerlich umso schwerer, je isolierter die Gemeinschaften sind. So kommt es, dass abgelegene Kloester teilweise ganz von der Pest verschont blieben. Die Judenviertel waren nun haeufig ziemlich von der restlichen Stadt isoliert, besonders im gesellschaftlichen Sinne (Juden und Christen hatten eben nur miteinander zu tun, wenn es noetig war). Haeufige Ausbreitungswege waren eben Badestuben und der Gottesdienst. Wir hoffen auf weitere Anregungen, Kritik und Diskussion.
Bis bald, A+E
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Eintrag #24 vom 04. Aug. 1999 15:57 Uhr
Elisabeth Buschmann
Hallo! Mir ist heute noch eine Anekdote zum Thema Pest eingefallen. Es gab da mal irgendeine Belagerung zu irgendeiner Zeit auf der Krim. Diese war ziemlich fruchtlos, die Verteidigung der Stadt zu gut. Bloederweise ist bei den Belagerern dann auch noch die Pest ausgebrochen. Und da gab es dann einen schlauen Kopf, der den Vorschlag machte, warum denn nicht die Pesttoten ueber die Mauer schmeissen, und so die Stadt ausrotten. Gesagt, getan, und am Ende wurde die Stadt kamplos eingenommen. Allerdings muss man dazu auch sagen> Wer moechte in so´ne Stadt dann im Triumphzug einziehen?
Gruss, Elisabeth
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Eintrag #25 vom 04. Aug. 1999 22:02 Uhr
Herbert Brehm
Hallo! Welche Seuche war im Jahre 1228 beim 5. Kreuzzug vor Brindisi? Ludwig von Thueringen (Gemahl der spaeter heilig gesprechenen Elisabeth) erlag dieser. Friedrich II. ist dann Gregor IX. zum erstenmal begannt wurde. Gruss Herbert
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Eintrag #26 vom 04. Aug. 1999 22:50 Uhr
Christoph Bitter
Hi Herbert! Was heißt begannt worde? Etwa gebannt worden? Oder bekannt worden? Ich Tippe mal auf gebannt, da es Friedrich schon vor Gregor gab. Aber was hat das mit Seuchen zu tun? Außerdem, Elisabeth, gabs das nicht nur an der Krim, sondern wurde öfters so gehandhabt. Auch mit nicht Pestverseuchten. Psychoterror auf die alte Art. Gruß v. Arlen
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Eintrag #27 vom 10. Aug. 1999 15:09 Uhr
Elisabeth Buschmann
Hallo Herbert! Sollte sich in der naechsten Zeit keine Antwort auf deine Frage mit dem Kreuzzug einfinden, und dich interessiert das dann immer noch brennend, musst du diese Frage nochmal stellen. Ich bin hier in Nordirland einfach ziemlich von meinen Wissensressourcen abgeschnitten, aber bin ab Mitte September wieder zu Hause in Wuerzburg. Und da mir gerade langweilig ist, werfe ich noch zwei Fragen in den Raum> So, wie das aussieht haben immer nur die Belagerer ihre verseuchten Leichen in die Stadt geschmissen. Gab es das eigentlich auch andersrum? Wurden die reingeschmissenen auch wieder rauskatapultiert? Zweite Sache> Ich habe gestern in der Einleitung zu Walahfried Strabo´s "Hortulus" (ein KLostermedizinbuch, das sich vor allem mit Kraeutern beschaeftigt) gelesen, dass es zu dieser Zeit eine Unterscheidung zwischen den Krankheitsursachen gab. Es gab a) Krankheiten, die von Gott zur Strafe gedacht waren, und deshalb nicht gelindert werden durften, b) Krankheiten, die von Gott kamen, und deshalb nicht geheilt werden konnten und c) sogenannte non a-non b Krankheiten, die einfach so entstanden sind, und deshalb erfolgreich behandelt werden konnten. Aufgrund dieser Unterteilung war lange Zeit die Medizin ein Vorrecht der Kirche , da nur ein Geistlicher den Unterschied erkennen konnte. (wie auch immer) . Da sich ja hier nun viele mit Johannitern beschaeftigen, die Frage> Gibt es zu diesem Thema Verhaltensmassregeln in den Ordensregeln, oder in irgendwelchen Kommentaren? Weiss auch irgendjemand, ob sich diese Krankheitsauffassung auch in der Pflege von Kranken bemerkbar gemacht hat, oder nur in Hinsicht auf den Medicus und die ausserkirchliche medizinische Ausbildung?
