Hildegard von Bingen
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Eintrag #1 vom 15. Jan. 2007 11:34 Uhr
Christian Schluck
Ich lese zur Zeit das Buch "Die Ernährungstherapie der Hildegard von Bingen" in denen Kochrezepte und die Heilsame Verwendung der Mittel zu Leben (wird oft in dem Buch so genannt), also Lebensmittel, beschrieben stehen, die laut Aussage der Autorin (Name und ISBN wird noch nachgereicht) durch Hildegard von Bingen überliefert sind (teilweise mit Zitaten von Hildegard von Bingen).
Meine Frage ist jetzt, ob man ohne große Sorge unhistorisch zu sein den ganzen Umfang der Hildegardschen Gerichten verwenden kann. Und vor allem wer sowas gegessen hat. Denn die Rezepte und Zutaten scheinen irgendwie einleuchtend ursprünglich zu sein, doch dann wäre ihre Bedeutung als (u.a.) "Ernährungsberaterin" im MA ja unnötig gewesen.
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Eintrag #2 vom 15. Jan. 2007 13:57 Uhr
Claudia
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Bei Publikationen zu Hildegard von Bingen gibt es SEHR viel esotherischen Mist. Da ist höchste Vorsicht angebracht. Also die Zitate versuchen, gegenzuprüfen. Ich wüßte jetzt allerdings leider keine Tips, wo man die betreffenden Originalschriften mit ßbersetzung herbekommt.
Ich hatte auch mal zwei Bücher dazu in den Händen und beide waren so unangenehm esotherisch (und zudem von geradezu gefährlicher medizinischer Unkenntnis getragen), daß ich eigentlich auch lieber mal selber in eine ßbersetzung der Originalschriften geguckt hätte.
Das stand auch mal auf meiner to-do-Liste, ist aber leider noch nie in die "Dringend"-Region vorgestoßen.
Gruss, Claudia
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Eintrag #3 vom 15. Jan. 2007 14:53 Uhr
Martin
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Hallo
Ich bin ebenfalls dieser Meinung. Hildegard von Bingen selbst veröffentlichte nur theologische Werke, keine Rezeptbücher o. ä.
Erst ungefähr 200 Jahre nach Hildegards ableben wurden erstmals Kochbücher mit Rezepten und Weisheiten veröffentlicht, die angeblich von Hildegard stammten. Und ich glaube nicht wirklich, dass sich heutige Bücher in dieser Hinsicht von den damaligen großartig unterscheiden. :-)
Gruß
Martin
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Eintrag #4 vom 16. Jan. 2007 10:02 Uhr
Christian Schluck
Eure Kritik gegenüber einigen Hildegard von Bingen Publikationen kann ich euch zustimmen.
Und da ich mich schon immer für Spiritualität, Religion und Esoterik interessiert habe (da die Mainstream Religionen inklusive Atheismus mir nie zugesagt haben) aber auch meistens eine sehr Kritische Person bin ist mir auch der Pseudoesoterische Mist aufgefallen (meiner Ansicht nach gibt es auch ernstzunehmende Esoterik).
Daher, danke für die Wahrnung, aber das Buch was ich hier anspreche (sorry für die immernoch fehlenden Daten) ist weitgehend frei davon. Und die Bingenphilosophie von gesunder Lebensführung und den fördern von guten Säften scheint authentisch zu sein.
Aber mal abgesehen davon frage ich mich, ob eine Verwendung der, von Bingen erwähnten Lebensmittel (und sie erwähnt ganz gewiss welche) nicht die perfekte Lösung für Reenactment Kost.
Denn mir kommt es immer so vor, als sei dass authentische kochen für viele ein Problem. Wie seht ihr dass? Wäre Bingen (bei ausschluss der unseriösen Veröffnetlichungen) nicht die Lösung?
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Eintrag #5 vom 16. Jan. 2007 10:33 Uhr
Jens
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Moin,
Sind nicht sowohl Rezepte, als auch vor allem Zutaten ein bisschen zu zeit-und regionsspezifisch, um sich allein auf Hildegard von Bingen zu stützen? Es gibt zum Thema Ernährung, Rezepte und Zutaten ja nun eine ganze Latte von Quellen über die gute Dame hinaus.
