Eintrag #1 vom 27. Dez. 2003 18:07 Uhr
Dirk Perrey
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Bitte helft mir mit Infos zu einem Sachsen als Schmied um 1160
Hallo Mitstreiter,
nachdem ich jetzt seit einigen Jahren mehr Gromi gemacht habe möchte ich die Sache jetzt richtig angehen. Probleme ergeben sich vorallem in der Bekleidung.
1. Handwerker
2. Sachse Raum Braunschweig/Lüneburg
3.Zeitraum 1160 +/- 20Jahre
Meine Fragen sind also:
Bin ich noch als Sachse gekleidet oder habe ich mich schon dem allgemeinen Bekleidungstil zu dieser Zeit angepasst oder trage ich sogar Mischformen der Bekleidung?
Was trägt ein Sachse für Bekleidung? Benutzt er schon Beinlinge oder Trägt er noch Hose?
Wie sieht eine mobile Schmiedeesse zur damaligen Zeit aus?
Ist sie aus Eisenblech oder Ton oder Schamottsteinen vieleicht ähnlich der der Wiki?
Für Hinweise bin ich sehr Dankbar.
Wolfram von der Oerz
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Eintrag #2 vom 27. Jan. 2004 12:44 Uhr
Dirk Perrey
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Mir scheint, das meine Frage einfach zu kompliziert ist.
Ich habe auch schon in anderen Foren danach gefragt.
Erst wollte mann genau wissen Zeitraum, Darstellung und Gebiet und wenn es die Antwort gab herrschte nur noch schweigen. Vieleicht sollte ich einfach Adel im Hochmittelalter machen. Das ist so schön einfach also noch so ein "Ritter" mehr.
Schade
Wolfram
Wolfram von der Oerz
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Eintrag #3 vom 27. Jan. 2004 13:26 Uhr
David Seidlitz
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Hallo Dirk,
ich glaube da täuscht du dich gewaltig! Einen Adligen/ Ritter/ Ministerialen darzustellen ist mitnichten einfacher. Auf diese Weise endest du wieder im Gromi (und das wolltest du ja nicht). Die Ausrüstung eines adligen ist ungleich aufwendiger und teurer. Die Materialien sind hochwertiger, die Accessoires aufwändig. Von der eventuell anzuschaffenden Rüstung mal ganz zu schweigen. Bleib bitte bei der von dir gewählten Darstellung, wenn du magst kannst du ja später zur ministerialität wechseln. Bitte bereichere uns nicht noch mit einem weiteren "einfach" gemachtem Ritter, davon gibts in der Gromi- Fraktion schon viel zu viele.
Nun ist das 12. Jhd. nicht wirklich mein Revier ( sind im 13.Jhd., aber Darstellungsregion ist auch Raum Braunschweig ;o) ), aber ich gebe dir den Rat beginne mit einer einfachen Handwerker- Zivilklamotte. Dazu solltes du dir eine Wolltunika (passt für Handwerker fast immer) nähen, weiter dürftest du mit einem leinenem Unterhemd sowie einer ebenfalls leinenen Bruche nicht falsch liegen. Die Bruche kann bis zum Unterschenkel reichen. Mit den Beinlingen weiss ich nicht so genau, aber ich denke zur einfachen Klamotte dieser Zeit wirst du genug zeitgenössische Quellen finden. Such halt mal.
Zu den spezifischen Attributen eines Schmiedes kann ich dir leider nichts sagen.
Grüße und viel Spaß und Erfolg,
David
familia ministerialis- Alltag um 1280
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Eintrag #5 vom 27. Jan. 2004 14:49 Uhr
Karen Thöle
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Hallo Dirk!
Auch ich bin weder der ideale Ansprechpartner für Deine Zeit (halte mich sonst entweder im 13. oder im 14. Jahrhundert auf) noch für Deine Darstellung als Schmied. Aber bevor Du überhaupt keine Antworten bekommst, kann ich versuchen, Dir mit dem, was ich weiß, weiterzuhelfen.
Also: Für Deine Zeit und für Deinen Ort passend müßte dieser Ausstellungskatalog sein:
Heinrich der Löwe und seine Zeit: Herrschaft und Repräsentation der Welfen 1125 - 1235; Katalog der Ausstellung Braunschweig 1995/Herzog Anton Ulrich-Museum. Hrsg. von Jochen Luckhardt und Franz Niehoff.
ISBN 3-7774-6690-5 (bei so einem Katalog würde ich es aber zuerst zuerst mit der örtlichen Bücherei und notfalls Fernleihe versuchen).
Es gibt da drin eine Menge Abbildungen von Buchmalereien der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ich weiß nicht, ob Du als Schmied eher im dörflichen, im städtischen oder höfischen Kontext arbeiten willst, dementsprechend solltest Du, falls es Dich zum dörflichen Schmied zieht, mal schauen, ob Du unter den Abbildungen auch welchen von arbeitenden Bauern findest (habe den Katalog nicht hier, weiß also nicht, ob es so etwas da drin gibt). Und da müßtest Du dann schauen, ob die Beinkleidung eher enganliegend oder eher weit ist. Ersteres spräche für die Bruche/Beinlinge-Kombination, letzteres evtl. für eine längere Hose.
