Eintrag #1 vom 15. Nov. 2003 16:44 Uhr
Andy Dahlem
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Was für Kleidung trug ein Baumeister im 15. Jhd.?
Hallo!
Ich habe schon etwas in den Foren geschmöckert und bin begeistert von dem vielen nützlichen und interessanten Tips und dem Wissen, das hier ausgetauscht wird.
Diesen Herbst habe ich meine Promotion über spätgotische Architektur in Süddeutschland begonnen. Da ich mich mit dem Werk des Meister Hans von Burghausen und des Meister Anton Pilgram beschäftige, habe ich mich entschieden auch einen Baumeister in dieser Epoche darzustellen.
Es gibt einige sehr informative Quellen (u.a. Bilder, Skulpturen), die ich als Anhaltspunkt für eine historisch akurate Darstellung verwenden möchte. Im 15. Jhd. waren Baumeister angesehene und meist wohlhabende Bürger, wie das Selbstbildnis Anton Pilgrams in Stephansdom in Wien zeigt. Pilgram trägt einen Doktorhut und Talar der Universität und die Bildunterschrift bezeichnet ihn als Magister. Seine langen Haare zeigen, dass er ein freier Bürger der Stadt ist.
Da ich noch nicht so bewandert bin mit den Namen der Bekleidung bzw. noch nicht weiss wo man Schnittmuster findet oder wo man Gewänder des 15. Jhds. beziehen kann, würde ich Euch bitten mir Tips diesbezüglich zu geben.
Neben dem Handwerkszeug eines Baumeisters (Zirkel, Rechterwinkel, Stab mit Mass-/Proportionseinheiten, Hammer und Meisel), würde mich interessieren aus welchen Kleidungsstücken sich die Gewandung eines Baumeisters zusammensetzte? Könnt Ihr mir bitte auch Links zu Internetseiten oder Bücher nennen, die gute Informationen diesbezüglich enthalten!
Vielen Dank für Eure Unterstützung!
Andy
P.S. Bitte entschuldigt, dass ich meine Frage in mehrere Foren stelle.
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Eintrag #2 vom 15. Nov. 2003 19:51 Uhr
Jens
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…also ich bin auch eher ein Anfänger im 15ten, aber was soll’s, ich versuchs mal.
Wenn Du sagst 15tes, dann müsste man jetzt noch genau wissen, wann genau, und wo.
Zwischen Süd-und Norddeutschland gabs gerade im späten 15ten einen relativ eklatanten Modeunterschied, als dass der Norden sich eher der burgundischen Mode (noch) zuwendete, der Süden mehr Italien.
Da Du ja sagst, dass Du dich mit der Architektur in Süddeutschland auseinandersetzt, tippe ich mal, dass es auch dort angesiedelt ist, also nehme ich mal als Beispiel einen süddeutschen Bürger um 1480.
Ich muss hinzufügen, wenn Du "wohlhabend" sagst, hast Du Dir einiges vorgenommen; das bedeutet schon relativ prächtige Kleidung, sowie einiges an Militärgerümpel, da oft Bürger die Pflicht hatten, einen Harnishc zu besitzen. Hier empfehle ich Dir, mal die Stadtarchive deiner Stadt zu wälzen, und nachzusehen, was so vorgeschrieben war. Auch Spezifika der Tracht findet man da oft.
Mein persönlicher grober Umriss wäre folgender:
-Unterhemd aus reinweissem Leinen
-Unterhose, Tangaform, Leinen, weiss
-Wams, mit vorne geschnürtem V-Ausschnitt aus Wolle, mit Leinen oder Seidenfutter, Wolle guter Farbe
-Hose, Wolle, evtl. Rot, satte Farbe.
-Nestelbänder aus Seide, gewebt, mit Messingspitzen
-halbhohe Schuhe,Rindsleder, wendegenäht
-Jacke/Schecke aus Wolle oder besser Brokat, mit Seiden-oder Leinenfutter, mit Pelzverbrämung, relativ lang würde ich tippen (mind. Knielang)
-entsprechened Kopfbedeckung, Wolle/Brokat/Leinen/Pelz
-Gürtel, mit Messing/Zinn/Silberbeschlägen(eher letzteres) und Schnalle
-Gürteltasche mit Silber/Messingbeschlägen und Seidenfutter, Nierenform
-Scheibendolch
-Paternoster aus Bernstein(?)/ Bergkristal etc.
Dazu dann noch so Dinge wie:
-Langes Schwert
-Stangenwaffe
-Krebs (Brustpanzer)
-Polster-oder Rüstwams
-Schaller
-evtl. kompletter Harnisch
Links:
wwwlandsknechtsportal.de <- Artikel über Kleidung Süddeutschland
Viel Spass :)
Gruss, Esca
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