Hebamme
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Eintrag #1 vom 22. Mai. 2004 15:58 Uhr
Sara Zilinski
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Hallo,
ich würde gerne in die MA-Szene einsteigen.
Allerdings habe ich keine Ahnung in welche Zeit genau und als was.
Ich habe nun seit ca. 2 Stunden hier nach BErufen gesucht die mir gefallen würden und auch zu mir passen könnten und bin zu niederscmetternden Ergebnissen gelangt.
1)Man kann nicht wirklich davon spechen, dass es Jägerinnen gab (nicht im kriegerischen Sinn)
2)Eine Diebin dazustellen, gestaltet sich schwierig
3)Ich glaube für eine Gauklerin kann ich mich nicht begeistern, weil ich nicht den ganzen Tag Leute belustigen kann
4)Hübschnerinnen u.ä. kommen nicht in Frage
5)Um irgendwelche handwerklichen Tätigkeiten auszuführen, braucht man einen gewissen Erfahrungsschatz und auch eine ziemlich große und Kostspielige Ausrüstung
Nun denke ich also über ein Rolle als Hebamme/ßrztin/Heilerin nach, was jedoch auch problmatisch sein kann denke ich mir.
Gibt es Infos über diesen Beruf bei Frauen?
Wenn ja, in welchem geschichtlichem Abschnitt?
Gab es, abgesheen davon, das solche Frauen häufig als Hexen verdächtigt wurden, noch andere Schrwierigkeiten?
Gab es besondere Kleidung?
Ich dneke mal es ist kein Problem, dass ich nicht das detaiierte Hintergrundwissen habe, denn im MA wusste man. denke ich mir noch nicht allzuviel was man mit Sicherheit über den mneschen wusste.
Kann mir jemand helfen?
Danke
Sara
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Eintrag #2 vom 23. Mai. 2004 20:33 Uhr
Jens
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…da ich grad nicht viel Zeit habe.
Dass Frauen nicht mehr Berufe ergreifen konnten, stimmt ja so nicht, das komtm wohl (wie eigentlich immer) auf Zeit und Region an. Für das frühe 14te sprechend kann man z.B. auf Frauen in diversen Zünften verweisen, nicht nur die, die das Geschäft ihres Mannes nach dem Tot desselbigen weiterführten, sondern auch alleinstehende (aber wohl auch verheiratete).
Da wären von Schmiedinnen, Weberinnen, Näherinnen, Tailiorinnen, Händlerinnen usw. so einiges drinn.
Berufskleidung war aber grob gesprochen im MA wohl eher nicht ode rkaum vorhanden, ausser vlt. berufsspezifischen Schutzkleidungsstücken wie Schmiedeschürze etc., eine Schürze ist wohl bei einer Frau, die einen Beruf ausübt, in dem man schon mal dreckig wird, sicher auch ne gute Idee.
Aber vlt. solltest Du vor allem erstmal ne Zeit und Region wählen.
Gruss, Esca
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Eintrag #3 vom 23. Mai. 2004 20:51 Uhr
Claudia
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Eine Hebamme darzustellen, "wil die damals im Mittelalter nicht so viel über Medizin wußten" halte ich für keine gute Idee. Falls man den Leute nicht jede Menge Mist erzählen will. Es ist richtig, daß das Wissen über Medizin damals deutlich geringer war als heute. ABER: geboren wurde zu allen Zeiten, und eine Frau, die dabei professionelle Hilfe gab hat auf jeden Fall mehr darüber gewußt als Ottilie Normalverbraucher heute. Falls Du also nicht gerade im Zivilberuf Hebamme oder Krankenschwester sein solltest, würde ich Dir davon abraten. Und außerdem sollte man, wenn man etwas darstellt, das von damaligem Unwissen/Aberglauben belastet war, wissen, _welches_ Unwissen bzw. Aberglaube herrschte. Solange man da nicht wirklich firm ist, bleibt es Fantasiegebilde, was man den Leuten erzählt.
