Buch oder Bucheinband aus Leder
Einträge 1 bis 16 (von insgesamt 16 Einträgen)
Eintrag #1 vom 07. Dez. 2004 22:44 Uhr
Björn Scheidt
Bitte einloggen, um Björn Scheidt eine Nachricht zu schreiben.
Hallo
Ich habe zusammen mit einem Freund überlegt ein Buch/Ordner herzustellen.
Für die Außenseiten würde ich hartes (gehärtetes) 3-4mm Leder nehmen, nur wie verbinde ich die Vorder- und Rückseite mit dem Rücken?
Meine ßberlegung wäre auf der Innenseite ein anderes Leder aufzukleben oder -nähen. Das habe ich schonmal gemacht gefällt mir aber nicht so gut.
Für sachdienlich Hinweise bin ich dankbar.
Gruß Brun
omnia sagitta in aureo
Bewertung:
Eintrag #2 vom 08. Dez. 2004 08:29 Uhr
Sylvia Crumbach
Bitte einloggen, um Sylvia Crumbach eine Nachricht zu schreiben.
Bucheinbände sind ein sehr spannendes Thema.
Mit irgend was irgendwo hin zu kleben geht da garnichts ……
Bewertung:
Eintrag #3 vom 08. Dez. 2004 09:23 Uhr
Martin
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um Martin eine Nachricht zu schreiben.
Hallo Björn,
also bei Bucheinbänden, hat man eher sehr dünnes und weiches Leder genommen, das über Holzbretter gespannt wurde, deshalb die dicken Einbände von damals. Mit dickem Leder liesen sich die Bünde hinten garnicht herraus arbeiten, auch würden die vielen kleinen Prägungen garnicht so zum vorschein kommen bei dickem Leder, was aber aufjedenfall dagegen spricht ist daß, das Buch sehr unhandlich werden würde! Das Leder wurde damals mit Haut- oder Knochenleime auf die Holzbretter aufgeklebt und entspechend mit Beschlägen versehen die aufgenagelt sind mit sehr feinen Nägeln die in das Holz rein gehen aber nicht auf der anderen Seite zum vorschein kommen. Buchschließen sind nur nötig wenn es sich um eine Pergamenthandschrift handelt. Da Pergament sehr feuchtigkeits empfindlich ist (es wellt sich sehr leicht) und die Funktion der Schließen ist das Pergament flachgepresst zu halten.
Schmierfink
Bewertung:
Eintrag #4 vom 09. Dez. 2004 08:17 Uhr
Stefan
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um Stefan eine Nachricht zu schreiben.
Eigentlich schaffen die sogenannten Bünde die Verbindung zwischen den Buchdeckeln: Schnüre, an denen die einzelnen Lagen der Buchseiten angenäht werden. Diese werden dann mit den Buchdeckeln verbunden, z.B. in Vertiefungen einkleben, die Schnur aufdröseln und dann breit mit dem Buchdeckel verkleben. Der Ledereinband aus dünnem Leder würde dann die Buchdeckel und den Buchrücken überziehen. Auf dem Buchrücken bleiben die Schüre sichtbar, als sogenannte echte Bünde.
Heute wird der Buchblock (die Seiten als Gesamtheit) meist an einen Gazestreifen angeklebt, dessen überstehende Seiten dann die Verbindung zum Buchdeckel bilden, Bünde werden dann als Schnuck auf den Buchrücken gesetzt. Und dann natürlich die Klebebindung wie beim Taschenbuch…
Das Problem Deines Buches mit den Lederdeckeln (ich will hier keine A-Diskussion führen, Du sicher auch nicht: diese Konstruktion wäre total un-a) ist, dass das LEder vermutlich auf Dauer nicht die Form halten wird, sondern sich verzieht. Das ist einer der Gründe, warum der Bucheinband bezogen wird. Ein anderer, dass man auf einem stabilen Untergrund auch Schliessen und Beschläge befestigen kann.
Nimmst Du Karton als Deckel, musst Du eine Laufrichtung beachten, oder speziellen Karton verwenden, sonst ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass sich der Buchdeckel wölbt.
Wolff
Bewertung:
Eintrag #5 vom 09. Dez. 2004 09:26 Uhr
Björn Scheidt
Bitte einloggen, um Björn Scheidt eine Nachricht zu schreiben.
Hallo erstma
Danke für die Hilfe und die Tipps.
Nein Wolff das ganze soll mehr A aussehen als sein. Das große Problem bei der ganzen Sache ist das da später noch Seiten hinzugefügt werden sollen.
Daher wird das Innenleben eher einem Ordern gleiches als einem Buch.