Gruss , Elisabeth
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Eintrag #28 vom 10. Aug. 1999 15:49 Uhr
Andreas Thiel
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Da ich hier auf der Arbeit auch von meinen Quellen abgeschnitten bin vorerst einmal so viel: Die Johanniter waren die Ersten (im Abendland???), die ihre Krankenstationen in den Hospitälern den Krankheiten nach aufteilten und somit einen wesentlichen Beitrag zur Hygiene in den Hospitälern leisteten… Auch wurden in den Hopsitälern auf Malta erste Quarantänestationen für Leute mit ansteckenden Krankheiten eingerichtet. Ob im Johanniter-Orden eine Trennung nach Gottesstrafe und oder anderen Krankheitsursachen erfolgte, kann ich leider nicht sagen…allerdings dürfte dies für die Gottesfürchtigen Brüder keine Rolle gespielt haben… Im Falle einer Krankheit basierend auf göttlicher Strafe war die Pflege der Bedürftigen aufgrund von Barmherzigkeit angeraten…in anderen Fällen eben, weil man tatsächlich glaubte die Krankheit heilen zu können… Gruß Andreas
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Eintrag #29 vom 10. Aug. 1999 17:11 Uhr
Christoph Bitter
Hallo Elisabeth! Vieleicht interessiert Dich auch die Behandlungsmethode der Epilepsie? Da ich selber diese Krankheit rel. geringfügig habe, habe ich mich da mal reingelesen, wie die Behandlungsmethoden im MA waren. Zunächst setzte sich der Patient auf einen Stuhl, an den er gebunden wurde (sicher wegen den evtl. auftretenden Anfällen). Während ein Pater vor dem Patienten stand und das Vaterunser oder sonstwas betete, nahm der hinter dem Patienten stehende Bader oder Medicus eine mit Weihwasser besprengte Meißel, setzte sie auf der Mitte des Kopfes an und schlug mit einem Hammer einmal drauf. So sollte der böse Geist entfleuchen. Leider entfleuchte zu 98% auch die Seele der Patienten. Die restlichen 2% sollen aber angeblich völlig geheilt worden sein. Gruß v. Arlen
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Eintrag #30 vom 08. Nov. 1999 23:03 Uhr
Alex Kraus
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Zu Eintrag 25: O.K., die Antwort auf die Frage nach der Seuche 1228 bei Brindisi kommt spät, aber wir hatten einige Schwierigkeiten von Irland aus mit unserem medizinhistorischen Institut zu kommunizieren. Außerdem war die Frage gar nicht so einfach zu beantworten. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Darmerkrankung, vermutlich Typhus. Es könnte allerdings auch eine Malaria tropica gewesen sein. Die Pest kommt jedenfalls noch nicht in Frage. Auf lange Gesundheit
Alexandra und Elisabeth
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Eintrag #31 vom 11. Nov. 1999 17:56 Uhr
Herbert Brehm
Hallo Alexandra Danke fuer die Information. Gruss Herbert
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Eintrag #32 vom 20. Feb. 2000 20:33 Uhr
Thomas Martini