Wenn Du Deine Produktion auf eine "a"-Basis umstellen möchtest, ist für Dich vielleicht folgendes Buch interessant:
Holtmann, Gerhard Folke Wulf: Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern: dargestellt am Beispiel von archäologischen Funden vornehmlich aus dem weiteren Küstenbereich von Nord- und Ostsee bis zur Mittelgebirgszone. Göttingen 1994. (wieder entweder per Fernleihe, oder folge dem Link zur Online-Version:
webdoc.sub.gwdg.de/diss/2002/holtmann/index.html
Hab ich aber auch noch nicht ausprobiert.)
Der Mann hat statistische Untersuchungen an Messerfunden gemacht. Im Literaturverzeichnis müßten auch Bücher mit veröffentlichten Funden von mittelalterlichen Messern zu finden sein, die Du nachbauen könntest, wenn Du möchtest. Spannend fand ich das Kapitel, wo er beschreibt, wie die Schmiede gleichzeitig eine harte Schneide und eine insgesamt bruchsichere Klinge hinbekommen haben.
Anfragen über konkrete handwerklichen Fragen sind aber wahrscheinlich unter der Rubrik "Darstellung" nicht gut aufgehoben. Ich weiß nicht, ob Du den Thread "Esse, Balg und Eisen - Schmieden im MA" unter "Handwerk & Handarbeit"/"Metallarbeiten" mit 51 Beiträgen schon gelesen hast. Ich weiß nicht, ob da Deine Fragen beantwortet werden, aber da finden sich sicher Leute, die mehr Ahnung von der Materie haben.
In der Hoffnung, Dich von dem verzweifelten Schritt einer Adelsdarstellung abgehalten zu haben ;o) :
Bis denn
Karen Thöle
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Eintrag #6 vom 27. Jan. 2004 17:04 Uhr
David Seidlitz
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Hallo,
ich kann mich Karen nur anschließen, gute Literaturtipps :o) .
Ich habe noch mal meine Literatur durchgeschaut und mir dabei die bei mir eher spärlich gesäten 12. Jhd. Bilder zu Gemüte gezogen. Auf den Abbildungen sind, mehr oder weniger gut, Beinlinge zu erkennen. Zum einen macht es der enge Sitz am Bein deutlich, und zum anderen die Farbgebung. Eine Abbildung habe ich gefunden auf der die Beinlinge deutlich als solche zu erkennen sind.
Ansonsten sei bitte etwas vorsichtig was die zeitgen. bildlichen Quellen über einfache Leute angeht. Oft wurde stark idealisiert (Bspw. Bauern im besten Staat auf dem Feld). Informiere dich was im 12. Jhdt. techn. möglich war, und versuche schriftliche Quellen parallel zu sichten.
Grüße,
David
familia ministerialis - Alltag um 1280
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Eintrag #7 vom 27. Jan. 2004 17:07 Uhr
Dirk Perrey
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Vielen Dank für Eure Infos,
ich hatte schon gedacht ich würde mit meinen Fragen so außerhalb der Linie liegen, das mir keiner antworten wollte.
Es scheint aber auch ein schwieriger Zeitraum zu sein, denn man findet fast keine näheren Infos vor allen Dingen in diesem Gebiet.
Gruß
Wolfram
Wolfram von der Oerz
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Eintrag #8 vom 27. Jan. 2004 20:27 Uhr
David Seidlitz
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… in Niedersachsen gibt es schon einiges an Befunden. Guck mal nach Publikationen der Bodendenkmalpflege in dem Gebiet. Ich glaube das gerade um Braunschweig viel gegraben wurde.
Wenn ich über etwas ausm 12. stolpere gebe ich Bescheid.
David
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Eintrag #9 vom 27. Jan. 2004 21:43 Uhr
Claudia
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Hallo Dirk,
wenn Du Dich über die Kleidung des 12. Jh informieren willst, guck mal hier:
bacm.creditmutuel.fr/HORTUS_DELICIARUMbas.html
Das ist eine Kopie des Hortus Deliciarum der ßbtissin Herrad von Landsberg. Die Kopie wurde 1818 erstellt (glücklicherweise!), das Original ist später leider verbrannt.
Herrad von Landsberg hat das Buch vor 1180 geschrieben, wenn ich nicht irre (Korrekturen erbeten).
Laß Dich nicht davon abschrecken, daß alle Beschreibungen auf der Seite in Französisch sind, die Bilder sind auch ohne Textverstaendnis sehr aussagekräftig.
Vorsicht ist allerdings trotzdem geboten - es besteht immer die Gefahr, eine allegorische Darstellung zu mißdeuten.
Ansonsten muß ich zum 12. Jh leider auch passen, das ist nicht meine Baustelle.
Gruss, Claudia
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Eintrag #10 vom 28. Jan. 2004 13:30 Uhr
Karen Thöle
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In Göttingen wurde auch viel ergraben - nur anscheinend noch nicht viel veröffentlicht :o(
Bis denn
Karen Thöle
(die jetzt überlegt, wen sie ansprechen muß, um das ganze Zeug mal sehen zu können)
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