Filzen?
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Eintrag #1 vom 04. Jul. 2000 22:02 Uhr
Patrick Seehaber
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Hallo Leute, ich bin durch Zufall an Rohwolle gekommen und frage mich nun, ob jemand schon Erfahrung beim Filzen gesammelt hat und mir ein paar Tips geben könnte (die Grundtechnik ist mir so halb bekannt). Besonders interessiert mich, wie man das gefilzte Stück am besten in Hutform bekommt. Ich habe die TV-Threads überflogen. Sollte also schon ein Filz-Thread vohanden sein, steinigt mich nicht gleich.
Patrick
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Eintrag #2 vom 04. Jul. 2000 23:26 Uhr
Anja Manleitner
Hallo Patrick, die Hutform entsteht, in dem Du eine Schablone zwischen die Wollschichten legst und später beim Walken immer wieder probierst, ob der Hut schon passt oder auch nicht. Die wichtigste Arbeit beim Filzen ist das Walken, dabei wird das Filzstück immer kleiner und fester. Bei weiteren Fragen schreib mir!
Gruß Anja
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Eintrag #3 vom 07. Jul. 2000 20:55 Uhr
Thomas Schlosser
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Hallo Leute Da der Titel dieses Themas recht allgemein ist hier meine Fragen! Gab es im Frühmittelalter A.D.1000 schon Filz? Wie verbreitet war Filz damals wenn es ihn gab? Wofür wurde es verwendet? Was kostete er(Adelssache oder Armutszeugnis)??? Danke schon mal im vorraus!
Pax Wallachai alias Thomas der Schlosser
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Eintrag #4 vom 15. Jul. 2000 19:39 Uhr
Katrin Bischof
Wenn du eine Schablone herstellst (unkultigerweise eignet sich Plastikfolie am besten), dann mach sie ca. 1/3 größer als das Endergebnis sein soll, der Filz schrumpft nämlich ziemlich ein. Hast du fertig gefilzt, dann spühle die Seifenrückstände Gründlich aus und bade dein Werk abschließend in Essigwasser. Die Wolle sieht dann nicht so stumpf aus. Ach ja, crem dir danach die Finger ein, auf die dauer ist mit der Lauge nicht zu spaßen. Gruß, Firuzeh
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Eintrag #5 vom 22. Sep. 2000 12:12 Uhr
Daniel Klee
Hi Thomas! Filzen (bzw walken, das Herstellen von Filz) ist ähnlich alt, wie die diversen Webtechniken (Jungsteinzeit). In der Antike war diese Technik im gesamten römischen Weltreich und den angrenzenden Gebieten (germanische und sonstige Barbaren) weit verbreitet. Nach dem Zusammenbruch Roms wurde es zumindest im Einflußbereich des byzantinischen Reiches und den ihm nacheifernden Gebieten weiter gepflegt (also um 800 im karolingischen Frankenreich, später auch im HRRDN). Da gefilzte Dinge in erster Linie praktisch Waren wurde gefilztes auch in unteren Schichten genutzt (der Bauer bestellte das Feld bei naßkaltem Wetter häufiger als der Gutsherr es bei so einem Sauwetter inspizierte). Da das ganze aber auch einen gewissen byzantiner Chic hatte wurde es aber auch von höheren Gesellschaftsschichten benutzt (man iss ja Kultiwihrt). Besonders genutzt wurde Gefilztes in den Kleidungsbereichen, die stabil und wasserabweisend sein sollten wie z.B. Mäntel und Hüte. Hoffentlich konnte ich dir ein klein wenig weiterhelfen. Gruß
Edmund FitzHenry de Neville
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Eintrag #6 vom 30. Sep. 2000 02:07 Uhr
Thomas Schlosser
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Hi Daniel! DIE GERMANEN WAREN KEINE BARBAREN, SIE WAREN KULTIWIRT!!!(grummeleinwenigböseundverärgert)Das muste ich mal los werden! Ansonsten Danke für die INFOS! Man sieht sich!! Thomas der Schlosser
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Eintrag #7 vom 06. Okt. 2000 14:26 Uhr
Daniel Klee
Hi Thomas Für die Römer schon! Gruß
Edmund FitzHenry de Neville
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Eintrag #8 vom 06. Okt. 2000 22:37 Uhr
Thomas Schlosser
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Hi Daniel! Ich sach es immer wieder! Die spinnen die Römer!! Pax Wallachai
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Eintrag #9 vom 31. Aug. 2001 12:43 Uhr
Gundra Siepermann
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Seid gegrüsst!
ich bin auf der Suche nach Schafsrassen, welche im Mittelalter zum Filzen benutzt wurden. Wurde ausserdem noch mit anderen Materialien gefilzt?
