Eintrag #1 vom 04. Apr. 2000 20:35 Uhr
Günther Sanwald
Brauche dringend Informationen zum Thema Garn sieden! Welche Art von Garn hat man da gekocht? Warum hat man das gemacht? Wie hat man das gemacht? ßberall findet man Informationen zu Flachsherstellung, zu Weben und Spinnen, zu Bleichen, aber nichts zu Garnsiedereien. Wer hilft weiter?
Gruß Günther
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Eintrag #2 vom 04. Apr. 2000 22:23 Uhr
Andreas Sturm
Hallo Günther, bei deiner Frage dürfte es sich um die Veredelung von Rohseide handeln. Der Seidenfaden besteht aus zwei Fibroin-Einzelfäden (das ist tierisches Eiweiß), die von Serizin (Seidenbast oder Seidenleim) umhüllt und zusammengeklebt werden. Serizin besteht aus einer wasserlöslichen Eiweißsubstanz. Aus diesen beiden Bestandteilen spinnt die Seidenraupe ihren Kokon. Für die Seidenproduktion werden die Seidenspinner in trockener Hitze oder Dampf abgetötet. Die Kokons legt man dann in heißes Wasser, das den Seidenleim löst. Die losen Fadenenden können herausgesucht und von den Kokons abgehaspelt werden. Da ein einzelner Kokonfaden zu fein ist, werden jeweils mehrere Fäden zu einem Rohseidenfaden zusammengefasst. Man erhält einen Endlosfaden, die sog. Haspel- oder Reale Seide. Diese Rohseide enthält immer noch Seidenleim und ist deshalb hart und spröde. Durch schonendes Abkochen in einer schwachen Seifenlauge wird der restliche Seidenleim entfernt. Diesen Prozeß nennt man heute "Entbasten". Andreas __ Crowfoot, Elisabeth. Textiles and Clothing. London: HMSO, 1992. ISBN 0-11-290445-9. S. 19. Eberle, Hannelore [u. a.]. Fachwissen Bekleidung. 3., überarb. Auflage. Haan-Gruiten: Europa Lehrmittel, 1993. ISBN 3-8085-6203-X. S. 23f.
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Eintrag #3 vom 04. Apr. 2000 22:30 Uhr
Marita Wolff
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Ich habe diese Seidenkocherei in der Türkei bei einer dieser Betriebsführungen erlebt, das war wirklich hochinteressant anzusehen. Man kann sich kaum vorstellen, wie schön und gleichmäßig so ein Seidenfaden ist, wenn sich das Ganze auf die große Haspel wickelt. Aber im Hanfmuseum habe ich neben dem Hanfschlagen und -brechen auch was von Hanfkochen gesehen, aber Genaues kann ich dazu auch nicht sagen.
Grüßt Eure Stricksocken (noch braucht Ihr sie) von der Wölfin.
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Eintrag #4 vom 05. Apr. 2000 09:32 Uhr
Andreas Sturm
Hallo Marita, du meinst damit wahrscheinlich das "Rösten" bzw. "Rotten" von Flachsstengeln, bei dem der Pflanzenleim zersetzt wird, damit die Fasern aus dem Stengel herausgelöst werden können. Dazu wird der Pflanzenstengel nach einer gängigen Methode für mehrere Tage in warmes Wasser gelegt, aber nicht gekocht. Ob dieser Prozeß im MA durch kochen abgekürzt wurde kann ich nicht sagen. Auf jedenfall wird hier kein Garn behandelt, sondern der Rohstoff Flachspflanze. Andreas
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