Eintrag #1 vom 02. Mrz. 2008 22:51 Uhr
Martin Fischer
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Tag allerseits,
ich grüble momentan über der Frage, wie der Latz einer Hose in der zweiten Hälfte des 15ten Jahrhunderts am ehesten konstruiert war.
Lehnart schlägt eine zweiteilige Konstruktion vor (jeweils eine Hälfte Latz mit anhängigem Einsatz für den Schritt), Thursfield zeigt eine dreiteilige Konstruktion (Schritteinsatz plus zweigeteilter Latz).
Nun ist mir - außer dem Hosenfund von Alpirsbach (und die Botz ist ein paar Jahrzehnte jünger - außerdem sind mir da noch keine Detailfotos untergekommen, auf denen ich das erkennen kann…) - keine Realie bekannt, die darüber Aufschluss geben könnte, wie das nun gemacht worden ist.
Das Wälzen zahlloser Bildbände mit Gemälden des einschlägigen Zeitraums (1460-90) führte auch zu keinem verwertbaren Ergebnis.
Es scheint aber klar zu sein, dass der Latz zunächst einteilig war und dann - gemäß der Entwicklung hin zum protzigen, frühneuzeitlichen "Eierbecher" - zweigeteilt worden ist, um dem Gehänge mehr Form zu verleihen. Darüber hinaus scheint es auch so zu sein, dass die Lätze bis zum Ausgang des 15ten noch oben mit dem Bund abschließen und erst um 1500 so kurz werden, wie man es gemeinhin auf den "2. Hälfte 15tes-Events" zu sehen bekommt…
Hat jemand irgendwelche Belege für die o.g. Frage parat?
Dafür dank’ ich dann schomma!
Gruß
Mätes
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Eintrag #2 vom 03. Mrz. 2008 00:10 Uhr
Jens
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Servus,
Also es gibt Bilder Pre-1490, die ganz klar eine mindestens zweiteilige Konstruktion zeigen, die ist auch ob der runden, 3dimensaionalen Form notwendig.
Lehnarts Ergebnisse kann man dazu, mit Verlaub, getrost vergessen, nach ihm kommt der übliche, weit verbreitete Schnitt heraus, der sich aber weder mit den Darstellungen aus Süddeutschland, Norddeutschland, noch Burgund oder Italien pre-1500 deckt (jedenfalls habe ich bislang nirgends einen Belege dafür gesehen, so denn existent, bin ich für jeden Hinweis dankbar).
Gleichermaßen Thursfield, auch hier der erst auf Darstellungen um und nach 1500 zu beobachtende, breite, V-förmige Schnitt, während gerade in Süddeutschland pre-1500 doch deutlich eine Bananenform zu erkennen ist.
Mein Rekoversuch des Ganzen habe ich hier auf unserer Seite dokumentiert:
Zur Frühform gibt es einen Artikel von Loïc Leymerégie, wobei ich hier mit seinen Ergebnissen auch nicht so 100% einverstanden bin.
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Eintrag #3 vom 03. Mrz. 2008 00:57 Uhr
Martin Fischer
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Hallo Jens,
falls du mir mal die Abbildungen 2,3,5(samt Quellenangaben) schicken könntest, so dass ich die tüchtig vergrößern kann, käme ich wohl ein Stück weiter…
Gruß & Dank
Mätes
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Eintrag #4 vom 03. Mrz. 2008 09:11 Uhr
Jens
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Servus Martin,
Die Bilder gibt es entweder online (
wwwimareal.oeaw.ac.at/realonline
Institut für mittelalterliche Realienkunde / Digitale Bildsammlung,
wwwbildindex.de , Thott 290 2 ist auch online, google mal) oder gibt es relativ einfach und günstig per Buchform, wenn Du Dich mit dieser Zeit (und Region?) intensiver auseinandersetzen willst, kann ich Dir die stark ans Herz legen :) )
Meines Erachtens geht alleine schon aus vielen der Talhofferischen Manuskripte relativ eindeutig hervor, dass die Schamkapsel zu dem Zeitpunkt mehrteilig, 3dimensional,. und vlt. sogar ausgestopft war.
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Eintrag #5 vom 03. Mrz. 2008 11:31 Uhr
Helgard Meer
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Eine gute Quelle ist das Buch "Patterns of Fashion" von Janet Arnold für die Jahre 1560-1620
- - klar ist was später, aber . . .
Gute Aufarbeitung vom Foto des Orginals, dann Detailfotos und der dazugehörende Schnitt.
Hier kann man Rückschlüsse machen, wie man es auch noch ein paar Jahre vorher gemacht haben könnte.
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