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Hallo zusammen, ich habe ein wenig im Internet geforscht und folgenden Artikel gefunden… ___ Pest, im Mittelalter unterschiedslose Bezeichnung für alle tödlichen, epidemieartig auftretenden Krankheiten; heute benennt man mit Pest ausschließlich eine schwere, ansteckende Infektionskrankheit bei Nagetieren und Menschen, die von dem kurzen, relativ dicken, gramnegativen Bakterium Yersina pestis hervorgerufen wird. Beim Menschen kommen drei Formen der Pest vor: die Beulenpest, die Lungenpest und die Pestsepsis. Am bekanntesten ist die Beulenpest; sie trägt ihren Namen, weil die Erkrankten an Leistenbeugen, Achselhöhlen oder Hals charakteristische Beulen bekommen - vergrößerte, entzündete Lymphknoten. ßbertragen wird die Beulenpest durch den Biss verschiedener Insekten, die gewöhnlich als Parasiten auf Nagetieren leben und sich einen neuen Wirt suchen, wenn der bisherige stirbt. Das wichtigste dieser Insekten ist der Rattenfloh Xenopsylla cheopis, der als Parasit Wanderratten befällt. Bei der Lungenpest ist die Lunge der wichtigste Infektionsherd; hier erfolgt die Ansteckung häufig durch Tröpfcheninfektion von einer bereits infizierten Person. Von der Lunge aus kann sich die Infektion auf andere Körperteile ausbreiten, so dass es zur Pestsepsis kommt, einer Infektion des Blutes. Die Pestsepsis kann auch unmittelbar entstehen, wenn verunreinigte Hände, Lebensmittel oder Gegenstände mit der Mund- oder Rachenschleimhaut in Berührung kommen. Die Beulenpest verläuft ohne Behandlung in 30 bis 75Prozent der Fälle tödlich. Für die Lungenpest liegt die Sterblichkeit bei 95Prozent, und wer an der Pestsepsis erkrankt, stirbt fast immer. Erhalten Pestkranke eine angemessene Therapie, sterben nur fünf bis zehn Prozent von ihnen. Symptome Die ersten Symptome der Beulenpest sind Kopfschmerzen, ßbelkeit, Erbrechen, Gliederschmerzen und ein allgemeines Unwohlsein. Die Lymphknoten in der Leistenbeuge oder (seltener) in den Achselhöhlen und am Hals schwellen plötzlich an und schmerzen. Das Fieber ist von Schüttelfrost begleitet und steigt auf 38,3 bis 40,5°C. Puls und Atmung sind beschleunigt, und der Kranke wirkt erschöpft und teilnahmslos. Die Beulen schwellen bis zur Größe eines Hühnereies an. Falls die Krankheit nicht tödlich verläuft, geht die Temperatur nach etwa fünf Tagen zurück, und etwa zwei Wochen später hat sie wieder den Normalwert erreicht. Andernfalls tritt nach etwa vier Tagen der Tod ein. Bei der primären Lungenpest tritt zunächst schleimiger, mit dunklem Blut durchsetzter Auswurf auf, der später dünnflüssig und hellrot wird. Der Tod tritt in den meisten Fällen zwei bis drei Tage nach dem Auftauchen der ersten Symptome ein. Die primäre Pestsepsis zeigt sich zunächst durch plötzlich einsetzendes, hohes Fieber; innerhalb einiger Stunden färbt sich die Haut der betroffenen Person dunkelrot, und oft stirbt der Kranke noch am selben Tag. Die dunkelrote Farbe, die bei allen Pestkranken kurz vor dem Tod auftritt, ist Folge des Atemversagens; sie hat der Pest den bekannten Namen "Schwarzer Tod" eingebracht. Vorbeugung und Behandlung Die Pesthäufigkeit lässt sich durch viele Vorbeugungsmaßnahmen vermindern, so durch bessere hygienische Verhältnisse, direkte Bekämpfung von Ratten und indem man den Transport von Ratten auf Schiffen zu verhindern versucht, in deren Ausgangshäfen die Krankheit vorkommt. Hungersnöte, die zu einer geringeren Widerstandskraft gegen die Krankheit führen, begünstigen die Ausbreitung der Pest. Wer sich die Krankheit zugezogen hat, wird isoliert, es wird ihm Bettruhe verordnet, und er erhält viel Flüssigkeit und leicht verdauliche Nahrung. Zur Linderung der Schmerzen und zur Beruhigung bei Wahnvorstellungen