Geschlechtskrankheiten im Mittelalter
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Eintrag #1 vom 29. Jan. 2004 14:53 Uhr
Anna
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Also, ich habe gestern in meinem Medizinbuch über Geschlechtskrankheiten gelesen und irgendwie scheinen die heutigen allesamt recht exotisch zu sein - selbst der "Klassiker" Syphilis kommt aus der "Neuen Welt" (wurde früher mit Quecksilber behandelt - auch nicht gesund). Deshalb frage ich mich, was es denn eigentlich war, was den mittelalterlichen Europäer getroffen hat. Tripper und Pilzerkrankungen wird es wohl damals auch schon gegeben haben. Weiß jemand etwas genaueres?
Zudem kommt, daß die meisten heutigen Geschlechtskrankheiten wohl recht heftig sind - oder es standen nur solche in meinem Buch - und man damit zum ßberleben der Krankheit Glück haben muß.
Liebe Grüße, Anna
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Eintrag #2 vom 19. Feb. 2004 11:18 Uhr
Ingo Ludwig
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Holla Anna,
das ist aber auch ein eher exotisches Thema. Viel ist nicht darüber zu finden.
Ein Buch zum Nachlesen wäre: Arnold Hauser, Sozialgeschichte des Mittelalters
(hier ist gerade der Hinweis interessant, dass die Ausübung des "Rechts der ersten Nacht" durch den hohen Herrn diesen vor der Ansteclkung mit Geschlechtskrankheiten sichern sollte. Anderseits wird die tatsächliche praktische Anwendung dieses Herrenrechts auch immer wieder stark angezweifelt).
Ansonsten haben sich von Marbod, Bischof von Rennes (1035 - 1123) und Hildegard von Bingen (1098 - 1179) sehr mit der Wirklung von Edelsteinen (positive und negative "Wirkungen" sind schon in der Antike beschrieben worden) auf bestimmte Krankheiten beschäftigt. So wird dem Amethyst u.a. eine positive Wirkung auf "Geschlechtskrankheiten" zugesagt.
Als Quelle für die Verbreitung von G-Krankheiten gerieten immer wieder (wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht) die Bader (bzw. eher ihre Badestuben ;-)) in Verruf. Sexuelle Freizügigkeit und der unter heutiger Betrachtung eher wenig sterile Umgang mit Blut, Eiter und Urin (Schröpfen, Zahnziehen, Harnbeschau usw.) taten sicher ihren Teil zur Verbreitung so manchen ßbels.
Welche Arten genau und welche Erreger in welchem Zeitabschnitt des MA besonders "verbreitet" waren, dazu habe ich noch nichts konkretes finden könne.
Ist denn hier kein ein Arzt im Forum der helfen kann? Wir brauchen einen Arzt….!!!
Gruß, Ingo
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Eintrag #3 vom 19. Feb. 2004 18:43 Uhr
Anna
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Hallo Ingo!
Danke, ich hatte schon gedacht, niemand antwortet mehr auf mein Posting ;-)
Das über die Bader/Badestuben habe ich auch gelesen.
Da Du sie erwähnst, wo kann man denn die Werke der Hildegard von Bingen und des Marbod herbekommen?
Liebe Grüße, Anna
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Eintrag #4 vom 04. Mrz. 2004 10:28 Uhr
Ingo Ludwig
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Holla Anna,
eins hab ich noch:
es soll auch (vereinzelt) schon vor der "offiziellen" Einschleppung der Syphillis aus Amerika (nach 1492) Syphillis-Erkrankungen in Europa gegeben haben (es wurde ja auch schon Tabak im alten ßgypten nachgewiesen) - vielleicht brachten die Wikis im Zuge ihrer Amerika-Entdeckung auch schon so einiges mit. "g"
Es ist auch möglich, dass es eine (harmlosere) Form des Syphillis-Erregers schon vor Ende des MA in Europa existierte und dieser später von der aggressiveren amerikanischen Form abgelöst wurde (oder er mutierte - auch dafür gibt es bei einer Reihe von Erregern heute Belege).
Auf jeden Fall gingen die großen Syphillis-Epidemien erst nach 1492 in Europa los. Wohl auch bedingt durch das Anwachsen der Städte und die damit verbundene höhere Bevölkerungsdichte (im 14. Jahrhundert sollen ja von den ca. 12 Millionen Menschen im Bereich des heutigen Deutschland bis zu 95 % auf dem Land gelebt haben [Dorfgröße oft nur 70 Einwohner] - da gab es keine Bader und kaum Prostitution).
Gruß, Ingo
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Eintrag #5 vom 09. Mrz. 2004 08:55 Uhr
Bettina Drexler
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Jede gute Bibliothek hat Bücher von Hildegard von Bingen. Frag doch einfach mal in der nächsten Unibibliothek oder Landesbibliothek nach. Wenn nicht vorhanden, kann das über Fernleihe bestellt werden.