Gruss, Claudia
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Eintrag #4 vom 24. Mai. 2004 10:46 Uhr
Regina
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Also eine Hebamme darstellen, finde ich auch nicht so einfach:o) Aber spannend. Dafür würde ich das Pferd von hinten aufzäumen, denn eins ist klar leicht ist die Darstellung nicht. Als erstes kann ich da, ganz modern, die Hebammensprechstunde von Ingeborg Stadelmann empfelen. Die darin empfohlenen Kreuter sollte man dann mit Funden aus seiner gewünschten Zeit vergleichen. Dann kann man über diese Kräuter lernen. Aussehen, wuchs Wirkung, damit dem Publikum das dementsprechende auch weitervermittelt werden kann. Das ist nicht so schwer. Hildegard von Bingen könnte da auch in Fragen von Kräuterkunde heran gezogen werden. Doch dann wird es kommplizierter. Nun Muß man sich um die Riten und den Aberglauben kümmern. Da gebe ich Claudia Recht. Hintergrundwissen ist in jedemfall sehr wichtig.
Theresia Gruber: Die medizinische Versorgung in der mittelalterlichen Stadt: Die Rolle der Frau als ßrztin und Hebamme. 1996
K. Arnold: "Frauen in den mittelalterlichen Hansestädten Hamburg, Lübeck und Lüneburg - Eine Annäherung an die Realität" in: Hansische Geschichtsblätter (HGbll) Bd. 108, 1990
B. Bitter: "Hebammen - Gebrtshelferinnen und Verfolgungsopfer" in: Randgruppen der Spätmittelalterlichen Gesellschaft, Hg.: B.-U. Hergemöller, Warendorf 1990
K. Elm / R. Sprandel: "Beginen" in: Lexikon des Mittelalters Bd. I, München-Zürich 1980
J. Hartwig: "Die Frauenfrage im mittelalterlichen Lübeck" in: HGbll 14, 1908
Peter Ketsch (Hg): Frauen im Mittelalter - Quellen und Material, 2 Bände, Düsseldorf 1983
A. Lömker-Schlögell: "Prostitution - umb vermeydung merers übels in der christenhait" in: Randgruppen der spätmittelalterlichen Gesellschaft (s.o.)
Günther Peters: "Norddeutsches Beginen- und Begardentum im Mittelalter" in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd. 41/42, 1969/70
B. Vogel / U. Weckel (Hg): Frauen in der Ständegesellschaft - Leben und Arbeiten in der Stadt vom späten Mittelalter bis zur Neuzeit (Beiträge zur deutschen und europäischen Geschichte 4), Hamburg 1991
Ute Weinmann: Mittelalterliche Frauenbewegung - Ihre Beziehung zur Orthodoxie und Häresie, Pfaffenweiler 1990
Das ist das was ich beim Googeln so gefunden habe. Die Literaturliste steht hier
user.cs.tu-berlin.de/~ohherde/fraulist.htm
Viele Grüße, Ragna
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Eintrag #5 vom 24. Mai. 2004 16:08 Uhr
Ingo Ludwig
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Hebamme - find ich gut.
Allerdings was genau läuft könnte dann da während Deiner Darstellung ablaufen ?
Klar wird es auch mal schwangere Besucher oder Darstellerinnen auf einem Markt o.ä. geben. Aber wer traut sich dann als evtl. "nicht-im-richtigen-Leben-Hebamme" da ran.
Ich glaube mit den oft verfilmten Rufen nach "viel heißes Wasser und viele saubere Tücher" ist allein nicht geholfen.
Als Bader kann man (oder Frau) ja vielleicht einem Besuchen einen Zahn ziehen (*g*) oder in wenigstens baden oder rasieren - aber als Hebamme …?
Gruß, Ingo
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Eintrag #6 vom 07. Jun. 2004 16:41 Uhr
Karen Thöle
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Bin etwas spät dran, und ich hoffe, daß Du nicht aufgehört hast, hier nachzuschauen, Sara.
Ich habe gerade im Lexikon des Mittelalters unter dem Begriff "Schwangerschaft und Geburt" nachgeschaut. Die Ergebnisse sind etwas mehrdeutig, und zum Weiterrecherchieren solltest Du Dir unbedingt eine Zeit aussuchen. Ich versuche es trotzdem mal mit einer kurzen Zusammenfassung des unheimlich komprimierten Artikels:
"Schwangere und Gebärende wurden im MA in der Regel von Hebammen betreut." Männer - ßrzte bzw. Chirurgen - wurden nur hinzugerufen bei Lebensgefahr oder ernsten Komplikationen, und auch das erst ab dem 15. Jahrhundert. Ab dem 15. Jahrhundert gibt es in den Städten spezielle Hebammenordnungen, die Prüfungen und Arbeitsbedingungen der Hebammen regelten; wenn Du Dich für diese Zeit interessierst, könnte man da weitersuchen. Interessant für das Wissen um Hygiene ist, daß einige Hebammenverordnungen des 16. Jahrhunderts den Hebammen vorschreiben, vor einer geburtshilflichen Untersuchung die Hände zu waschen.