Seid gedankt Gundra
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Eintrag #10 vom 31. Aug. 2001 12:54 Uhr
Ruth
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Mittelalterliche Schafrassen und Wollsorten
Hallo Gundra,
zu mittelalterlichen Schafrassen kannst Du einiges hier nachlesen:
Vielleicht hilft Dir das weiter,
Ruth
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Eintrag #11 vom 31. Aug. 2001 13:36 Uhr
Hilmar Becker
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Hallo
Neulich in der Sendung "Die letzten ihres Standes" (übrigens sehr sehenswert) war ein Hutmacher, der neben Schafswolle für seine Filzhüte auch noch Hasenhaar verwendet.
Das geht also auch, jedoch fehlt mir dafür der Beleg fürs Mittelalter.
Gruß
Hilmar
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Eintrag #12 vom 31. Aug. 2001 14:49 Uhr
Ranes Haduwolff
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Grüß Euch,
Materialien für Hüte im MA waren Hasenhaar (Biber), Seidenfasern, Schaf.
Quelle ist ein Buch, das ich nicht mehr habe über Filzerei (das hab ich mal als Handwerk gemacht), daher auch nur dies. In diesem Werk wurden die Hüte Philipps des Schönen erwähnt, und ein Fund aus einer Grabstelle des 12. Jhdt. in Byzanz.
Fasern wie Seide waren eingemischt in die Filzwolle.
Euer Haduwolff
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Eintrag #13 vom 06. Sep. 2001 22:45 Uhr
Heike Schlachter
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Sehr interessant dieser Thread. Nachdem wir gerade auch in unserem Verein (mal wieder) über GAB-ES-DAS-SCHON gesprochen wurde, gebe ich die Frage an die Expertenrunde weiter.
Wofür wurde Filz verwendet?
Soweit ich in dem Thread gelesen habe wurde es für Hüte und für schützende Kleidung verwendet. Heißt dies, für sonstige Kleidungen tabu? War es ein eher einfacher oder ein teurer Werkstoff? Ganz doll würde mich die Verwendung im späten Mittelalter interessieren.
Gruß, Anneke von Lubeca
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Eintrag #14 vom 21. Dez. 2001 11:19 Uhr
Claudia
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Hallo Anja und Katrin,
wenn ich Euren Tips folge, habe ich danach ein flaches Filzstueck, das so gross ist, dass ich daraus einen Hut machen kann. Wie kriege ich nun aber die Kalotte ausgeformt?
Habt Ihr Euch dazu ein Modell gemacht und wenn ja, wie und woraus?
Dann noch was zur Vorbereitung: Wie bereitet Ihr die Wolle zum Filzen vor?
Bei meinen ersten Versuchen (ergab prima Schuheinlagen, aber fuer einen Hut waer’s mir nicht fein genug)habe ich die Wolle gezupft und moeglichst gleichmaessig dachziegelartig in mehreren Schichten ausgelegt. Duenne Stellen im Filz hatte ich nicht, aber die Oberflaeche wurde nicht so fein, wie man das von kaeuflichem Filz bzw. gar von Hueten kennt.
Kardiergeraet habe ich nicht und wuerde es mir anschaffen muessen.
Frohe Weihnachten
Gruss, Claudia
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Eintrag #15 vom 21. Dez. 2001 17:31 Uhr
Juliane Zankl
Meines Wissens wurde Filz auch für schmückende Aplikationan auf der Kleidung ver wendet.
Ich habe aber lieder keine Zeitangabe.
