Der Wolf im Mittelalter
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Eintrag #1 vom 16. Aug. 2000 17:10 Uhr
Uli Gasper
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Hallo alle da draußen! Noch eine Frage, auf das euer Wissen meine Unwissenheit erhelle: Welche bedeutung hatte der Wolf im Mittelalter? und zwear im: Volksglauben, in der Heraldik im allgemeinen Ansehen in der Tiersymbolik Ich konnte bisher nur Quellen um 1600 finden, mich interessiert aber die Bedeutung um 1200. Wer weiß etwas und ist so freundlich mit Material zu versorgen? Besten Dank im Voraus, Uli
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Eintrag #2 vom 17. Aug. 2000 17:47 Uhr
Solveig Melis
Hi Uli, wir sollten uns kurz unterhalten, denn ich kenne eine Legende aus der Bretagne, ca. 12./13. Jh., die ziemlich gut zu unserem Thema bzw. Lieblingstier paßt!!! Das Ganze fällt mir aber auch jetzt erst ein, sorry. Bis denne, Solveig
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Eintrag #3 vom 18. Aug. 2000 16:17 Uhr
Uli Gasper
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Tach auch Dies ist ein Test, da das mit den Keksen bei mir gerade nich funktioniert hat. ansonsten- Scheint ja wenig los gewesen zu sein mit den Wölfen im MA. waren die so verpönt oder gibts darüber einfach kein Material? Lasst mich nicht Hängen, bitte! Euer suchender
Ulrich Wolfsfuß von Araheyligon
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Eintrag #4 vom 18. Aug. 2000 22:11 Uhr
Marita Wolff
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ßhäm! Die Story würde ich aber auch gern hören oder lesen.Oder wollt ihr sie für Euch behalten?
Grüßt die alten Legenden von der Wölfin
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Eintrag #5 vom 23. Aug. 2000 17:55 Uhr
Ruth
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Na, mal sehen, was eine schnelle Recherche zum Wolf im MA hergibt…. Vielleicht erst mal ein geschichtlicher ßberblick zum Thema Mensch und Wolf: Im alten ßgypten galt der Wolf als Wächter der Gräberstadt und Gott des Totenreiches. Es gab eine ganze Stadt, die dem Wolfskult geweiht war (Lykopolis). In der altgermanischen Mythologie war der Wolf bereits Symbol dunkler Mächte. Odin wurde auf der Welt von seinen beiden Wölfen Geri und Freki begleitet. Doch mit dem Fenriswolf kam für ihn und die ganze Welt der Untergang. Der Umstand, daß der Wolf mit Kampf und Tod in Verbindung gebracht wurde, war indessen weder bei den Germanen noch bei den ßgyptern abwertend gemeint, sondern stand immer in Verbindung mit dem ruhmvollen Tod des Kriegers oder Herrschers, nicht des wehrlosen Opfers. Einige Geschlechter der Turk- und Tartarenvölker leiteten ihre Herkunft von mythologischen Wölfen ab, so auch Dschingis Khan. Der Wolf war keine Bedrohung der eigenen wirtschaftlichen Existenz - entweder wegen der weitgehend wirtschaftlich ungenutzten Landschaft (wie in Nordeuropa) oder wegen der geringen Wolfspopulation (wie im Niltal). Anders war es weiter östlich, z.B. in Palästina, wo die Wölfe im Konflikt mit der weit verbreiteten Hütewirtschaft gerieten. Schon im alten Testament wird der habgierige Wolf als Sinnbild des Satans dem "guten Hirten" gegenübergestellt. Im antiken Griechenland war das Bild des Wolfes nicht negativ belegt, zum Teil sollen nach den Legenden und Sagen Wölfe sogar Menschen vor noch wilderen Tieren beschützt haben und Aphrodite wurde oft in Begleitung eines Wolfes dargestellt. Da man auf der Suche nach rationalen Erklärungen für Naturphänomene war, und außerdem eine zunehmende Verstädterung stattfand, entstand hier trotz ausgedehnter Weidewirtschaft kein Konflikt mit dem Wolf. ßhnliches gilt für das antike Rom und das wachsende Römische Reich. Hier erlangte der Wolf sogar besondere mythologische Bedeutung, da ja der Sage nach eine Wölfin die beiden Stadtgründer Romulus und Remus gesäugt hatte. Die Wölfin wurde besonders verehrt und als Symbol mütterlicher Aufopferung und Fruchtbarkeit verehrt. Der Ausrottungsfeldzug gegen den Wolf begann mit