Dabei hab ich halt das Problem der Verbindung zum Buchrücken. Ich kann das ganze nicht aus einem Stück Leder herausarbeiten, da das Leder was ich habe zu dick ist. Wenn ich aber dünneres Leder nehmen kann ich nicht die gewünschte Wölbung des Rückens herausarbeiten.
Wenn ich nun dünne FU-Platten als Stabilisator der Buchdecken nehme und diese mit dünnem Leder bespanne wie krieg ich dann einen stabilen Buchrücken?
Gruß Brun
omnia sagitta in aureo
Bewertung:
Eintrag #6 vom 20. Dez. 2004 00:11 Uhr
Volker Bach
Bitte einloggen, um Volker Bach eine Nachricht zu schreiben.
Einen stabilen Buchrücken kriegt man, wenn man entweder sehr festes Leder nimmt, oder irgend etwas einklebt (man war da im Mittelalter nicht immer zimperlich, es wurden sogar Holzleisten verwendet). Wie schon gesagt wurde, für das ‘typische’ mittelalterliche Buch wären Holzdeckel, hervorstehende Bünde und ein relativ weicher Rücken typisch. es gab da allerdings eine Technik, die Dich mehr interessieren könnte. Bücher, deren Umschlag aus relativ festem Leder gemacht sind und bei denen die Blätter (oft jede Lage einzeln, und manchmal zu verschiedenen Zeiten) auf Lederstreifen geheftet wurden, die man durch Löcher im Buchrücken zog und miteinander verdrehte, verknotete oder mit dem Buchdeckel vernähte. Oft wurde der hintere Buchrücken mit einer Klappe versehen, die man nach vorne umlegen konnte und die mit einem Band, Knebel oder Knopf gesichert wurde. Ein bisschen einfallsreich vertziert (z.B. mit eingeflochtenen Lederstreifen) sieht das sehr ansprechend aus, wenn auch etwas nach ‘Leitz’.
Das ganze nennt sich ‘Kopert’ (copertum) und war wohl eine Art Sparversion. Rechnungsbücher und Blattsammlungen (etwa von Holschnitten oder frühen Flugschriften) wurden manchmal so gebunden, so dass man später neue Blätter hinzufügen konnte. Es gab aber auch ganz reguläre Bücher, die als Kopert gebunden wurden.
Ianus
Bewertung:
Eintrag #7 vom 23. Nov. 2007 02:26 Uhr
Thomas Renner
Bitte einloggen, um Thomas Renner eine Nachricht zu schreiben.
Hallo,
ich möchte einen Ledereinband/Ledermappe für meine Freundin herstellen. Da ich absoluter Neuling auf diesem Gebiet bin, wollte ich nachfragen ob mir jemand ein paar Tipps geben kann oder einschlägige Links.
Ich möchte das Leder vorher punzieren und dann zu einer Mappe per Hand nähen…mein Hauptproblem ist, wie man das Leder dann zu einer stabilen Mappe bekommt.
Wäre für jeden Tipp dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas
Bewertung:
Eintrag #8 vom 14. Mai. 2010 11:40 Uhr
Benedikt
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um Benedikt eine Nachricht zu schreiben.
Guten Tag,
Zum Kapitalband an hochmittelalterlichen Büchern habe ich eine Frage, die ich nicht geklärt bekomme.
Ich weiß zwar, dass es sich oft um ein Stück Pergament oder Leder handelte, das mit Garn umwickelt und dann angenäht wurde, aber mir stellt sich die Frage, wie das genau passiert ist. Die Nahaufnahmen von Originalen, die ich bisher gesehen habe, lieferten mir leider keine Erkenntnis. Im speziellen ist mir hier nicht klar, ob es sich nur um einen kleinen Streifen an den Kanten des Buchrückens handelt, oder ob es sich auch bei den hochmittelalterlichen Werken bereits um ein den ganzen Buchrücken bedeckendes Gewerk handelte.
Auch wie dieses genau angenäht wurde, ist mir nicht klar: Wurde jede Lage mit einem Heftstich an das Band angeheftet, oder gab es andere Nähtechniken?
Viele Grüße und danke vorab für eure Tipps,
Benedikt
Bewertung:
Eintrag #9 vom 10. Nov. 2010 22:39 Uhr
hajo
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um hajo eine Nachricht zu schreiben.
moin,
hier wird der lederstreifen oder die kordel tatsächlich stich für stich an die buchlagen "genäht". es gibt verschiedene techniken: zb. ein stich durch die lage, zwei stiche um das band… bei sogenannten prachteinbänden macht man das heute noch.
gr hajo
Bewertung:
Eintrag #10 vom 10. Nov. 2010 22:45 Uhr
hajo
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um hajo eine Nachricht zu schreiben.
moin,
die frühe art bücher zu binden erlaubt auch mappen herzustellen. die buchdeckel werden extra gearbeitet. der rücken ist ein gebogenes stück, welches der länge nach zwischen die deckel mit einer kordel oder einem lederband "eingebunden" wird.
ich weiß,etwas umstädlich erklärt…
bitte nachfragen-
gr hajo
Bewertung:
Eintrag #11 vom 01. Feb. 2011 14:56 Uhr
Patrick
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um Patrick eine Nachricht zu schreiben.
