Eintrag #1 vom 26. Apr. 2004 16:12 Uhr Ulrike Hofmockel Bitte einloggen, um Ulrike Hofmockel eine Nachricht zu schreiben.
nach oben / Zur Übersicht Was hat ein Bogenbauer an?
Ich bin gebeten worden, "was mittelalterliches" zu machen. Getragen wird es von einem Bogenbauer, der wohl auch als Bogenschütze auftreten will, vornehmlich auf Märkten und/oder anderen Veranstaltungen. Ich habe ihm die Bücher von Lehnart gegeben und er hat sich ein Steppwams ausgesucht, das Bild wird betitelt mit "Lagerkleidung eines Ritters um 1340".
Die Zeitschiene paßt, ein Ritter ist er allerdings nicht :-). Mir geht die Vorstellung von einem Bogenbauer, der hinter seinem Tisch im oberschenkellangen Steppwams mit zu kurzen ßrmeln (die müssen unbedingt hochschiebbar sein, also bei dickeren Stoffen eher 3/4-lang) steht irgendwie dagegen. Von militärischer Kleidung habe ich keine Ahnung und im Punkt Authentizität bewege ich mich wohl im gesunden Mittelmaß. Trotzdem würde ich es gerne so machen, daß es einigermaßen stimmig wirkt (auch wenn die Farben vielleicht nicht wie Krapp aussehen, sondern doch eher wie Simplicol) und sich die Arbeit dann auch lohnt.
Meine Vorstellung war jetzt, ihm eine ganz simple Tunika zu machen und ein leistenlanges Steppwams mit Sprialschürung und ohne ßrmel. Das kann dann hinter dem Stand wegbleiben und im Falle von "ich will mal soldatisch aussehen" zieht er es halt an.
Frage: wie war ein Bogenbauer sozial gestellt, hat er sich einen etwas aufwendigeren Schnitt leisten können? Wenn die normale Bekleidung "modisch" ist könnte ich ihm auch eine Cotardie machen, aber die wäre dann halt oberschenkellang mit rund 8 Keilen, das stelle ich mir zum Bogenschießen irgendwie unpraktisch vor. Auch die Knöpfung finde ich unter dem Steppwams dann nicht so glücklich. Mir erscheint eine Tunika mit 4 schmaleren Geren (und von mir aus ohne Zwickel und dafür mit Keil hinten im ßrmel) praktischer.
Oder ist die Tunika um 1340 nur noch was für die absoluten sozialen Hinterbänkler?
Gruß Ulrike