dem Zusammenbruch des römischen Reiches. Im frühen Mittelalter hielten in der Landwirtschaft wesentliche Neuerungen Einzug, die es ermöglichten, daß die Landwirtschaft in bisher ungenutzte Gegenden vordrang. Es wurde nun immer häufiger von Wölfen berichtet, die großen Schaden unter den Haustieren anrichteten, und sogar von Wolfsüberfällen auf Menschen. Karl der Große verpflichtete seine Ritter zu Hatz auf die Wölfe, organisierte Wolfsjagden wurden durchgeführt. Mit Einführung der Dreifelderwirtschaft, des Hufbeschlages und des schweren Pfluges konnten neue Landstriche erschlossen werden, und die Bevölkerungsdichte nahm zu. Dadurch kamen die Lebensräume von Mensch und Wolf immer mehr in Berührung, und der Wolf wurde einerseits zur direkten Bedrohung für die Weidewirtschaft, andererseits war er auch Konkurrent um das jagdbare Wild. Entsprechend änderte sich das Wolfsbild, der nun als Sinnbild für alles Böse angesehen wurde. Für die Wolfshatz wurden besonders große Hunde gezüchtet (z. B. der Irische Wolfshund), die bald an allen Höfen Europas Verbreitung fanden. Der Wolf wurde überall gejagt, nicht nur in der Wolfshatz, einer vornehmlich adligen Jagdmethode, sondern auch mit Fallen, Gruben, Netzen etc. Wölfe wurden als nutzlos angesehen, da ihr Fleisch nicht gegessen wurde und Wolfsfelle schwierig zu gerben waren (allerdings wurden in bestimmten Regionen auch Wolfsfelle getragen). Mit dem ausgehenden Mittelalter war der Wolf in allen besiedelten Gebieten Europas selten geworden. Zum Wolf in der mittelalterlichen Literatur: In landwirtschaftlichen Werken des Mittelalters gibt es explizite Answeisungen, um das Vieh vor Wolfsübergriffen zu schützen. Nach Thomas Aquinas waren Tiere dazu da, dem Menschen zu dienen, insbesondere als Nahrung. Deshalb war es keine Sünde, ein Tier zu töten, insbesondere nicht solche, die die domestizierten Tiere bedrohten, so wie Bär und Wolf. Die Ausrottungsjagden auf diese Beutegreifer wurden deshalb von vielen mittelalterlichen Autoren "sanktioniert". In mittelalterlichen Gesetzestexten werden häufig Wolfsschäden behandelt. In den Lombardischen Gesetzestexten wird z. B. beschrieben, daß man nicht einfach die Haut von Tieren, die von Wölfen getötet wurden, abnehmen darf, wenn einem das Tier nicht gehört. Andererseits gibt es viele kirchliche Vorschriften, die es verbieten, Fleisch von Tieren zu essen, die von Wölfen oder anderen Tieren getötet (oder sogar nur verletzt) wurden. Die Angst, die strikte Trennung zwischen Mensch und Tier zu verletzen, wenn die Nahrung (das Tier) selbst zum Essenden wird, war anscheinend weit verbreitet. Dies mag mit ein Grund dafür sein, daß sich das Verhältnis zwischen Mensch und Wolf so rapide verschlechterte. Denn es gibt unzählige Berichte darüber, daß Wölfe sich von Kadavern domestizierter Tiere und auch von menschlichen Leichen ernähren, und der Wolf war als Leichenfresser verschrien. Der Wolf folgte den Armeen in Hoffnung auf Beute und wurde damit zum Sinnbild für verlorene Schlachten und allgemein als Bringer von Unheil. Auch in den beliebten Tierfabeln und anderen Tierallegorien spielte der Wolf eine große Rolle. Dabei ist der Wolf häufig ein Sinnbild für den Satan oder er war zumindest meist böse, gierig und gefräßig. Später wurde der Wolf dann eine beliebte Metapher für Gier und Vielfräßigkeit und war eine der meist verwendeten Tierallegorien in der mittelalterlichen Literatur. Im skandinavischen Sprachraum war der Wolf nicht ganz so negativ belegt. Hier wurden Bären und Wölfe als kriegerische Tiere angesehen, und in den Sagen verwandelten sich die Protagonisten oft in Bären oder Wölfe, um deren Stärke anzunehmen. In diesem Zusammenhang stehen auch die früheren Sagen von Werwölfen, die nicht unbedingt gefährliche Unholde sind, sondern oft einfach Menschen, die zeitweilig Tiergestalt annehmen, ohne jedoch anderen Menschen zu schaden. Nachdem im Hochmittelalter Ovids "Metamorphosis" an Interesse und Verbreitung gewann, wurden auch die Berichte über Werwölfe oder Dämonen in Wolfsgestalt