Gruß
Johanna
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Eintrag #6 vom 29. Jun. 2005 20:20 Uhr
Maria Gempper
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Hallo!
Ich habe ein Buch gelesen in dem die syphilis öfters als französische Krankheit bezeichnet wurde, weiss einer von euch woher diese begriff kommt? Denn soweit ich weiss stammt diese Krankheit ja nicht aus Europa, oder?
Ciao Mary
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Eintrag #7 vom 29. Jun. 2005 21:23 Uhr
Sandra Neuser
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Hallo,
jeder kennt das Phallus-Symbol der alten Römer. Ein Archäologe erzählte mir mal, das das nicht irgendein "ich bin cool Mann"-Zeichen war wie bei den Hippies das Peace-Zeichen, sondern, so glaubten die Römer, solle es sie vor Geschlechtskrankheiten wie Syphillis und Tripper schützen. Kaiser Claudiun z. B. hätte Syphillissymtome aufgewiesen. Vielleicht ein Ahaltspunkt?
Viele liebe Grüsse, Sanni
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Eintrag #8 vom 29. Jun. 2005 22:59 Uhr
Volker Bach
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Die ‘französische Krankheit’ weist darauf hin, von wo der Seuchenzug der postkolumbianischen Syphilis Deutschland erreichte. In Frankreich hiess sie italienische Krankheit und in Polen deutsche. Und soweit ich weiss, sagten die Osmanen ‘Christenkrankheit’ dazu. Jedenfalls bis sie sie selbst auch hatten. ‘Französische Krankheit’ blieb uns dann aufgrund gängiger Vorurteile erhalten, und nmoch im 18 Jh witzelte man in Berlin, dass mehr tapfere preussische Offiziere den Franzosen erlägen, als den ßsterreichern.
…und jetzt habe ich natürlich das Buch verlegt. In einer neueren Studie zur Prostitution in der römischen Antike wird das Thema aufgegriffen und es scheint, als seien damals in der Tat nur die heute als eher ‘harmlos’ betrachteten Krankheiten vorgekommen.
Ianus
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Eintrag #9 vom 30. Jun. 2005 09:52 Uhr
Bettina Drexler
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Französische Krankheit deshalb, weil sich die Franzosen auf ihrem Feldzug in Italien angesteckt haben und diese Krankheit nach Hause mitbrachten.
Allerdings haben sich auch Söldner anderer Nationen angesteckt. Dazu kommt, dass man Krankheiten gerne den "Erzfeinden" in die Schuhe schiebt.
Johanna
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Eintrag #10 vom 30. Jun. 2005 13:14 Uhr
Dr. Nicole Schneider
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…laufen allgemein unter der Bezeichnung "venerische Krankheiten" abgeleitet von der Göttin Venus.
Bakterien aus Eiter und Co sind ja nicht direkt typische Erreger von Geschlechtskrankheiten.
Ob die virale Leberentzündung mittelalterlich ist, keine Ahnung.
Bei Steinzeitknochenfunden in Vorderasien/Afrika wurden anscheinend Hinweise auf Syphilis gefunden, der Autor unterscheidet dabei jedoch zwischen einer sexuell und auf andere Weise entstandenen Form, keine Ahnung, wie er das begründet, die zweite sei jedoch harmloser.
Petersilie wurde gegen Geschlechtskrankheiten eingesetzt.
Andere, typische Erreger von Geschlechtskrankheiten sind Herpes- oder Papillomaviren oder Chlamydien. Papillomaviren bewirken Muttermundkrebs, fraglich, ob der Zusammenhang im HoMi erkannt worden wäre, Chlamydien sind relativ symptomlos, können aber zu Unfruchtbarkeit führen, die ja im Mittelalter eine andere Bedeutung hatte.
Ein anderer wichtiger Unterschied ist, dass Männer im Allgemeinen nichts unter Frauenröcken zu suchen hatten und diejenigen, die etwas niederschrieben, sich oft genug auf Erzählungen von Frauen verlassen mussten oder Theorien aus antiken Schriften ableiteten oder übernahmen. Die Frauen, die sich damit tatsächlich beschäftigten, mal Hildegard von Bingen und Trotula von Salerno ausgenommen, konnten jedoch meist nicht lesen und schreiben, dementsprechend gibt es wenig genug schriftliche Dokumente aus erster Hand.
MfG
Nicole
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Eintrag #11 vom 30. Jul. 2005 01:50 Uhr
Oliver Höfgen
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In der wikipedia stehen einige recht aufschlussreiche Dinge zur Syphilis:
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