Gefechte Bauern/Bürger gegen Adlige/Landsknechte
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Eintrag #1 vom 18. Feb. 2008 19:29 Uhr
Matthias Pfeiffer
1.) Gab es im deutschsprachigen Raum, im Zeitraum von cirka 1450 bis 1550, Gefechte Bauern/Bürger usw. contra Adlige, Landsknechte usw. aus den Bauern und Bürger als Sieger hervorgingen? Mir bekannt sind: Hemmingstedt (17.2.1500), Weinsberg (16.4.1525) und Schladming (3.7.1526).
2.) Wie liefen diese Gefechte ab?
3.) Machten die Sieger Gefangene? Wenn ja, wollten die Bauern/Bürger usw. dafür irgendwelche Zusagen (z.B. Straffreiheit) oder Lösegeld?
MfG Matze
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Eintrag #2 vom 18. Feb. 2008 20:13 Uhr
Matthias Pfeiffer
Gab es Fälle das Bauern und Bürger "Raubritternester" vernichtet haben?
Bitte nur wahre Ereignisse, keine unbewiesenen Sagengeschichten.
MfG Matze
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Eintrag #3 vom 18. Feb. 2008 20:14 Uhr
Andreas Pilz
Hilft dir vielleicht schon mal weiter, was Wikipedia zum Thema "Bauernkriege" ausspuckt: de.wikipedia.org/wiki/Bauernkriege
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Eintrag #4 vom 19. Feb. 2008 00:43 Uhr
Dieter Graf
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Während des 15. Jahrhunderts haben die Bürger der süddeutschen Reichsstädte mit den sie immerwährend bedrohenden "Raubritternestern" gründlich aufgeräumt. Allein im Raum des heutigen Baden-Württemberg wurden dutzende von Burgen zerstört, als besonders bekanntes Beispiel der Hohenzollern allein zwei mal.
Gruß
Dieter
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Eintrag #5 vom 19. Feb. 2008 10:13 Uhr
Andrej Pfeiffer-Perkuhn
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Die Stadt Nürnberg hat doch ebenfalls etliche Raubritter bekämpft, gefangen und hingerichtet.
Wenn man generell die Zeit und Ausgangsfrage nimmt, kann man auch noch die Burgunderkriege, den Schwabenkrieg und die italienischen Kriege anführen. Auch wenn das sicher vereinfacht wäre. Allerdings ist schon die Gleichsetzung von Bürgern und Bauern an sich schwierig. Ein städtisches Aufgebot hat eher wenig von einem Bauernhaufen und in den großen Städten hatte es auch ein adliges Patriziertum das entsprechend auftrat. Generell würde ich behaupten das es zu dieser Zeit in erster Linie Ausbildung und Ausrüstung wichtig war, dann erst der Stand, die Anführer der Landsknechtshaufen und sogar einiger Truppen in den Bauernkriegen waren selbst Adlige.
Schöne Grüße
Andrej
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Eintrag #6 vom 21. Feb. 2008 11:13 Uhr
Kilian
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Im Jahr 1440 kaufte die Stadt Görlitz den Hausberg Landeskrone und ließ die darauf befindliche Burg schleifen. Angeblich wurde das Material zum Kirchenbau benutzt. Es sind noch die Kostenberechnungen für Niederlegung der Mauern und Türme, für die Nahrungsmittel und Getränke, die man Maurern und Zimmerleuten und den Wachmannschaften hinaufschickte, sowie die Picken und eisernen Brechstangen vorhanden.
fällt zwar nicht in deine Zeitstellung, aber als Rahmen:
Der Oberlausitzer Sechsstädtebund war 1346 eigens gegründet worden, um gegen die Verunsicherung des Landes und vor allem der - den Reichtum der Städte begründenden - Handelswege, vor allem der Via Regia, durch Raubritter und Räuberbanden vorzugehen. Ab den 1350ern sind Märsche der Städte als Bund - teils verstärkt durch Königlich Böhmische Truppen - gegen "Höfe und Festen" belegt. Zwar wurden auch vor dem offiziellen Zusammenschluß schon Räubernester und Burgen ausgehoben, allerdings nicht in dem Umfang wie in den folgenden Jahrzehnten.