Grüsse Juliane
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Eintrag #16 vom 21. Dez. 2001 21:31 Uhr
Thorsten Koch
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Hi, Heike !
in letzter Zeit zieht eine Ausstellung zum Thema "Filzen" herum. Habe ich in Dresden gesehen, war wohl zuvor auch in Krefeld.
Gibt nicht viel her, netter Film dabei zum Thema "Hutmachen" (in Ungarisch? ohne Untertitel), sonst fast alles modernes Zeug, aber einen interesanten Hut (Replik) hatten sie.
Nennt sich "Filzhut von Bargerfehn", liegt wohl im Textilmuseum Neumünster und wird auf spätes 13. bzw. 14 Jhd datiert.
Aussehen: Krempe umlaufend, vorne hochgebogen, hinten in den Nacken herabhängend. Interessant: die Kalotte über und über mit Wollfäden durchsetzt, dadurch "pelzartiges" Outfit.
Gruß,
Thorsten Koch aka Enno op de Herrenhuis
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Eintrag #17 vom 26. Dez. 2001 13:32 Uhr
Anja Baumann
Hallo Claudia,
die Feinheit des Filzes ist stark von der Wollart und ihrer Behandlung ab. Wenn ich feine Wolle, wie Merino verarbeite gehe ich folgendermaßen vor:
Zum Anfilzen der Wolle benutze ich eine alte Gardine oder Fastnachtstüll, den ich einfach über die trockenen Wolllagen ausbreite. Dann die Lauge drauf und los geht’s. Darauf achten die Gardine regelmäßig wieder abzuheben, damit sie nicht mit einfilzt. Auch beim Walken, solange dies noch in der Rolle geschieht, benutze ich sie als Zwischenlage. Hohlformen, wie z.B. Hüte drehe ich nach dem Aufschneiden und Form entnehmen zum Schutz auf links, bearbeite also die spätere Innenseite und schone somit die Struktur der Außenseite. Allerdings macht die Wollart viel aus, man macht halt aus einer Runkelrübe keine Ananas.
Liebe Grüße Anja
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Eintrag #18 vom 28. Dez. 2001 08:39 Uhr
Patrick Seehaber
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Hallo.
Nicht ganz Mittelalterlich, aber wirksam:
Ich ziehe den fertig gewalkten Hutrohling über meine Hutform und bügel (mit Druck) mit einem Dampfbügeleisen drüber. Der Filz passt sich so optimal der Hutform an, wird noch etwas dichter und die Oberfläche weniger "fusselig".
Grüße,
Patrick.
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Eintrag #19 vom 29. Dez. 2001 22:41 Uhr
Anja Baumann
Das fertige Stück rasieren, entweder mit dem Nassrasierer oder dem Haarschneidegerät.
Liebe Grüße Anja
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Eintrag #20 vom 30. Dez. 2001 23:24 Uhr
Gundra Siepermann
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Hallo Ihr!
hat jemand Ahnung, was alles im 13. Jahrhundert aus Filz hergestellt wurde?? Nur Hüte oder auch Schuhe, Handschuhe etc???
Da die Feinheit des Filz stark dadurch beeinflußt wird, welches Material man zur Verfügung hat (Merinos gab´s nur in Spanien) Kennt jemand Belege, wie Filze im 13. Jhd. in Deutschland aussahen? Womit (Schafsrasse) sie hergestellt waren??
Vielleicht kann mir jemand von Euch ja mit ein paar Tipps weiter helfen. Danke.
Gundra
Bis bald Gundra
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Eintrag #21 vom 07. Jan. 2002 18:22 Uhr
Ruth
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Hallo Gundra,
zum Thema Schafrassen und Wolltypen ist vielleicht folgender Link für Dich interessant:
Und schau doch auch gleich mal auf den dort verlinkten Seiten des Museumsdorfes Düppel vorbei…
Ruth
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Eintrag #22 vom 11. Feb. 2002 16:17 Uhr
Thomas
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Hallo Leute,
wer weiß, wo ich guten, reenactmenttauglichen Filz in versch. Dicken herbekommen kann.
Auch Rohstoffe zum sofort losfilzen wären interessant.
Danke vorab.
