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Eintrag #1 vom 23. Dez. 2002 11:05 Uhr Joachim Dittrich  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Joachim Dittrich eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Wirklich eine "schreckliche" Zeit?

Hallo, nach einem Gespräch mit einem Ritter der "Freizeitritterlesfraktion" (Pardon) kam mir Gedanke, daß offensichtlich das Bild des Interregnums durch
Schillers Worte der "kaiserlosen, der schrecklichen Zeit" alleinig das Bild prägen.
Doch waren die Jahre von Mai 1254 (Tod des Staufers Konrad IV.) bis 1273 (Wahl des Habsburgers Rudolf I.) so schlimm?
Als Burgenforscher fiel mir auf, daß besonders in diesen Jahren Verstärkungen und Erweiterungen an Burgen stattfanden, auch neue Anlagen wurden wegen mehr oder weniger legalen Territorienerweiterungen gebaut. Die ersten richtigen Zwingeranlagen fanden ihren Einzug in die Verteidigungskonzeption einer Burg.
Was mag diese Zeit für die einzelnen Stände bedeutet haben? Chroniken verzeichnen einen Anstieg von Willkür und gewalt, doch in welchem Maße beeinflußte dies das leben im Reich?
Die staufische "Sache" war mit den Wahlen Richard v. Vornwalls (Schwager Friedrichs II.) und Alfons v. Castilien (Enkel König Philips) nicht unbedingt verloren. Die Städte begannen, aufzublühen, der rheinische Städtebund bildete sich.
Beste Grüße
Achim v. Hohenberg gen. de Clavis

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Eintrag #2 vom 10. Jan. 2003 22:15 Uhr Wolfgang Bokberger   Nachricht

nach oben / Zur Übersicht Das österreichische Interregnum

Servus,
also so schlimm dürfte es doch nicht gewesen sein( möchte mich nur auf die damaligen Erblanden der Babenberger beziehen), da die ßsterreicher und im speziellen die Wiener dies immer mit einen weinenden und einen lachenden Auge sahen.
Nach dem Tod des letzten Babenbergerherzog Friedrich II.(der Streitbare) waren Stadt u. Land verwaist. Als Lehen fiel das Herzogtum an das Kaiserreich zurück, obwohl gemäß den Bestimmungen des Privileg minus auch weibliche Babenberger den Anspruch auf´s Erbe hatten. Der Kaiser ernannte Otto von Bayern zum Statthalter von ßsterreich.
Nun griffen die österreichischen Stände ein, u. wählten den König v. Böhmen, Przemysl Ottokar zum Herzog. Wien wurde 1247 die Reichsunmittelbarkeit durch den Kaiser verliehen, Ottokar war dies ein Dorn im Auge, und er schaffte sie 1251 wieder ab. ßsterreich u. Wien verhalf er wieder zu Rechtssicherheit, Handel und Wohlstand. Ottokar erwies sich als umsichtiger Regent und unterstützte die Wiener beim Bau des Stephansdoms und der Burg. Also Joachim auch Wien bagann zu blühen, im speziellen Sinne der Handel wurde das Um und Auf.
Seit 1253 war Ottokar II. König v. Böhmen; 1262 ließ er sich vom deutschen König mit ßsterreich u. Steiermark belehnen. 1271 umfaßte sein Herrschaftsbereich noch dazu Mähren, Kärnten u. Krain, damit ein Reich von europäischer Geltung.
Die Bemühungen um die deutsche Königewürde jedoch blieben erfolglos, dem Papst u. dem deutschen Wahlkollegium war er einfach zu mächtig. Keinen starken König, drum wählten sie 1273 den Habsbuger Rudolf. Der neue König zog die Reichslehen ein um sie neu zu vergeben, aber Ottokar verweigerte den Huldigungseid. Darauf belegte Rudolf I. ihn mit der Reichsacht und marschierte mit seinem Heer donauabwärts gegen Ottokar, dem Wien die Treue hielt. Rudolf belagerte die Stadt und die Wiener mußten 1276 kapitulieren. Wien erhielt wieder ein neues Stadtrecht und wurde wieder reichsunmittelbar.
Ottokar dachte nicht daran ßsterreich kampflos an Rudolf zu übergeben.
Nun es kam bei Dürnkrut an der March (etwa an der heutigen slowakischen Grenze, ca. 50km von Wien entfernt) zur Schlacht. Ottokar velor Schlacht u. Leben.
Man kann sagen, diese Entscheidung war das Ende des Interregnums in ßsterreich. Damit begann für Wien u. ßsterreich die mehr als sechshundert Jahre dauernde Herrschaft der Habsburger.
Möchte damit ein wenig Interesse fürs mittelalterliche ßsterreich wecken.
Gott zum Gruße
Woifal

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Eintrag #3 vom 11. Feb. 2003 18:23 Uhr Benjamin Kiemerer   Nachricht

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Vom Interregnum zu sprechen ist ohnehin schwierig, da es in Deutschland keine zentralisierte Verwaltung gab (ausser in den staufischen Krongütern). Die Königsherrschaft hat ja ohnehin formal weiterbestanden, da die Prätendaten "Schlange standen". Cornwall würde ich nicht als Vertreter der staufischen Sache sehen: die Plantagenets waren ja noch 50 Jahre vorher auf der Seite der Welfen. Auch die Tatsache, dass er der Schwiegersohn Friedrichs war ändert kaum was. Die englischen Interessen waren traditionell in Norddeutschland und im Rheinland vertreten (hier besonders in Köln, man denke nur an die Kölner Hansekaufleute in London).
Der Rheinische Städtebund brach ebenfalls nach einigen Jahren zusammen (auch wenn er nicht aufgelöst wurde, aber das war ja bei der Hanse auch nicht der Fall). Sicherlich der Verlust spürbar, aber die "Kaiserlose, die schreckliche Zeit"..da ist doch Skepsis geboten. Seit der Zeit Heinrich VI. war in Deutschland keine starke Zentralmacht vorhanden (Friedrich und Heinrich (VII.) haben keine geschaffen), und selbst bei Heinrich VI. war sie nur formal vertreten. Das Hauptproblem stellt sich in verfassungsrechtlicher Art da, da die lehenspyramide nach oben gekappt war.

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