Dr. R. Jecht, "Geschichte der Stadt Görlitz, 1922-34
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Eintrag #7 vom 24. Feb. 2008 14:46 Uhr
Wilfried Masberg
Viele, aber die Gr´ße Schicht in Braunschweig zum Beispiel ist ein "Bürgerkrieg" in dem die Unterschicht dauerhaft gewonnen hat
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Eintrag #8 vom 24. Feb. 2008 17:49 Uhr
Markus Willmann
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Hallo Matze,
wenn du dich für die deutschen Bauernkriege interessierst, kann ich dir dieses Buch als grundlegende Lektüre empfehlen: Buszello/ Blickle / Endres: Der deutsche Bauernkrieg erschienen bei UTB / Schöningh. Die einzelnen Schlachten und Züge der Bauernhaufen sind dort aufgelistet und nach Regionen sortiert. Der Fokus liegt auf dem 16. Jh.
Gruß, Markus
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Eintrag #9 vom 24. Feb. 2008 17:58 Uhr
Matthias Pfeiffer
Markus, kannst Du mir die ISBN-Nummer geben.
Wifried, über die Große Schicht von Braunschweig habe ich noch nie was gehört. Vielen Dank für Dein Hinweis.
MfG Matze
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Eintrag #10 vom 25. Feb. 2008 15:31 Uhr
Markus Willmann
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Kommt sofort: 3-506-99410-7.
Wenn du Zugang zu einer Uni-Biliothek hast, würde ich mal da schauen, die müssten es eigentlich haben, dann kannst du es dir erstmal ansehen, oder die für dich relevanten Teile kopieren.
Aus dem Freiburger Raum sind mir zwei Fälle bekannt, bei denen die Stadt Freiburg die Zerstörung von Burgen veranlasste, deren Besitzer des Raubrittertums bezichtigt wurden: Anfang des 14. Jh (nach 1314) die Wilde Schneeburg bei Oberried, 1388 die Burg Falkenstein im Höllental. Es wäre aber zu prüfen, ob der Vorwurf des Raubrittertums nur ein Vorwand zur … sagen wir mal politischen Flurbereinigung oder zur Vermeidung unliebsamer Zollforderungen seitens der Burgherren war. Außerdem saßen im Stadtrat nicht nur Bürger sondern auch Adlige. Es wäre deshalb m.E. problematisch, diese beiden Konflikte auf die Konstellation "Bürger gegen Ritter" zu reduzieren.
Gruß, Markus
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Eintrag #11 vom 26. Feb. 2008 17:17 Uhr
Sebastian
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Nicht nur, dass in Stadträten Adelige saßen, ich glaube mich auch zu erinnern, dass bei städtischen Angriffen auf "Raubritterburgen" besoldete Ritter als Feldherren dienten.
Quellen dafür habe ich auf die schnelle keine, aber die Vermutung liegt nahe, dass städtische Militäraktionen, die über die aktive Verteidigung hinausliefen, hauptsächlich mit Söldnern, bzw. angeworbenem Landadelskräften geführt wurde.
Wie gesagt: Keine Belege, nur ein Gedanke.
Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.
Grüße
Sebastian
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Eintrag #12 vom 26. Feb. 2008 20:55 Uhr
Andrej Pfeiffer-Perkuhn
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Für die freie Stadt Frankfurt kann das durchaus belegt werden. Den Zug gegen Kronberg 1389 führte ein frankfurter Patrizier also ein Adliger an, das Aufgebot nach Neuss ein angeworbener Ritter, der aber recht bald ersetzt wurde. ßberhaupt ist überliefert das Frankfurt Ritter anwarb.
Ihre Adligen Privilegien haben die Patrizier auch eifersüchtig verteidigt und z.B. auf der neuen Kräme Turniere abgehalten.
Diese Gegenüberstelltung Bürger : Adlige entspricht einfach nicht der mittelalterlichen Realität.
Schöne Grüße
Andrej
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Eintrag #13 vom 26. Feb. 2008 21:22 Uhr
Jens
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Moin,
Es ist schlicht so, dass es generel haufenweise stadtsässige Adelige gab, auch nicht-Patrizier. Die führten auch mal eben nur ein Hotel. So zu finden in Paris (ok, nichrt Deutschland) Mitte des 14ten. Aber es gibt solche Fälle auch zu Hauf woanders, z.B, in Nürnberg.
Ausserdem ist der Begriff "Ritter" schon sehr dehnbar, woran macht ihr den fest, am, Ritterschlag, an der militärischen Auftretensweise? Es gab im späten Mittelalter jede Menge Bürger dicken Geldbeutels, die mit der Ausrüstung eines Panzerreiters in die Schlacht gingen.
Kurz: alleine diese fixe Trennung "Ritter<->Andere" klappt schon nicht, weil weder automatisch Ritter=Adel noch Bürger!=Ritter noch Adel!=Ritter.
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