Gruß, Jens
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Eintrag #6 vom 17. Jan. 2007 14:00 Uhr
Christian Schluck
Ich gehe mal davon aus dass die erwähnten Nahrungsmittel von Hildegard von Bingen eine weite Spannbreite haben, da es sich ja meistens um Nahrungsmittel handelt die überall in Deutschland angebaut wurden (und noch werden).
Falls Dinkelweizen, Möhren, Erbsen etc. nicht überall und für eine lange Zeitspanne gegessen wurde, wo bekomme ich dann diese Informationen her? Und soll das jetzt bedeuten dass man, um "a" zu sein Hildegard Bingen Küche nur dann verwenden sollte, wenn die Veranstaltung und die, von einem selbst dargestellt Figur, zu der Zeit und Region passt, wo Hildegard war und ihre Ratschläge erteilt hat?
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Eintrag #7 vom 17. Jan. 2007 16:33 Uhr
Patrick
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Die in den Schriften von Hildegard von Bingen erwähnten Lebensmittel wurden damals sicherlich gegessen, ich persönlich würde ich mir da keine großen Probleme machen, es sei denn, es handelt sich um exotische Zutaten, die dem von dir dargestellten Stand nicht so einfach zur Verfügung standen, oder ganz einfach zu teuer waren (z.B. das Fleisch von Jagdwild).
Patrick
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Eintrag #8 vom 19. Jan. 2007 15:52 Uhr
Nikolaj Thon
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In der Tat: Das Meiste, was sich mit dem Namen der Hildegard von Bingen ziert, ist - mit Verlab gesagt - esoterischer Unsinn.
Es hilft wohl nur, die Originalwerke zu studieren; diese sind in guter deutscher ßbersetzung zumeist erschienen im Verlag Otto Müller, Salzburg. Es gibt noch einige weitere wissenschaftliche Ausgaben, z.B. "Das Buch vom Wirken Gottes. Liber divinorum operum" bei Pattloch, aber - wie gesagt - die asuthentischen Texte finden sich in der achtbändigen deutschen Hildegard-Gesamtausgabe, die im Otto Müller Verlag, Salzburg, erschienen ist.
Im einzelnen handelt es sich um folgende ßbertragungen der Werke (und zusätzlich der Vita Hildegards):
- Wisse die Wege (Scivias). ßbers. u. bearb. von Maura Böckeler. 8. Aufl. 1987. 35 Tafeln im Vielfarbendruck.
- Der Mensch in der Verantwortung. Das Buch der Lebensverdienste (Liber vitae meritorum). ßbers. u. erl. von Heinrich Schipperges. 2. Aufl. 1985.
- Welt und Mensch. Das Buch De operatione Dei. ßbers. u. erl. von Heinrich Schipperges. 1965. Zahlreiche Abb.
- Briefwechsel. ßbers. u. erl. von Adelgundis Führkötter. 1969. 1 Abb., 1 Faltkarte.
- Lieder (Symphoniae u. Ordo Virtutum mit Notenbild). Hrsg. von P. Barth, M. I. Ritscher u. J. Schmidt-Görg. ßbers. von Adelgundis Führkötter. 1969.
- Heilkunde. ßbers. u. erl. von Heinrich Schipperges. 4. Aufl. 1981.
- Naturkunde. ßbers. u. erl. von Peter Riethe. 3. Aufl. 1980.
- Das Buch von den Steinen. ßbers. u. erl. von Peter Riethe. 1979. Zahlreiche Abb.
- Quellen des Heils. Textauswahl. Hg. von Adelgundis Führkötter. 1982.
- Das Leben der heiligen Hildegard. Ein Bericht aus dem 12. Jahrhundert. Verfaßt von den Mönchen Gottfried und Theoderich. ßbers. u. kommentiert von Adelgundis Führkötter. 3. Aufl. 1983.
Wer diese Werke im Original studiert, wird sehen, dass die Fülle der so genannten "Hildegard-Literatur" nur sehr selektiv mit dem Originalwerk der ßbtissin umgeht und vor allem jede Menge eigenes Gedankengfut hineininterpretiert.
Also: Ad fontes! (Zurück zu den Quellen).
Beste Grüße Nikolaj
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