häufiger. Aus dem Jahre 1148 gibt es einen Bericht über einen riesigen Wolf, der in Genf 30 Menschen getötet haben soll - dort wurde diskutiert, ob es sich um einen Wolf oder einen Menschen in Wolfsgestalt handelte. Im frühen Hochmittelalter wird als Werwolf ein Wolf beschrieben, der bereits Menschen angefallen oder getötet und gefressen hat. Im Spätmittelalter wird der Begriff Werwolf jedoch immer in einem übernatürlichen Kontext gebraucht - listige und geschickte Wölfe sind zumindest von Teufeln oder Dämonen besessen oder aber es handelt sich eben um Menschen in Wolfsgestalt, wie es auch der heutige Werwolfsbegriff impliziert. So viel erst mal dazu, Abbildungen und hochinteressante Texte zum Wolf finden sich übrigens auch im Aberdeen Bestiary (sorry, kann die URL gerade nicht finden, sie kann aber bei Bedarf nachgereicht werden) Ruth
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Eintrag #6 vom 25. Aug. 2000 20:04 Uhr
Angharad Beyer
Hi, diese bretonische Sage wurde von Gillian Bradshaw in dem Roman "Das Lied des Wolfes" verarbeitet. Habe das Buch bei Bertelsmann gekauft, ist recht nett zu lesen. Habe den Inhalt nicht mehr so genau im Kopf, aber es geht um einen Mann, der sich in einen Wolf verwandeln kann.
Richildis de Schwerdtlauken
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Eintrag #7 vom 29. Aug. 2000 17:39 Uhr
Solveig Melis
Hallo, zusammen! Nach längerer Abwesenheit wollte ich zurück auf Eintrag Nr. 4 von Marita kommen. Von der Legende habe auch ich (wie Richildis) tächlich aus dem Roman "Das Lied des Wolfes" erfahren. Ganz kurz zum Inhalt: ein Edelmann, der sich nach seinem eigenen Willen in einen Werwolf verwandeln und auch wieder zurück-verwandeln kann, wird durch bösen Verrat daran gehindert, wieder als Mensch zurück zu kehren. Nur durch das Vertrauen und die Liebe einer Dame gelingt es nach langer Zeit diesen Verrat zu beweisen und zu rächen. Der Roman ist wirklich ganz nett geschrieben, aber mich hat noch mehr der Hintergrund dieser Geschicht fasziniert, von dem ich selber gerne noch mehr erfahren würde. Bis zum nächsten Mal!
Solveig
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Eintrag #8 vom 31. Aug. 2000 10:29 Uhr
Ruth
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Hi, ich habe auch noch eine alte französische Sage: Marie de France (12. Jh.) erzählt in ihren "Lais" die Geschichte von einem Mann, der dazu verdammt ist, drei Tage in jeder Woche in Wolfsgestalt im Wald zu verbringen. Als der unglückliche Mann seiner Braut diesen Fluch gesteht, zieht sie sich entsetzt von ihm zurück und verrät dieses Geheimnis einem Ritter, der sie schon seit längerer Zeit bedrängt und ihr Liebhaber werden will. Die beiden verschwören sich miteinander und stehlen heimlich die Kleider des Wolfsmannes, als der gerade in Wolfsgestalt im Wald ist - denn ohne seine Kleider kann er sich nicht zurück in seine menschliche Gestalt verwandeln. Doch natürlich gibt es doch noch ein happy end, der außergewöhnliche Wolf fällt nämlich einem im Wald jagenden König auf und nach und nach freunden die beiden sich an. Der Wolf attackiert später den bösen Ritter und seine treulose Frau und beißt der Frau die Nase ab. Der König zwingt dann die Frau, die Kleider ihres Mannes herzugeben, so daß der Wolfsmann wieder menschliche Gestalt annehmen kann. Der böse Ritter und die Frau werden verbannt (die Frau gebiert hinfort nur noch nasenlose Töchter) und der Wolfsmann wird Freund und Berater des Königs. Ruth Quelle: The Lais of Marie de France, R. Hanning and J. Ferrante, Durham N.C., 1978
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Eintrag #9 vom 04. Sep. 2000 02:25 Uhr
Marita Wolff
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Dank Euch für die Quellen. Da muß ich mal forsten gehen. Ich kenne auch reichlich Geschichten, habe aber nie die Quellen notiert. Vielleicht findet mein goldiges Töchterlein nochmal die Bücher, die sie für mich geliehen hatte.
Grüße von der Wölfin
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