Eintrag #1 vom 15. Jun. 2004 00:02 Uhr
Hallo Ihr Lieben,
wer wissen möchte, warum Heinrich der Löwe seine Stadt verloren hat… der muss nur nach Braunschweig kommen.
Es hat einige Tage gedauert, bis ich diesen Schmerz überwunden hatte…
Es begann alles damit, das eine Händlergilde sich zum x. mal in Braunschweig zu Pfingsten ein Stelldichein gab. Das weniger Stände da waren…
Und keine Aktionen liefen…. Und die Händler mit sauertöpfischen Mienen ihr Werk taten… Und das ganze eher an einen Weihnachtsmarkt im Sommer erinnerte…war vielleicht noch zu verkraften.
Doch der so grossartig in der Zeitung angekündigte Einzug Heinrichs des Löwen mit Frau Mathilde- selbiger kam gerade von einem Kreuzzug zurück- schien eher zum Weinen, denn zum Lachen.
Tschechen in Rüstungen des 15. Jahrhunderts, eine recht barbusige, hennarote Mathilde- ohne Gebende-und Fusstruppen mit Piratenkopftüchern….
… da muss man sich ja wohl nicht mehr wundern, das HdL sein Amt und Würden verlor.
Und dann, als sei es nicht genug, holt man sich ein mystisches Dorf in die Stadt!
Wer mit Hexen, Feen und Magiern droht… den holt die Zeit schnell ein.. oder so.
Aber, wer der Geschichte nicht Herr ist…. zum Anfang…
Man nehme ein mittelmässig-bis schlecht besuchtes Schützenfest. Packe in die Mitte des Rundes eine mit Kilometern von Jute verhängte Absperrung. Und setze dann wie folgt hinein:
einen hoffnungslosen Faldenbrotbäcker, ein verschlossenes Zelt (von dem ich bis heute nicht weiss, was dahinter war), einen Käseverkäufer, einen Flohmarktsüssigkeitenhändler, zwei Schmuckhändler,
ein Mäuserennen, den Zugang zu dem Toilettenwagen, einen Fleischbräter, eine Taverne- in der nur der Chef gut deutsch konnte (dies ist keine rassistische Anspielung),einen undefinierbaren Stand mit Steinen und Eiern..???, eine passable Bühne, eine Bogenschiessbahn, einen unbesetzen Armbruststand und ein Leiterkletterspiel. Ach ja und ein riesiges Zelt.
Mache das Kloschild grösser als das Schild zum mystischen Dorf, verwende dreimal soviel Platz wie für die paar Stände benötigt und dekoriere das ganze mit Nichtaktionen, die auch nur den Hauch einer Atmosphere aufkommen lassen könnten.
Ausserdem störe man das ganze noch mit einer Prise Kirmes-Fahrgeschäftsrummel-Geräuschen und schon ist das schlechteste Projekt des Kulturstadtbewerbers 2010 fertig.
Warum ich in diese Stadt gezogen bin???
Aus sehr grosser Liebe zu einem Mann.
Für Braunschweig kann ich nur hoffen, das sich niemand von der Kulturkommision in diesen Wochen in der Stadt aufhielt.
Wenn es bis dahin keine goldene Zitrone gab… nun kommt sie gewiss.
Eure leidende
Lilibeth
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Eintrag #2 vom 16. Jun. 2004 21:13 Uhr
Lucie Stumm
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Nunja, dass es wieder die gleiche Gilde war, ist ja kein Problem: man weiß fast auf den Stand genau, was einen erwartet *gg*
Es stimmt allerdings, dass dieses Jahr weniger Stände da waren, als die letzten Male, wenn auch mehr Akteure (die Tschechen waren das Vorjahr nicht da, oder?) und es an Klamotten bei dem nun einzigen Stand echt nur übelstes Zeug gab, was sogar mir absolutem Laien aufgefallen ist (und einer Freundin, die das noch weniger eng sieht).
Die Tschechen hatten bis auf das kurze Rumstehen vor der Bühne auch keinen wirklichen Auftritt, oder hab ich das nur übersehen? Und wann soll der gute Heinrich eingezogen sein? War das diese peinliche (weil winzíge) Prozession mit anschließender Prüfung der Markt-Gastronomie?
Wir hatten allerdings trotzdem unseren Spaß, denn uns sagte der Veranstalter was ("wir nehmen es mit dem Mittelalter nicht so eng" nämlich)und wir konnten mit unseren LARP-Klamotten ungestraft da aufschlagen *duckundrenn* Wurden sogar für gar wichtiges Marktinventar gehalten, dank Wappenröcken und trotz weiblicher Figur *ggg*
Lucie
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Eintrag #3 vom 19. Jun. 2004 11:00 Uhr
Armin Manhard
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Salaam,
Hab mir auch dieses Jahr mit meiner Freundin zusammen den Markt in Braunschweig angeschaut (um ein paar Leute zu treffen und die Braunschweiger Verwandschaft meiner Freundin zu besuchen).
Zu dem guten "Heinrich dem Löwen" konnte man wohl ein paar mal nur sagen : "Das pfeifende Geräusch, das Sie im Hintergrund hören, ist Heinrich der Löwe, der mit doppelter Schallgeschwindigkeit in seinem Grab (nebenan im Dom) rotiert…" ;)
ßbrigens, der tschechische "Heinrich" hatte schon ein paar Auftritte, bei denen ich mich aber teilweise auch nicht zwischen Lachen und Weinen entscheiden konnte. Außerdem haben sich die Tschechen auch mindestens einmal unabhängig von der Heinrich-Sache vor der Bühne gekloppt.
Ansonsten:
Die Kulisse im Burghof fand ich sehr schön, ich fand’s auch schön mich mit ein paar guten Bekannten zu unterhalten (z.B. mit dem "Quacksalber" bzw. Seifenhändler), "Heinrich der Löwe" war teils fast noch amüsant, aber die Stände, und insbesondere die dort angebotenen Waren, fand ich teilweise schon ziemlich grottig. Besonders den Bronzegießer mit seinen recht modern anmutenden Skulpturen, die Indianer-Tribal-Gothic-Schmuckstände, und natürlich den Gewandstand, insbesondere die tollen (Achtung Sarkasmus!) Kettenhemden dort. Ansonsten machte das Angebot an den Ständen teils doch eher den Eindruck eines (modernen) Verkaufs-Jahrmarkts.
Alles in allem also eine schöne Kulisse, ein ausgiebiges und angenehmes Gespräch mit ein paar guten Bekannten,eine prinzipiell gute (aber weniger gelungene) Idee mit "Heinrich dem Löwen" und ein Marktangebot, das ich auch von diesem Veranstalter schon besser gesehen hab.
Zur Ehrenrettung einiger Händler muss ich aber sagen, dass sowohl einer der Töpfer als auch der Gläsbläser auf die Frage, ob sie mir ein oder zwei historische Repliken anfertigen könnten, mit "Ja, klar, schick mir ne Skizze und Bilder zu und ich schau was sich machen lässt" geantwortet haben. Fand ich toll (und im Herbst gibt’s nen ordentlichen Tonkochtopf *freu* ) !
Khoda hafez, Akim
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Eintrag #4 vom 19. Jun. 2004 11:36 Uhr
Ranes Haduwolff
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Grüß Euch,
…seufz…und wer hats denn verbrochen? KzK? Fogelvrei? Und vor allem wer bei der Stadt hats denn verbrochen…? Die schöne Anlage, der prachtvolle Festsaal und das mal so gute Museum???
Ars Militia - Euer Haduwolff
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