Experimente
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Eintrag #1 vom 15. Jan. 2002 21:15 Uhr
Sylvia Crumbach
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Vorab:
Ich hoffe, daß ich mit diesem neuen Thema nicht daneben liege!
Mein Anliegen ist an dieser Stelle gelungene (und auch mißlungene) Experimente mit nachgebauten Gegenständen, Trachten etc. zu beschreiben und zu diskutieren.
Sylvia
Projekt Folgari
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Eintrag #2 vom 15. Jan. 2002 21:37 Uhr
Sylvia Crumbach
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Aus vielen Befundkomplexen sind Schnittknochen bekannt. Das Material in den Befunden sind Schenkelknochen von Rind, Elch oder Pferd.
Durch das kalte Wetter ohne Schnee ist eine glatte Eisfläche, sogar auf den Duisburger Teichen, entstanden, die den Versuch ermöglicht hat. Die Schnittknochen sind aus ausgekochten Rinderlangknochen gefertigt. Mit langen Lederriemen sind sie zufriedenstellend unter wendegenähten Schuhen nach einem Befund aus Wolin zu befestigen. Da das Eis sehr gut war konnte ich auf die in der Literatur beschriebenden Stecken zur Fortbewegung auf dem Eis verzichten.
Das Laufen ist überraschend angenehm. Man wird einigermaßen schnell, steht sicher und kann sogar rückwärtslaufen und bremsen.
Die bei schon mehrere Jahre bei Kälte geteste slawische Frauentracht mit Extra-Unterkleid und Wollmantel hat den Ausflug bei ca -7°C sehr angenehm gemacht. Der Schuhtyp hatte sich ebenfalls schon im vorletzten Jahr bei Eis und Schnee bewährt.
Wirklich gefehlt haben ein Paar Nadelbindinghandschuhe. (weniger wegen der Kälte -
sondern um angenehmer wieder auf die Beine zu kommen…)
Da wir leider keine Home-Page haben, kann ich nur anbieten einige Foto´s per Mail zu verschicken. Ein Bericht mit genauen Literaturangaben und Fundnachweisen ist in Vorbereitung.
Sylvia
Projekt Folgari
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Eintrag #3 vom 22. Jan. 2002 14:26 Uhr
astrid schmitt
Gibt es keine Befunde von Schweineknochen? Schade eigentlich, wo man doch sonst immer lernt, die Bezeichnung "Eisbein" käme daher…
Astrid
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Eintrag #4 vom 22. Jan. 2002 14:36 Uhr
Lutz Schmidt
Es gibt Belege für Schweineknochen, das Eisbein hat seinen Namen wirklich daher…..
Letztes Jahr hatte ich Gelegenheit mit der Companie of Saynte George bei der Archäologiemesse in Hanau Steinheim zu sein; dort hatte ein Archäologenteam mehrere Schlittschuhe aus Eisbein bei Grabungen in einem Burggraben gefunden, und diese nachgebaut.
Die Knochen waren unter einer Art Trippe montiert.
Auch in Köln im Stadtmuseum im Zeughaus liegen mehrere Schlittknochen ausgestellt.
Lutz
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Eintrag #5 vom 22. Jan. 2002 18:53 Uhr
Sylvia Crumbach
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Hallo Lutz, Hallo Astrid!
Für die Verwendung von Schweineknochen mit dem Hinweis auf das "Eisbein" habe ich nur einen Hinweis gefunden (Oxenstirna, Die Wikinger 1959), die Angabe des Fundorts und eine genaue Datierung fehlt leider.
Im Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, ist eine Rekonstruktion abgebildet, die Materialangabe stammt aus dem Text.
In Starigard/Oldenburg, W. Struwe, sind zwar Schlittknochen (orig.) abgebildet, leider fehlt die Angabe von welchem Tier die Knochen stammen.
Nach der Zeichung aus diesem Buch sind die Knochen direkt unter die Schuhe geschnürt.
Wie sind die Knochen denn unter den "Trippen" befestigt? Wie sind die Knochen datiert? Oder gibt es sogar irgendwo eine Abbildung davon?
Sylvia
Projekt Folgari
PS. Sobald mein Schreibtisch leer ist gehe ich an den Artikel über die Schlittknochen. Die Beschreibung dürfte dann genauer ausfallen als in den paar Zeilen unten.
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Eintrag #6 vom 29. Jan. 2002 18:52 Uhr
Sylvia Crumbach
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Hier ein erster "richtiger" Nachweis:
"Aus der Vorbefestigung und dem westlichen Vorburggelände stammen elf Schlittknochen. Sie sind aus den Metacarpen oder Metatarsen von Rindern gefertigt und besitzen eine glatte Gleitfäche, die durch Glanzpartina angedeutet ist. (Heinrich 85, 30)…."