Beste Grüße, Hve (Thomas)
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Eintrag #23 vom 31. Jul. 2002 10:37 Uhr
Angelina Von Borcke
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Hallo,
ich hab das Filzen in einem Sonntagsnachmittagskaffeekurs mit "Blusterfolie" (das Verpackungsmaterial, das man unter den Fingerspitzen "ploppen" lässt :) gelernt. Andere filzen mit Schilfmatten made by IKEA, wieder andere mit Gardinen.
Aber: Wie wurde DAMALS gefilzt, womit zusammengerollt und geschlagen? Wie machen’s eigentlich heutige Völker, wie z.B. die Mongolen, wenn sie keinen Zivilistationmüll verwenden?
@Thomas:
Es gibt sogenannten "Kreuzplezflor", den man einfach passend zuschneidet, übereinanderlegt, wie dick man’s haben möchte, und filzt. Sehr bequem - aber teuer.
Besser ist Kardenband, z.B. Gotland. Das kann man sehr bequem zupfen und auslegen.
Beides gibts bei wwwtraub-wolle.de
Grüße, Angy.
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Eintrag #24 vom 31. Jul. 2002 13:21 Uhr
Claudia
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Hallo Angy,
ich habe auf dieser komischen "Filz"-Ausstellung, die voriges Jahr durch die Lande zog, einen Film gesehen, in dem man einen alten ungarischen Hutmacher bei der Arbeit beobachten konnte. War ziemlich ausfuehrlich; einziges Manko war, dass die Kommentare ungarisch waren und der Film nicht untertitelt. Man hat aber ziemlich viel gesehen.
Der Mann hat, soweit ich das gesehen habe, ueberhaupt keine Gaze o. ae. benutzt.
Er hat das Vlies am Anfang vorsichtig angeklopft, dann gerieben (Das allererste Auslegen des Vlieses habe ich allerdings nicht gesehen, weiss nicht was er da zum Trennen benutzt hat). Zum staerker werdenden Walken hat er Rundhoelzer verschiedener Staerke benutzt.
Er hatte dafuer einen leicht abfallenden Arbeitstisch mit angebauter Wasserbuette/Kiste davor.
Also: Filzteil nassmachen, Holzrolle an einer Seite drauflegen, fest einrollen, so dass das Wasser rausgepresst wird, wieder nassmachen usw.
Durch die Konstruktion des Tisches lief das Wasser gleich wieder in die Buette, so dass nichts herumplemperte.
Er hat auch immer wieder die Stelle gewechselt, an der er angefangen hat zu rollen und nach ein paarmal Rollen den Hut anders zusammengelegt, damit das Innere nicht verfilzt(am Anfang oefter, spaeter seltener).
War eine der wenigen informativen Sachen auf dieser Ausstellung und der Grund, warum ich das Eintrittsgeld nicht als rausgeworfen betrachtet habe.
Hilft Dir das was?
Gruss, Claudia
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Eintrag #25 vom 27. Sep. 2002 09:27 Uhr
Astrid Neeb
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Hallo,
hat vielleicht einer von euch den ultimativen Buchtipp in Sachne "Filzen" für mich parat?
Ich wollte mich vor dem Beschaffen der Rohstoffe erst mal ein wenig schlau machen, wie, was, wo, etc. pp.
Bereits jetzt vielen Dank für eure "sachdienlichen Hinweise"! ;)
Liebe Grüße, Astrid/Melisande
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Eintrag #26 vom 27. Sep. 2002 10:43 Uhr
Angelina Von Borcke
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Hallo,
ich hab mir für den Einstieg aus unserer Bücherei folgendes Buch besorgt:
2000. 64 S. m. zahlr. Farbabb. 26,5 cm
Augustus Verlag
Grundkurs Einband: Gebunden
Hardcover
Grundkurs
Best.-Nr. 7633431
ISBN-Nr. 3804305768
Preis: EUR 16,00
Dort ist erstmal die Technik an sich beschrieben, angefangen von der Ausstattung Material etc. über die ersten Bälle, bis dann hin zu aufwendigeren Werken wie z.B. Schuhen.
