Eintrag #1 vom 09. Aug. 2006 16:04 Uhr Elisabeth (Nachname für Gäste nicht sichtbar) Bitte einloggen, um Elisabeth eine Nachricht zu schreiben.
nach oben / Zur Übersicht Burg Windeck (5./6.8.06)
Extreme Langeweile hat mich am letzten Wochenende zu einem Besuch auf der Burg Windeck bei Bühl verleitet. Was ich dort erlebte, hat all meine Erfahrungen in Punkto GroMi gesprengt - und mein Lästerherz hüpfte vor Freude.
Den ersten Eindruck gewinnt man immer an der Kasse.. und ja, da stand sie schon, die -äh- Herrin der Burg. Aufwendig und fantasievoll besticktes Kleid (alles, aber nicht mittelalterlich), Grünzeug als Kränzchen im Haar, Bundschuhe an den Füßen (oder waren es Birkenstock? Die waren hier nämlich auch sehr beliebt…). 7- Eintritt, auch für arme Studenten - außer, man hat ein "Kostüm" (Originalzitat) an, dann seien es "nur" 5-.
Ein paar Meter weiter ging es dann los:
allerley "mittelalterliche" Stände (mit unverdeckten schwarzen Plastikplanen) boten ihre Waren feyl: geschmiedete Stierköpfe und Drachen, Jungfernkränzchen, Edelsteyne, Pannesamtkleyder, Ledergürtel mit Pentagrammen als Gürtelschnalle und alles was das Herz sonst noch so begehrt (???).
Weitere Eindrücke: Bundeswehrtarnnetze als Dach für die Rittersleut, die ihre Steckstühle (mit der edlen Bemalung) unter Plastikplanen vor dem Regen schützten, Jute an ellen Ecken und Enden, Leder! -ob in schwarz oder braun, die Masse macht’s-…
Frage eines Kollegen, der nix mit Mittelalter zu tun hat: "Ja und was ist hier denn jetzt am ehesten noch authentisch mittelalterlich?"
Ratloser Blick meinerseits… "ßh, das ist hier so authentisch wie eine Fichtenmonokultur einem Urwald entspricht." (das verstand er - der Mann arbeitet in einem Naturschutzzentrum)
Außerhalb des Geländes befand sich noch das Lager der Schwarzwald-Guides (eigentlich Führer für Touristen), die innerhalb eines Monats ein komplettes Lager inkl. Bekleidung zusammengeschustert hatten und dem "Endziel" näher kamen als der komplette restliche Markt zusammen. Ein Schwein, diverse Kaninchen und Vertreter alter Schafrassen waren ebenso vertreten wie nachgeschmiedete Beile zum Hacken von Holz. Ein Tisch informierte über Heilkräuter aus der Region, und der entsprechende Tee konnte getestet werden. Dafür, daß sie nur auf ihre Arbeit aufmerksam machen wollten, und mit Mittelalter nix am Hut haben, war’s jedenfalls verdammt gut :)
Bevor irgendwelche Kommentare kommen: ja, ich läster ganz gerne mal, wenn etwas mit "Mittelalter" überschrieben wird, aber nur Plastik und Hollywood drin ist. Konstruktive Kritik ist in diesem Fall einfach verdammt schwierig… Neu anfangen wär wohl die einzige Möglichkeit.
Außerdem ist dieser Beitrag als kleine Warnung an alle gedacht, die mit dem Besuch kommender Veranstaltungen liebäugeln.
Viele Grüße, Elisabeth