Medizinische Schriften aus unterschiedlichen Jahrhunderten legen nahe, daß Hebammen in bestimmtem Maße auch operativ tätig wurden, z.B. Zerstückelung des Fötus, wenn Lebensgefahr für die Mutter besteht, Dammschnitt - allerdings nicht der Kaiserschnitt in Fällen, in denen die Schwangere gestorben war.
ßber die Geburt gibt es zahlreiche Schriften. Rezipiert im Mittelalter u.a. Avicenna (Ibn Sina) und Albucasis (Abu l-Qasim), letzterer im 12. Jahrhundert ins Lateinische übersetzt von Gerhard von Cremona und bis zu Guy de Chauliac im 14. Jahrhundert von Bedeutung. Weitere - abendländische - mittelalterliche Autoren zu dem Thema sind Aetius von Amida (6. Jhd.), Paulus von Aigina (7. Jhd.), Wilhelm von Saliceto (13. Jhd.) Arnald von Villanova, Bernard von Gordon (1305), Pietro d’Argellata, Francesco da Piemonte (um 1300), Valescus von Taranta (um 1400) und M. Savonarola. Wenn Du Dich für das wirklich späte 15. Jahrhundert (oder sogar frühe 16. Jhd.) interessieren solltest, wären wohl auch die gedruckten Hebammenbücher interessant, die ab 1500 aufkommen; das LexMA nennt leider nur eines, Rösslins "Rosengarten" (1513).
Was läßt sich sonst noch sagen? Ja, es scheint Versuche gegeben zu haben, die Geburt mit Zaubersprüchen positiv zu beeinflussen; zumindest verspottet Arnald von Villanova sie. Es gab einen Geburtsstuhl; zumindest wird er um 1300 von Francesco da Piemonte empfohlen.
Du schreibst:
"Gibt es Infos über diesen Beruf bei Frauen?
Wenn ja, in welchem geschichtlichem Abschnitt?"
Wie Du siehst, gibt es für fast jedes Jahrhundert für den Beruf der Hebamme relevante Informationen.
"Gab es, abgesehen davon, das solche Frauen häufig als Hexen verdächtigt wurden, noch andere Schrwierigkeiten?"
Von dem Hexenverdacht habe ich nichts gefunden. Ich glaube, das ist ein Vorurteil, das eine Zeitlang in der Frauenbewegung populär war zu einer Zeit, wo Hexen und Okkultismus in waren und jede auf der Suche nach dem vergessenen Wissen weiser Frauen.
Tatsächlich wurden Frauen gegen Ende des Mittelalters von den studierten ßrzten aus den Heilberufen verdrängt, ebenso wie auch nicht-studierte männliche Vertreter dieser Berufe, aber das hatte wohl vor allem finanzielle Hintergründe, und es brauchte die (auch für die Frühe Neuzeit - im Gegensatz zum Mittelalter - wesentlich wichtigeren) Hexenprozesse nicht, um die Frauen zu verdrängen, dazu reichten städtische Gewerbeordnungen durchaus aus.
"Gab es besondere Kleidung?"
Das weiß ich nicht. Ich weiß auf der Grundlage dessen, was ich hier geschrieben habe, nicht einmal, ob eine Hebamme eher wohlhabend oder eher mäßig gekleidet sein würde. Ich glaube allerdings nicht, daß sie bettelarm war, aber das ist nur geraten. Ich halte es aber für wahrscheinlich, daß sich die Hebammenordnungen des 15. Jahrhunderts dazu äußern, möchte jedoch betonen, daß diese Ergebnisse nicht unbedingt auf die früheren Jahrhunderte übertragen werden können.
"Ich denke mal es ist kein Problem, dass ich nicht das detailierte Hintergrundwissen habe, denn im MA wusste man. denke ich mir noch nicht allzuviel was man mit Sicherheit über den menschen wusste."