Die Beschreibungen sind ganz gut, aber ich hab dann den letztendlichen Einstieg über einen 2-Stunden-Sonntags-Nachmittagskurs bei einer Bekannten gemacht. Es ist ganz gut, wenn man das Auslegen, Brühen, Seifen, Schlagen einfach mal gesehen hat, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Tipp wäre hier z.B. mal ein Museumstag in einem Freilichtmuseum zu besuchen und sich dort mit einer Filzerin zu unterhalten und sich das anzuschauen.
Ansonsten eben - günstige Wolle zum rumprobieren besorgen. Am besten aber eine Sorte, die bekannt dafür ist, daß sie gut filzt. Ich arbeite z.B. gerne mit Gotlandwolle. Dann das Auslegen und filzen mal an einem 20×20cm-Quadrat ausprobieren. Bei den ersten Versuchen hat man noch massig Löcher, wenn man’s gegen’s Licht hält. Da hilft nur üben und rumprobieren :)
Grüße, Angy.
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Eintrag #27 vom 14. Feb. 2003 16:08 Uhr
Stephen Pajer
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Da ich die Möglichkeit habe, billig an Pferdehaar ranzukommen (Viele Pferdebesitzer scheren ihre Tiere vior dem Winter) wollte ich mal nachfragen, ob Pferdehaar im ausgehenden Frühmittelalter zum Filzen verwendet wurde.
Hat das schon mal jemand ausprobirt? Eignet sich die Hottehüfrisur überhaupt zum Filzen?
Stephen
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Eintrag #28 vom 17. Feb. 2003 10:26 Uhr
Angelina Von Borcke
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Hi Stephan,
da Pferdehaar keine Kräuselung (oder wie immer man das nennen kann) haben, filzt es nicht selber.
Was Du machen könntest, wäre eine Lage Schafwolle, dann Pferdehaare, dann wieder Schafwolle. Zumindest wär’s ein Versuch wert. Könnte aber piekselig rauskommen :)
Grüßlis. Angy.
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Eintrag #29 vom 23. Mrz. 2003 15:59 Uhr
Stephen Pajer
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Habs natürlich nicht geglaubt und munter mit ner Hottehüfrisur drauflosgefilzt. Es hat nicht funktioniert :-)
Jetzt hab ich eine andere Frage: Schafswolle, die ungewaschen vom Schaf kommt muß ich doch irgendwie vorbearbeiten (klar: waschen) und kämmen. Das Kämmen war jedoch eine recht frustrierende Angelegenheit, hat da wer einen Tip für mich?
Stephen
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Eintrag #30 vom 24. Mrz. 2003 09:56 Uhr
Angelina Von Borcke
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Nun,
die einfachste, bequemste Möglichkeit, Wolle zum Filzen zu bekommen, wäre vorbereitetes Vlies oder Kardenband zu kaufen (um die 10 Euro/kg).
Aber wenn’s denn schon selber vorbereitet werden soll… :)
Meine Lieblingsmethode ist folgende: Ich weiche die Rohwolle 1-2 Tage in kaltem, klarem Wasser ein. Dann abtropfen lassen, In einem Einkochtopf ausreichend Wasser mit Feinwaschmittel anmischen, Wolle dazu, und auf 60-100° (je nach Verschmutzungsgrad) erwärmen. Nicht Rühren, nicht kneten, nicht drücken - sonst hast Du schon im Kochtopf gefilzt. Abkühlen lassen, so daß man sich nicht mehr die Finger verbrüht. Aus dem Wasser heben (mit gespreizten Fingern drunterfahren), abtropfen, in gleich warmem Wasser spülem, ein zweites Mal in etwas kühlerem Wasser spülen. Abtropfen lassen, dann in einer Gardine ausschleudern und im Schatten trocknen lassen.
Jou - und dann kommt das Kämmen, Ich hab mir dafür eine gebrauchte Kardiermaschine zugelegt, aber die Dinger sind richtig teuer… seufz…
Alternative 1: Handkarden - bekommt man z.B. bei wwwtraub-wolle. de oder wwwdiespindel.de
Alternative 2: Hundekarden. Gibt’s im gut sortierten Zoofachgeschäft. Die sind um einiges billiger. Ob sie wirklich schlechter sind als richtige Handkarden, muß jeder selber entscheiden. Da scheiden sich die Gemüter :)
Aber - Kardieren ist eine Sauarbeit und mit Hand/Hundekarden kannst due für einen Hut lange kardieren….