Hallo,
ich frage mich, wie stark die Buchdeckel im Spätmittelalter waren? Mir wurde vor kurzem ein Buchbeschlag des späten 15. Jh. gezeigt der in Graubünden gefunden wurde, und der zentrale Stift ragte noch 1,75 cm unter dem Beschlag hervor, was auf einen Buchdeckel von 2cm Stärke schließen ließe. Ist das denkbar? Gab es solch massive Buchdeckel?
Patrick
Bewertung:
Eintrag #12 vom 01. Feb. 2011 16:10 Uhr
Jens
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um Jens eine Nachricht zu schreiben.
Hallo Patrick,
Bei größeren Büchern war auch lederumschlagenes Holz gebräuchlich, vlt. liegt es daran. Was identifiziert den Beschlag denn als Buchbeschlag?
Bewertung:
Eintrag #13 vom 01. Feb. 2011 22:46 Uhr
Patrick
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um Patrick eine Nachricht zu schreiben.
Naja, ich habe identische Beschläge in der Literatur gefunden, sie befinden sich auf noch erhaltenen Büchern des 15. Jh., es sind hutförmige Beschläge, die auch "Kardinalshut" genannt werden. Nun scheinen mir 2 cm jedoch viel, aber vielleicht ist das ja nur mein Eindruck. Wenn man von einem Umschlag mit 2 mm starkem Leder ausgeht dann hat man immer noch eine Brettstärke von 1,8 cm. Vielleicht kann man dadurch ja auf die Größe des Buches schließen, an dem dieser Beschlag angebracht war?
Bewertung:
Eintrag #14 vom 02. Feb. 2011 10:22 Uhr
Jens
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um Jens eine Nachricht zu schreiben.
Servus,
Also mir ist neu, dass es spezielle Buchbeschläge gab - oder kann mich da wer erhellen?
Für mich ist eine Zierniet aus Buntmetall erstmal eine Zierniet aus Buntmetall. Sie könnte sich freilich auf nem Buch befunden haben, wenn ähnliche benutzt wurden. Allerdings kenne ich auch Gürtelbeschläge (hier wären 2cm freilich sogar noch eher zu viel) die praktisch genauso aussehen, oder geschmückte Kästchen (auch gerne mit Leder bezogen) mit solchen. Oder Zaumzeug. Oder oder.
Zu der Buchdeckeldicke kann ich allerdings wenig sagen. Theoretisch kann es sich ja auf einer englobierten Stelle befunden haben die wäre dann besonders dick, oder führte gleichzeitig durch einen Blechbeschlag - ist aber alles Raterei meinerseits.
Bewertung:
Eintrag #15 vom 02. Feb. 2011 16:44 Uhr
Patrick
(Nachname für Gäste nicht sichtbar)
Bitte einloggen, um Patrick eine Nachricht zu schreiben.
Hallo Jens,
das mit dem Blechbeschlag ist eine gute Möglichkeit. 2mm Leder und 2mm Blech (wenn es nicht ganz flach ist), da sind wir schon bei ca. 1,5cm Brettstärke und nicht mehr bei 2. Es gibt schon Beschläge, die sehr typisch für Bücher sind, allerdings kann man wohl nie ausschließen, dass sie auch für Kästchen oder andere Möbelstücke verwendet wurden.
Bewertung:
Eintrag #16 vom 22. Sep. 2011 17:13 Uhr
Heiko Huth
Bitte einloggen, um Heiko Huth eine Nachricht zu schreiben.
Hallo, es gab und gibt es auch noch heute beschläge extra für bücher. Klaus Müller in Nussdorf stellt z.B. welche her, allerdings gegossen und nicht getrieben. Wer eine günstige alternative sucht dem empfehle ich polsternägel diese gibt es in allen möglichen variationen. Mann kann diese dann durch die holzdecke schlagen und auf der rückseite mit einem seitenschneider abschneiden.(natürlich befor die innendeckel bezogen wurden). Wer für die Buchbeschläge mehr ausgeben möchte kann dann entweder klaus müller kontaktieren oder mal bei der buchwerkstatt reinschauen aber vorsicht die kosten dann richtig geld.
Wer mehr zum thema mittelalterlicher buchbinderei wissen möchte kann ja mal gerne in meiner werkstatt in wettenberg- wißmar vorbeischauen.
Gruß Heiko
Bewertung:
|