Vielleicht ist es nicht das große Problem, wenn Du nicht das heutige Wissen über Gynäkologie hast. Es ist aber allein durch Weglassen von Wissen kein Bild zu rekonstruieren, was dem mittelalterlichen Bild von Geburtshilfe entspricht. So gibt es durchaus Heutiges (wie das Händewaschen, s.o.) neben erstaunlich Spezialisiertem (wie die operativen Techniken) neben völligem Blödsinn, auf den wir von selbst nie gekommen wären (wie die Vorstellung eines siebenkammrigen Uterus, die von Hippokrates stammt und bis ins 16. Jahrhundert weitergegeben wurde).
"Kann mir jemand helfen?"
Ich hoffe, Dir schon ein bißchen geholfen zu haben. Bei weiteren Fragen (insbesondere, wenn Du ein Jahrhundert weißt, bei dem Du genauere Recherchen brauchst) bitte einfach nochmal posten.
Bis denn
Karen Thöle
PS: Du hast in Deinem ersten Post - mit durchaus guten Gründen - die Handwerkerin als Rolle erstmal ausgeschlossen. Allerdings entwickelt sich so etwas ja auch nicht über Nacht. Wenn Du Dir erstmal eine Zeit aussuchst und einen Satz Alltagskleidung nähst, kannst du schonmal dabeisein, ohne daß Du was Besonderes vorführen mußt. Im Laufe der Zeit entwickeln sich durch das Selbermachen von Kleidung und Ausrüstung bei vielen Leuten handwerkliche Fähigkeiten, die man dann vorführen kann. Und selbst das Kochen und Abspülen soll schon mal zu einem Publikumsmagneten geworden sein ;o)
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Eintrag #7 vom 07. Jun. 2004 16:54 Uhr
Karen Thöle
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Ich vergaß - das Lexikon des Mittelalters hat ja auch immer eine Literaturliste. Die ist hier aber leider etwas dürftig. Für Dein Thema gibt es darin leider nur ältere Bücher (evtl. Bibliothek Fernleihe):
H. Fasbender: Geschichte der Geburtshülfe, 1906.
C.O. Rosenthal: Zur geburtshilflich-gynäkologischen Betätigung des Mannes bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts; in: Janus 27 (wissenschaftliche Zeitschrift, Jahrgang 1923), S. 117-148, 192-212.
H. Buess: Geschichtlicher ßberblick über die Entwicklung der Geburtshilfe; in: Lehrbuch von der Geburtshilfe, herausgegeben von T. Koller, 1948.
H. Buess: Die Entwicklung der abendländischen Geburtshilfe in Zeittafeln unter besonderer Berücksichtigung der Schweiz; in der Zeitschrift Gynaecologia 155 (Jahrgang 1963).
Wie überall bei älterer Literatur sollte man vorsichtig sein mit den Schlußfolgerungen, die die Autoren aus ihrem Material ziehen, aber da es sich um wissenschaftliche Bücher handelt, müßten sie zumindest in jedem Fall einen Zugang zu den Quellen bringen.
Bis denn
Karen Thöle
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Eintrag #8 vom 08. Jun. 2004 08:47 Uhr
Martin Heidenreich
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Salvete,
das ein oder andere steht auch in "Die Kranken im Mittelalter" C.H.Beck Verlag, ISBN 3 406 336 035, von Heinrich Schipperges.
Einiges über den Beruf der Hebamme, aber vor allem natürlich über Krankheiten, besonders die, die durch mangelhafte Hygiene entstehen.
Gerade die oft von Aberglaube und mangelnder Erfahrung durchsetzte Ursachenerklärung für Krankheiten im Mittelalter, gepaart mit der oft zietierten Vorstellung, Krankheiten seien Strafen Gottes ("Geislerbewegung")kommt im Buch zum Ausdruck, ebenso wie eine kurze Einführung in die Säftelehre und die Anschauungen Galens und H. von Bingens. Oft abenteuerliche Behandlungsmethoden für Krankheiten machen zudem die weitgreifende Unkenntnis im Bereich Medizin im MA deutlich.
Ein empfehlenswertes Buch, welches sachlich zeigt, warum das Klischee vom "finsteren Mittelalter" im medizinischen, gerade im chirurgischen, Bereich am ehesten zutrifft.
Valete
Wolf von Miroldes
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