Ich kann aber auch mal eine befreudnete Filzerin fragen. Sie hat Wolle für eine Jurte komplett selber gewaschen. Mal fragen, wie sie’s mit dem kardieren gehalten hat.
Grüßlis. Angy
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Eintrag #31 vom 28. Mrz. 2003 23:22 Uhr
Stephen Pajer
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Wenn Du sagst, das Handkarden für einen Hut ist eine Sauarbeit bekomm ich plötzlich Angst -> Habe 2 Riesensäcke Wolle geschenkt bekommen, direkt vom Schaf runtergeschoren, und jetzt sollt ich mir nach deiner Aussage den Sommer nix mehr anderes vornehmen als Karden, glaub ich :-(
Bewertung:
Eintrag #32 vom 31. Mrz. 2003 09:53 Uhr
Angelina Von Borcke
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Hi Stephen,
im Normalfall wirst Du nicht 2 Säcke voll in einem Schwung bearbeiten. Das mache ich nicht mal, obwohl ich eine Kardiermaschine hab!
Also - fang mal mit der Menge an, die Du in einen 10l-Putzeimer stopfen kannst (1/2 bis 3/4 voll). Weich die Wolle ein, wasche sie, laß sie trocknen - und dann setz Dich mit einem Paar Handkarden/Hundekarden auf Balkon/Terasse/in den Garten. Oder abends zum Fernsehen. Für einen Hut solltest Du ca. 100-200g kardieren. Das ist zwar auch einiges, aber es ist überschaubar.
Wenn Du die ganze Wolle auf einmal kardiert haben willst, gibt es auch die Möglichkiet, sie erstmal zu waschen und zu trocknen - und anschließend zu einer Wollkämmerei zu fahren. Eine Freundin von mir hat so 11kg Wolle für eine Jurte kardieren lassen. Für den Selfmade-Kardierer nicht zu schaffen. Ich weiß nur noch, wie’s damit um/bei Wien aussieht.
Also - wasch erstmal einen Eimer voll, wieg Dir 200g ab - und dann versuch Dich daran. Je vorsichtiger Du wäscht, umso weniger mußt Du kardieren :)
Grüßlis. Angy
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Eintrag #33 vom 03. Feb. 2005 21:20 Uhr
Norbert Schuller
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Also,
wenns "a" sein soll, darf man endlose Geduldsarbeit nicht scheuen. Das haben die früher auch nicht gemacht (hatten ja auch noch keinen Fernseher als Abendprogramm).
Zur Vorbereitung von Wolle zum Filzen wurde von den Hutmachern in Europa bis vor etwa 150 Jahren ausschließlich der Fachbogen verwendet.
Die Darmsaite von einem großen Bogen (ähnlich einem zum Schießen von Pfeilen) wird durch ständiges Anzupfen mit dem Finger oder einem Zupfholz in Vibration gehalten und durch ein Häufchen Wolle geführt. Rauf, runter, hin, her, wieder rauf… bis es schön locker und gleichmäßig flauschig ist. Dann kommt das nächste Häufchen dran.
Das kann man 1:1 als Ersatz fürs Fegefeuer nehmen! Dagegen ist es mit den Handkratzen ein wahres Vergnügen. Umso schöner aber, wenn das Stück dann fertig ist (und irgendwann wirds auch bei mir so weit sein).
Lieber Haduwolff, ich dachte, Hasen- und Biberhaar konnte erst mit der Erfindung der Sekretage (Behandlung der Haare mit Quecksilberverbindungen) im 18.Jhdt. gefilzt werden, und wurde davor höchstens in geringen Anteilen dazugemischt? Stimmt das doch nicht?
Ich hätte nichts gegen Filz aus Otter, Nerz, Marder, Fuchs, Dachs, Katze und natürlich Schaf im Mittelalter, für die braucht man nämlich keine Sekretage.
Liebe Grüße und alles Gute
Norbert
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Eintrag #34 vom 04. Feb. 2005 22:03 Uhr
Hallo Nobert,
hast du zufälligerweise zum Fachbogen Quellen? Ich such dazu nämlich schon länger was und habs bisher nur für die heutige Zeit, bzw. die nähere Vergangenheit gefunden.