Offa Bücher Band 70
Dirk Meier Scharstorf / Archäologische Funde
Bilder gern per Mail.
Sylvia
Projekt Folgari
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Eintrag #7 vom 29. Jan. 2002 20:18 Uhr
Uli Gasper
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Moin!
Wat sind den Metacarven?
Gruss, Uli das Rudel e.V.
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Eintrag #8 vom 30. Jan. 2002 08:51 Uhr
astrid schmitt
@uli gasper
Metakarpen sind Mittelhandknochen. Beim Rind, weil es als Huftier auf seinen Zehen läuft, ist das der untere Teil des Beines unterhalb des Kapalgelenkes (das, was für Ungeübte wie das Knie aussieht…).
Astrid
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Eintrag #9 vom 16. Aug. 2002 10:47 Uhr
Katrin Ulrich
Hallo… Ist hier noch jemand????
Es gibt noch tausend andere Möglichkeiten zu "experimentieren". Da ich mich in meinem UFG-Studium mittlerweile darauf spezialisiert habe, hatte ich mir mehr erhofft…
Wie waere es, wenn jemand mal ueber seine Erfahrungen in der Eisenverarbeitung, Kupferschmelze, Bronzeguss, Textilfärben, Haeuser bauen, Leder gerben, Holzkohle herstellen, Keramik brennen etc. hier wiedergibt.
Wo habt Ihr die Informationen her? Hat es geklappt. Inwieweit beschäftigt Ihr Euch mit nicht populärwissenschaftlichen, archäologischen Publikationen?
Ich selbst habe mich bisher eher mit bronzezeitlichem Kupferschmelzen, Eisenherstellung, Keramikbrennen und Leichenverbrennung in der vorrömischen Eisenzeit bzw. Römischen Kaiserzeit beschäftigt.
Demnächst will ich die Herstellung von Knochenwürfeln (ma.) ausprobieren (Vorversuch).
Ich habe nichts mit "Verkleidung" am Hut, wenn wir die Experimente machen bzw. später als Archäotechnik vorführen, glaube aber, daß man auch aus Eurer "Szene" hin und wieder etwas lernen kann.
Viele Grüße, Kati
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Eintrag #10 vom 16. Aug. 2002 11:13 Uhr
Martin Opitz
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Hallo Kat,
äh - du hast dich mit Leichenverbrennung beschäftigt - auch im Versuch?? ;o)
Also zu den von dir genannten Themen gibts einige Threads z.B. unter "Handwerk". Schau mal da, vielleicht findest du da was.
Also ich lese (meist) lieber die archäologischen statt populärwissenschaftlichen Publikationen, die sind doch genauer.
Bei Knochenwürfeln war ich auch schon mal gelandet. Als Quelle hatte ich von Barthel, Stecher, Timpel "Eine MA Produktionsstätte für Knochenspielwürfel", in "Alt-Thüringen 16", Weimar, 1979. Für die Bemalung der Augen fehlen mir allerdings immer noch wirkliche Quellen…
Grüße
Martin
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Eintrag #11 vom 18. Aug. 2002 21:10 Uhr
Katrin Ulrich
Ja, mit Leichenverbrennung. Es fanden in den letzten Jahren insgesamt 4 Experimente zum Verhalten der Beigaben bei einer Brandbestattung im ehem. Zentrum für Experimentelle Archäologie und Museumspädagogik (Mansfeld) statt, wobei ich an einem Versuch teilgenommen habe. Dabei kamen sehr interessante Ergebnisse heraus. Sämtliche Edelmetalle "verschwanden" unter der Hitzeeinwirkung. Eine soziale Interpretation (reich/arm) einer Gesellschaft sowie Trachtenrekonstruktionen aufgrund reiner Brandgräber ist damit unmöglich geworden. Die Ergebnisse sind jedoch noch nicht publiziert worden (kommen wahrscheinlich im Oktober in der "Bilanz" der jährlichen Tagung für experimentellen Archäologie mit raus). Wir haben natürlich keine Menschen verbrannt, sondern Schweine bzw. Schweinereste (Fettgehalt Schwein ähnelt dem des Menschen). Der Scheiterhaufen war Marke Eigenbau und möglichst stabil, damit wir keine ßberraschungen erleben. Wie gesagt, die Art des Scheiterhaufens war nicht Fragestellung des Experiments sondern das Verhalten der Beigaben.