dienen Sedativa. Im 2.Weltkrieg fand man eine Möglichkeit, die Pest mit Sulfonamiden zu heilen; später stellte sich heraus, dass sie sich mit Streptomycin und Tetracyclinen (Antibiotika) noch wirksamer bekämpfen lässt. Geschichte Die Pest trat seit mindestens 3 000 Jahren immer wieder epidemienartig auf; Ausgangspunkt der Krankheit waren meist die zentralasiatischen Hochsteppen. Seit 224 v. Chr. wurde in China von Pestepidemien berichtet, und auch im antiken Griechenland war bereits eine pestartige Krankheit bekannt. Vom 6. bis zum 8. Jahrhundert wurde Europa von den ersten Pandemien (Epidemien großen Ausmaßes) überrollt; die verheerendste, größte Pandemie suchte von 1347 bis 1352 ganz Europa heim. Die Epidemie hatte 1347 von Nordafrika auf Sizilien übergegriffen und sich im Lauf der folgenden drei Jahre über ganz Europa bis nach Island ausgebreitet. Der "Schwarze Tod", wie man diese Epidemie im Nachhinein bezeichnete, forderte schätzungsweise 25 Millionen Todesopfer, d. h. etwa ein Drittel der Bevölkerung, entvölkerte ganze Ortschaften und Landstriche und hatte tief greifende Auswirkungen auf das Weltbild der mittelalterlichen Menschen und auf das Wirtschaftsleben. Bis ins 18. Jahrhundert flackerte die Pest in Europa immer wieder in unterschiedlicher Ausprägung auf; die letzte große Epidemie ereignete sich 1665/1666 in London und forderte hier zehntausende Todesopfer. 1894 nahm eine erneute Pandemie in China ihren Ausgang. Durch Handelsschiffe wurde die Pest von Hongkong und Bombay aus in praktisch alle großen Häfen der Welt exportiert, kam nach Afrika, zu den pazifischen Inseln, nach Australien und Amerika; 1900 erreichte sie San Francisco. Heute tritt die Pest noch vereinzelt in Asien, Afrika, Südamerika und Australien auf; in Europa und Nordamerika ist sie so gut wie verschwunden. 1950 rief die Weltgesundheitsorganisation ein Programm zur weltweiten Pestbekämpfung ins Leben. 1994 fielen einer neuerlichen Pestepidemie in Westindien insgesamt 58 Menschen zum Opfer; diese Epidemie war offenbar durch eine neue Virusvariante ausgelöst worden. ____ gehabt euch Wohl
Angelo de la Vasantes
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Eintrag #33 vom 15. Jul. 2000 21:03 Uhr
Diana Fleischer
Hallo , ich wollte nochmal klarstellen ,dass der Pesterreger Yersinia pestis eine Bakterienart ist und kein Virus.Sonst könnte man die Pest weder mit Sulfonamiden noch mit Antibiotika behandeln . Zu den einzelnen Variationen der Pest (ich vermeide bewusst das Wort "Arten",sonst könnte der Eindruck entstehen es handele sich um verschiedene Erreger ) : 1.Beulenpest :Synonym Bubonenpest;ßbertragung durch Flohbiss Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit) 2-10 Tage; plötzlicher Beginn(also morgens noch arbeitend, abends totkrank); einblutende und eiternde ,sehr schmerzhafte Entzündung der regionalen Lymphknoten oberhalb der Flohbisstelle; geschwüriger Zerfall der Lymphknoten mgl.;in 25-50% ßbergang in Sepsis und Tod. 2. Lungenpest :Syn. Pestpneumonie(Pestlungenentzündung) entw.Folge einer bakt.Streuung der Beulenpest über das Blut oder direkte Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch; Inkubationszeit bei Tröpfcheninfektion sehr kurz:1-2Tage; stürmischer Beginn:Atemnot,Zyanose("Blauwerden durch Sauerstoff- mangel),Husten,später Lungenödem(Wasseransammlung in der Lunge) u. Kreislaufversagen; unbehandelt immer tödlich(2.