Beate
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Eintrag #35 vom 07. Feb. 2005 19:30 Uhr
Norbert Schuller
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Uups,
da hab ich wieder mal sehr vorschnell und ganz ungenau was hingeschrieben, ohne nochmal durchzulesen, was es eigentlich bedeutet.
Very sorry.
Liebe Beate, ich habe überhauptkeine Belege für die Verwendung von Fachbögen im Mittelalter. Der älteste Hinweis, den ich hab ist von 1862 aus einem Lehrbuch für Pergament- und Saitenmacher. Kapitel VI handelt "Von der Bereitung der Darmsaiten zu Fachbögen der Hutmacher." (Kann ich Dir gerne zusenden.)
Bei
gibts eine schöne alte Abbildung (von wann?) aber sicher nicht aus dem Mittelalter.
Ich sollte daher eher schreiben: "…vor 150 Jahren und einige Zeit (wie lange?) davor…"
Dass man ihn im Mittelalter verwendet hat, hab ich mir nur so vorgestellt. Dass er weit verbreitet war (England, Deutschland, ßsterreich, Ungarn, Iran weiß ich) und sein primitives Aussehen und die sehr ursprüngliche Arbeitsweise sprechen aber dafür, dass die Technik alt ist.
Was wirklich Gescheites, womit man richtig was anfangen könnte, hab ich also eigentlich garnicht. (Danke, dass Du mich mal drauf hingewiesen hast, sonst wärs mir selbst nicht aufgefallen!)
Mea Culpa, Mea Culpa, Mea Maxima Culpa!
Euer reuiger
Norbert
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Eintrag #36 vom 08. Feb. 2005 10:45 Uhr
Jürgen Trautmann
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Wenn der Fachbogen das ist, was ich meine, gibt es im Regensburger Diözesanmuseum einen SMA Altar mit Darstellung. Bloß dummerweise weis ich jetzt weder den Namen des Heiligen (War früher irgendwas Wollverarbeitendes, Weber wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, und verließ später die Frau für die Kirche.)noch das Altardatum genau. Also, wer nach St. Ulrich kommt: Erdgeschoß, in der linken Seitenapsis ganz links vorne im Eck. Hoffe ich zumindest.
Alsdenn
Jürgen
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Eintrag #37 vom 02. Aug. 2006 13:01 Uhr
Sebastian
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Hi,
*mal wieder hochhol*
hab einige Threads überflogen, auch ein paar Links, aber nirgends "Heidschnucken" gefunden. Geht das zu filzen? Hab davon was hier, mir wurde in Oldenburg (Slavenland) davon abgeraten, aber in Fletchers-Corner wurde gesagt, dass es geht. Ich bin verwirrt…
Kann mir einer helfen?
Sebastian
Bewertung:
Eintrag #38 vom 04. Aug. 2006 17:49 Uhr
Unsere Filzprobe hatte ergeben:
Heidschnukce filzt nicht wirklich gut.
Die Unterwolle filzt, die langen Grannen wandern aus dem Filz raus (was fürchterlich piksen kann). Der Filz wird bei stärkerer Beanspruchung schnell brüchig und sieht nicht allzu hübsch aus. Für Kleidung mE nicht geeignet. Wird ein eher grober Filz.
Versuchs lieber mit Skudde.
Irka
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Eintrag #39 vom 15. Feb. 2007 20:44 Uhr
Evelyn Bertuleit
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Hallo an alle Filzinteressierten,
Ich hab hier eine Buchempfehlung:Flzen-Alte Tradition-Modernes Handwerk von der Schwedin Gunilla Paetau Sjöberg ( ISBN 3-258-05619-6)war nicht ganz billig aber ist meiner Meinung nach DAS Buch zum Thema.
Weiss irgendjemand was zu Filzschuhen? Ich hab nur was zu Einlegesohlen gefunden.
Evelyn
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Eintrag #40 vom 21. Apr. 2008 23:27 Uhr
Silvia Ferreira
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Hallo,
zuerst wollte auch ich einen kleinen Beitrag leisten.