Auf die Würfel bin ich durch einen Artikel im Almanach 4 (1999) (=Ulrich Müller (Hrsg): Von Schmieden, Würflern und Schreinern. Städtisches Handwerk im Mittelalter. Stuttgart 1999) gestoßen. Hier wird ein Befund beschrieben, der den gesamten Würfelherstellungsprozeß wiederzugeben scheint. Auf den Artikel bin ich erst vor einigen Wochen gestoßen, wollte aber immer mal was mit Knochen ausprobieren. Weitere Ergebnisse, Fragestellungen etc. stehen also noch aus.
Viele Grüße, Kati
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Eintrag #12 vom 24. Mrz. 2004 17:47 Uhr
Peter Mehnert
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Hallo,
kann mir jemand sagen wie lange es etwa dauert um einen Fichtenstamm/Eichenstamm vom ca. 20 cm Durchmesser mit einem slawischen Beil (Eisen) zu fällen. Wie oft musste nachgeschärft werden? Welche Härte hatte wohl damals das Werkzeug?
Wer hat sowas schon mal probiert zu machen?
Brauche das zu Berechnungen. Bin im Verein für Unterwasserarchäologie Berlin/Brandenburg, Schwerpunkt slaw. Brückenbau. Danke.
Peter
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Eintrag #13 vom 25. Mrz. 2004 18:12 Uhr
Sylvia Crumbach
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Hallo Peter,
das ist nicht einfach zu beantworten.
Leider weiß ich von keinen Metallanalysen, die sich auf Befunde von ßxten/Beilen beziehen. (Es werden *leider* immer nur Schwerter etc. untersucht). Zudem muß der Fällplatz vorbereitet werden, Seile angelegt werden, etc.
Hast Du mal im Biskupin angefragt? Ich weiß, daß es dort sehr gefahrene Zimmerleute (für rek. Gebäude) gibt. In der Woche nach OStern treffe ich eine Bekannten, der sich gut auskennt und werde nachfragen.
Sylvia
Projekte zur lebendigen Geschichte e.V. (i.G.)
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Eintrag #14 vom 01. Apr. 2004 18:15 Uhr
Peter Mehnert
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Hallo Sylvia,
Danke für die Antwort. Was/wer ist Biskupin, den Du erwähnst? Wahrscheinlich muss ich selbst mal einen Baum mit einer alten Axt kappen um eine Zeitvorstellung zu haben. Die theoretische Arbeit würde ich aber erst mal vorziehen.
Peter
(Verein für Unterwasserarchäologie Berlin/Brandenburg)
Peter
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Eintrag #15 vom 01. Apr. 2004 18:28 Uhr
Claudia
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Hallo Peter,
selber machen ist bei solchen Sachen eher nicht zu empfehlen. Ungeschulte Leute brauchen ein Vielfaches des Zeit, die jemand braucht, der das gelernt hat. Das Beste wird wohl sein, man sucht sich einen Zimmermann mit historischem Interesse (mit viel Glueck findet man vielleicht auch jemanden, der schon mal was fuer ein Museumsdorf gemacht hat) und laesst den den Versuch durchfuehren.
Ich erinnere mich an einen Bericht, wo im Zimmern unerfahrene Leute rauskriegen wollten, wie lange es dauert, mit Steinbeilen Baeume zu faellen und daraus ein Haus zu bauen. Sie haben natuerlich irre lange gebraucht. Nur lag das Ergebnis halt nicht vorwiegend an den Steinbeilen, sondern an den mangelnden Zimmerer-/Holzfaellerfaehigkeiten. Das Ergebnis der Versuchs ist dann einfach nicht brauchbar.
Gruss, Claudia
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Eintrag #16 vom 06. Apr. 2004 10:27 Uhr
Sylvia Crumbach
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Hier zwei Links zum Museum Biskupin, PL, bzw. deren Arbeit.
Ich habe als Kind beim Fällen geholfen, es ging (nur) um ausgewachsene Pappelpfähle. Die Zeiten weiß ich nicht mehr, aber das Sichern, Anschirren etc. hat läger gedauert als das Fällen.
Wenn jemand geübt mit Axt und Beil ist geht sowas schnell, besonders wenn ein Team zusammenarbeitet, das mit der Sache vertraut ist.
Ich werde mich auf jeden Fall in dr nächsten Woche in Oerlinghausen informieren und dazu schreiben.
Sylvia, die zur Zeit die Blasen an den Händen vom Bretter beilen kuriert.
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Eintrag #17 vom 24. Jul. 2007 22:32 Uhr
Wilfried Masberg
slawisches Beil, welche Zeit, welcher Ort.
die ßxte waren meines Wissens durchaus teilweise so gut wie die heutigen von Ochsenkopf und manchmal schlechter als Baumarktschrott.schon zu Zeit Karls des Großen waren sehr gute Stahlwaren im Handel. Also, Berechnungen, wie lange so ein Fällaktion gedauert hat, kannst Du vergessen
Wilfried
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