Eintrag #1 vom 18. Feb. 2007 18:27 Uhr
Gyde Botsch
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Hallo,
ich frage mich schon lange, wie man sich unter einander angeredet hat. Die Anrede gegenüber Höhergestellten scheint mir weniger schwierig; der Titel ("Hochwürden", "Herr Graf", "Frau Meisterin",…), aber wie haben diese umgekehrt geantwortet?
Hat man tiefer Gestellte mit Vornamen angeredet? Auch mit dem (niedrigeren) Stand bzw der Berufsbezeichnung?
Wie wurden Kinder angesprochen, wie sprachen diese mit ihren Eltern?
OK, das hat alles auch was mit Mittelhochdeutsch (das wir alle nicht sprechen) und dem verschwundenen Wissen um Rangunterschiede zu tun.
Dennoch; wie haltet Ihr es damit?
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Eintrag #2 vom 18. Feb. 2007 18:47 Uhr
Joachim Dittrich
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Das "Du" war bis ins 12. Jahrhundert hinein die in allen Ständen einzig verwendete Anrede. Erst weit nach 1150 wurde die fortschreitende Abgrenzung unter und innerhalb den drei großen Schichten der Arbeitenden, Betenden und Kämpfenden auch beim Gruß ausgedrückt:
Der Herr sprach den Diener, der (hochadelige) Lehensgeber den Lehensträger und Dienstmann mit "Du" an; die wiederum hatten ihn mit "Ihr" anzureden. Der höher Stehende duzte stets den Geringeren; Gleichrangige, Freunde und Verwandte oft einander. Kinder hatten ihre Eltern und Vormunde mit "Ihr" anzusprechen. Der Liebhaber verwendet gegenüber seiner Liebsten erst das "Du", wenn sie einander vertraut geworden sind. Aus Gewohnheit duzen die Bauern weiterhin jedermann und jederfrau, gleich welchen Ranges und Standes, auch gegen Proteste der Obrigkeit. Noch im 18. Jahrhundert empfinden fränkische Bauern es als absurd, sich von ihren Kindern ihrzen zu lassen oder dasselbe bei ihren Herren zu tun, wenn man doch auch den Herrgott duzt.
Auf die Anrede "Herr" hatte jeder Adelige Anspruch; war er noch jung und ohne Ritterschlag, kam ihm der "Jungherr" oder "Junker" zu. Adelige Damen, ob verheiratet oder nicht, betitelte man "Frau", junge Damen "Jungfrau" oder "Jungfer", die Mutter des Ehemannes "Altfrau".
"Euer Liebden" ist eine nachmittelalterliche Anrede, während "Euer Gnaden" seit dem 15. Jahrhundert das "Ihr" allmählich ersetzt.
Allen Schichten allgemein geläufig war die Anrede "Liebe/r" in Schrift und Sprache. Dem mittelalterlichen Verständnis gemäß machte es dem mit z. B. "Lieber Herr" Gegrüßten deutlich, daß sein Erscheinen dem Anderen angenehm ist, gleichzeitig birgt das Wort "lieb" jenem, dem es gilt, Sicherheit vor Feindseligkeiten. War man jemanden nicht unbedingt wohlgesonnen, fand die liep rede eben keine Anwendung.
- Duden: Das Herkunftswörterbuch. Mannheim 1963
- Fuhrmann, H.: ßberall ist Mittelalter. München 1996
- Schubert, E.: Alltag im Mittelalter. Natürliches Lebensumfeld und menschliches Miteinander. Darmstadt 2002
und eigene Forschugnen
Achim v. Hohenberg gen. de Clavis oder Wernhard oder Groschi
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