Eintrag #1 vom 13. Aug. 2007 12:57 Uhr
Vanessa Karrenbauer
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Hallo,
ich interessiere mich seit kurzem für das Mittelalter und würde gerne eine Kräuterfrau darstellen. Jetzt bin ich aber noch nicht so bewandert und wollte mal fragen in welchen Ständen Kräuterfrauen anzutreffen waren? Wie waren sie ausgerüstet? Was trugen sie immer oder oft bei sich / welche Kleidung?
Dann natürlich welche Kräuter etc. benutzten sie, was stellten sie her Salben, Tinkturen etc.
Wie lange waren solche Tinkturen, Salben etc. haltbar?
Ihr seht eine Menge Fragen. Natürlich habe ich mich auch schon etwas im Internet umgeschaut, aber noch nicht so viel gefunden. Ich bin daher über jeden Link oder Buchempfehlung und Antwort dankbar.
Vanessa
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Eintrag #2 vom 14. Aug. 2007 02:06 Uhr
Volker Bach
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Das Preoblem ist, dass es so etwas wie ein Berufsbild Kraeuterfrau nicht wirklich gibt. Der Begriff ist ungefaehr so schillernde un’d mit Klischees ueberladen wie ‘Soeldner’ oder ‘Barde’ und wenn man sich da historisch festlegen will, ist es am besten, darueber nachzudenken, welche Aspekte einen interessieren und dann zu schauen, ob und wo die sich darstellen lassen.
Natuerlich gab es im Mittelalter Frauen, die sich mit Kraeutern auskannten. Einige von ihnen waren wahrscheinlich auch das ‘klassische’ Kraeuterweiblein, mit Huette und Garten und aermlicher Kleidung, aber ob das sehr viele waren, ist fraglich. Wir wissen darueber auch bis in die fruehe Neuzeit gar nicht so viel, wie wir das gern haetten. Aber so eine Darstellung ist durchaus denkbar: als Kaetnerin bzw. in einer Familie lebende Witwe oder aeltere unverheiratete Verwandte ist man in die ‘hoch- oder spaetmittelalterliche Dorfgemeinschaft eingebunden, gehoert aber zu den Armen, die nicht vom Ertrag ihren (kaum oder gar nicht vorhandenen) Ackerlandes leben koennen und ihre Arbeitskraft verkaufen muessen. Viele lebten von tageweiser Landarbeit, dem Ertrag ihrer kleinen Gaerten, oder Verlagsarbeit im Textilgewerbe, aber wenn eine solche Frau im Ruf steht, mit Kraeutern gut zu koennen, ist das eine glaubwuerdige Beschaeftigung. Wobei es aber unwahrscheinlich ist, dass sie davon fulltime lebt, dafuer ist der Markt einfach zu begrenzt.
Im Fruehmittelalter gibt es Hinweise darauf, dass es zumindest in Sachsen auch Frauen gab, denen man Zauberkraefte zutrautre und die dafuer bezahlt wurden, aber da weiss man so gut wie nix (ausser, dass es verboten war an diese Zauberkraefte zu glauben und diese Frauen deshalb zu toeten oder aufzuessen). Fuer eine verwandte Darstellung gibt die Sagaliteratur vielleicht fuer den skandinavischen Raum mehr her.
Auch mit Recht als Kraeuterfrauen anzusprechen waeren Hebammen und Aerztinnen, die allerdings einem angesehenen Berufsstand angehoerten und kaum dem Stereotyp entsprachen. Eine solche Darstellung ist ungeheuer anspruchsvoll (ich hae mich vor einiger Zeit auf die Schnapsidee verstiegen, einen Arzt darstellen zu wollen, na und es ist halt unglaublich einschuechternd, was man dafuer alles an Geraet und vor allem an Wissen braucht). Es ist allerdings bestimmt eine gute Idee. Achte hierbei darauf, dass Frauen nicht immer und überall als Aerztinnen praktizieren konnten. Dass es allerdings moeglich war beweisen u.a. das Liber Trotula. Auch Apothekerinnen sind nachweisbar (wobei ich vermute, dass die zumindest im Spaetmittelalter den Betrieb ihrer verstorbenen Ehemaenner weiterfuehrten). Auch das ist ein angesehener und gewoehnlich eintraeglicher Beruf, und eine gute Entschuldigung, Kraeuter und Arzneien auf Vorrat zu halten bzw. herzustellen und zu verkaufen (was Aerztinnen und Hebammen wohl meist nicht taten)
Auch ein betraechtliches Wissen um Kraeuter muss es in vielen Frauenkloestern gegeben haben, wo die Sorge um den Kraeutergarten ein eigener ‘fulltime-Job’ sein konnte. ‘Bruder Cadfael’ ist in dieser Hinsicht gar nicht so weit ab von der Realitaet. Aber ein Mitglied eines klausurierten Ordens darzustellen mag nicht wirklich befriedigend sein.
Es ist wahrscheinlich nicht realistisch, sondern ein auf feministischer Geschichtsschreibung aufbauendes Missverstaendnis, fuer grosse Teile des Mittelalters eine Trennung zwischen ‘maennlicher’ Schulmedizin und ‘weiblicher’ Naturmedizin anzunehmen. Es gab immer eine akademische Medizion, die meist (rein aus organisatorischen Gruenden) maennlich dominiert war, aber die zunehmende Durchprofessionalisierung und Akademisierung aller Heilberufe ist eher ein Phaenomen der Neuzeit.
Ein paar Buecher zum Einlesen in Kraeuterkunde und Medizin
Ianus
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Eintrag #3 vom 14. Aug. 2007 09:06 Uhr
Vanessa Karrenbauer
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Also ganz steht es auch noch nicht fest, da die Rolle auch zu meinem Mann passen muss. Dachte eventuell als Marketenderin. Wir sind uns aber noch nicht sicher welche Epoche wir darstellen wollen. Ich dachte eventuell auch eine Marktfrau(Händlerin) die solche Sachen verkauft und vielleicht auch Seifen (stelle ich schon selbst her, deswegen komme ich darauf) nur bin ich am überlegen ob das auch so geht. Also die komplett "reine" Kräuterfrau wollte ich nicht dastellen.
Nur da bin ich auch wieder gerade am suchen wann was möglich war. Mein Mann würde gerne eventuell einen Wikinger darstellen. Jetzt ist nur die Frage ob da dann meine Vorstellungen zu verwirklichen sind oder ob diese Vorstellung dann vielleicht doch in eine spätere Epoche fällt.
Vanessa
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