-5.Krankheitstag) Diese direkte Lungenpest war für die rasche Ausbreitung der Pest- epidemien von grösster Bedeutung. 3. Pestsepsis : fast immer tödl. Komplikation der Pest;kann als Endstadium einer Bubonenpest od. Lungenpest od. auch ohne vor- her sichtbare Bubonen auftreten. 4. abortive Pest : klinisch milde verlaufende Variante der Beulen pest;meist nur leichtes Fieber und nur ein Bubo. Behandelt wird mit Antibiotika(Tetrazykline, Chloramphenicol, Streptomycin)und einem Sulfonamid(Sulfadiazin)in hohen Dosen. Es gibt noch die Möglichkeit der Vorbeugung mittels Schutzimpfung oder Chemoprophylaxe(das ist ähnlich der Malariaprophylaxe)mit Tetrazyklinen. Quelle :PSCHYREMBEL Klinisches Wörterbuch 257.Auflage (jedoch von mir einiges aus dem Originaltext gekürzt und die Fachwörter ins Deutsche übersetzt) Wie ihr seht,war es durchaus möglich,nur die Variante Beulenpest zu überleben.Schlimm wurde es erst ,wenn der Erreger durch Lungenpest die Möglichkeit hatte,durch die Tröpfchen beim Husten in der Luft zu schweben und sich so zu verbreiten. Ich habe auch mal ein Bericht über die Mongolei gesehen,in dem wurde gesagt,dass dort regelmässig lokal die Pest auftritt. ßbertragen wird sie laut dem Bericht dort höchstwahrscheinlich durch Murmeltiere(höhlenbewohnende Nager,siehe Eintrag 11),welche gejagt werden.Man hat auch Tiere mit Beulen gefunden und es wurde die Theorie aufgestellt,dass dies evt. der Ursprungsort der Pest sein könnte(Zentralasien,siehe Eintrag 32). ßber die Richtigkeit dieser Behauptung kann ich jedoch nichts sagen.Vielleicht weiss einer von Euch dazu mehr?
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Eintrag #34 vom 19. Nov. 2000 10:21 Uhr
Stephanie Schruhl
hallo ihr! ich forsche gerade für einen Geschichtswettbewerb über die Pest (eigentlich mehr über Ratten). könnte mir vielleicht einer von euch ne mail schicken, wenn ihm/ ihr noch was zu dem thema einfällt???? Danke
CIAO
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Eintrag #35 vom 20. Nov. 2000 00:38 Uhr
Thorsten
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Moin Stephanie, ich hätte zwei Buchtips für Dich: Klaus Berdolt, Der Schwarze Tod in Europa, C.H.Beck Verlag, ISBN 3 406 38064 6 Manfred Vasold, Pest, Not und schwere Plagen, C.H.Beck Verlag, ISBN 3 406 35401 7 Das erst Buch ist eigentlich z.Zt. das Standardwerk zur Geschichte der großen Pest zwischen 1346 und 1350, das sehr umfassend das gesamt Umfeld betrachtet. Das zweite Buch könnte für Dich noch interessanter sein, da es stärker auf die medizinischen Indikationen eingeht und dabei sowohl die klassische Pesttheorie als auch moderne Theorien behandelt. Weiterhin behandelt es auch die folgenden Pestschübe des 15. Jhdts. und nicht nur die große Pest. Bis denn Thorsten
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Eintrag #36 vom 20. Nov. 2000 09:26 Uhr
Ruth
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Hallo Stephanie, wenn es Dir mehr um die "Geschichte" der Ratten geht, hilft Dir vielleicht folgender Artikel weiter: Zur Taxonomie und Ausbreitungsgeschichte der Hausratte (Rattus rattus). Zool. Anz. 194, 405-415, Bonn, 1975 Ruth
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