Es existiert ein sehr gutes Buch über Textilien. Darin sind Fakten über die Geschichte von versch. Textilien wie Wolle, Seide, … beschrieben. So weit ich weiss war das Buch einige Zeit nicht mehr im Handel erhältlich und war auch ziemlich teuer. Eine Bekannte hat dieses Buch aber relativ günstig erworben. Leider ist das aber auch schon ca 1 Jahr her.
Ach ja, das Buch heisst: Kulturgeschichte von Stoffen und Farben
Nun zu meinem Anliegen. Ich muss in Kürze eine Arbeit über Filzen im Mittelalter schreiben. Zusätzlich wollte ich noch mit Kindern filzen und dies dokumentieren. Da das Filzen von Hüten mit zu schwierig erscheint und ich eine möglichst realitätsnahe Umsetzung der Thematik Mittelalter haben will, ist nun meine Frage (na endlich … :)) ob es im Mittelalter auch Spielsachen für Kinder aus Filz gab wie z.B Bälle oder Armbänder o.ä.
Wenn jemand noch zusätzlich eine Quelle kennt oder ein Buch empfehlen kann wäre das super.
Vielen Dank im Voraus
Mary
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Eintrag #41 vom 22. Apr. 2008 11:50 Uhr
Claudia
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Gefilzte Bälle sind mir nicht bekannt. Alle Funde von kleineren Bällen, die ich kenne, sind aus Leder genäht, mit einer Füllung.
Und Armreifen oder solcherlei Zeug, was heute gern mal gefilzt wird, ist schon gar nicht nachweisbar.
Die einzigen kleineren Filzteile, die mir bekannt sind und die keine Hüte sind, sind Einlegesohlen für Schuhe (ich finde aber momentan den Fundbeleg nicht, schau mal hier im Forum durch die Schuh- und Strumpfthreads, da müsste das erwähnt sein) und ein Fund einer Maske mit Tiergesicht aus Haithabu (es ist nicht ganz klar wofür genau die verwendet wurde).
Sonst ist in Mitteleuropa nix - auch wenn die Fans der heute modisch gewordenen Filzerei das gerne anders hätten.
Bewertung:
Eintrag #42 vom 22. Apr. 2008 15:59 Uhr
Silvia Ferreira
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Hi Claudia,
vielen Dank für die Info, auch wenn das für meine Arbeit natürlich nicht so toll ist.
Ich bin davon ausgegangen dass das Schaf als Nutztier auch dafür verwendet wurde.
Gruß
Bewertung:
Eintrag #43 vom 23. Apr. 2008 04:54 Uhr
Andreas Pilz
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Ich bin davon ausgegangen dass das Schaf als Nutztier auch dafür verwendet wurde.
Sowas ist der typische Trugschluss. Nicht alles, was per se möglich gewesen wäre, wurde im Mittelalter auch gemacht. Man schaue sich die Architektur in der Antike an (z.B. Häuser und Aquädukte) und dann das, was im MA konstruiert wurde.. Oder die Dampfmaschinen einen Herons von Alexandriens und dann, was erst mit James Watt gebaut wurde..
Bewertung:
Eintrag #44 vom 23. Apr. 2008 10:14 Uhr
Silvia Ferreira
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Als Laie in punkto Mittelalter, kommt man schon auf solche Gedanken.
Bewertung:
Eintrag #45 vom 23. Apr. 2008 14:10 Uhr
Andreas Pilz
Dafür gibt es ja diesen Ort hier, wo du in aller Regel fachlich korrekte Infos zum Thema bekommst.
Nur vom "Es hätte ja sein können" und "die waren ja nicht dumm damals" sollte man sich schnell verabschieden ;)
Bewertung:
Eintrag #46 vom 23. Apr. 2008 16:43 Uhr
Silvia Ferreira
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ja das stimmt. wie ich sehe muss ich noch viel dazulernen …
Allerdings ist es schwierig geeignete Literatur zum Leben im MA zu finden, die einem einen guten ßberblick verschafft um erstmal in diese Thematik einzusteigen.
Kennst du vielleicht ein Buch das mit weiterhelfen würde?
Bewertung:
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