Berufsmässige Pilger...gab es das?
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Eintrag #1 vom 12. Mai. 2001 14:11 Uhr
Arne Hoppmann
Hallo Leute, ich habe gerade einen Roman gelesen und da kommt jemand vor, der für andere auf Pilgereisen geht. Nun meine Frage: Gab es das, oder ist das nur dem Gedächnis des Autors entsprungen? Danke schon mal im voraus
Gruss Arnulf von Minden
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Eintrag #2 vom 12. Mai. 2001 14:56 Uhr
Fritz Pascual
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Hi, ich glaub das gabs. Hab das mal in nem Buch (kein Roman)gelesen. Ich schau mal zu Hause nach was das für eins war. Ist leider kein Primärquelle. Gruß
Fritz
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Eintrag #3 vom 12. Mai. 2001 15:50 Uhr
Sebastian Scheuten
Hi Arne, in dem Buch "Ritter, Mönch und Bauersleut" (ISBN 3-404-12624-6) steht ein Tatsachenbericht eines ehemaligen Berufspilgers, unter anderem auch wie beschwerlich so eine Reise war und wie das Leben eines Berufspilgers aussah. Das Buch ist allgemein sehr interessant da as denn Alltag aus der Sicht der kleinen Leute schildert, kann ich jedem nur empfehlen (nein, ich bekomme kein Geld für Schleichwerbung ;) )
Es grüßt Euch Sebastian / Garin de Brazey
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Eintrag #4 vom 13. Mai. 2001 03:32 Uhr
Kai
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Definitiv ja, Arne, da gibt es genügend Beispiele, die, wenn mich nicht alles täuscht, auch Reinhold Röhricht in seiner Auflistung der deutschen Jerusalempilger anführt. Ich lese z.Z. eine Abhandlung, in der eben diese Praxis nebenher erwähnt wird: "Dieser Kirchenfürst (Anm.: der Kölner Erzbischof Engelbert) aus bergischem Grafenhaus hatte selbst 1215 mit Friedrich II. in Aachen das Kreuz genommen - er ließ sich zwar von dem Gelübde entbinden, stellte aber 1219 für sich eine Menge Ritter zu dem Kreuzzuge." (NEU, Heinrich: "Das Rheinland und der Deutsche Orden."; in: "Studien zum Deutschtum im Osten.", Heft 5 "Zur Geschichte des Deutschen Ordens.", Böhlau Verlag, Köln 1969, S. 8f.) Schönen Gruß, Kai
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Eintrag #5 vom 13. Mai. 2001 16:11 Uhr
Carsten Baumann
Es war sogar eine durchaus gängige Praxis, andere mit der Verrichtung von Bußleistungen, vor allem Pilgerreisen und "Bewaffnete Pilgerreisen", zu beauftragen. Informationen findet man z.B. in Norbert Ohler: "Reisen im Mittelalter", noch mehr in Norbert Ohler: "Pilgerreisen im Mittelalter".
Gruß von Carsten
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Eintrag #6 vom 13. Mai. 2001 21:41 Uhr
Carsten Baumann
Stellvertretende Bußleistung Die Verpflichtung zu STELLVERTRETENDER BUßLEISTUNG, läßt sich aus dem neuen Testament ableiten und wurde z.B. verwirklicht durch gegenseitiges Gebet/Fürbitte, Lesen von Messen - z.B. für Verstorbene, um die Zeit im "Fegefeuer" zu verkürzen, usf.! Otto von Freising (12. Jahrhundert) äußerte z.B. die Meinung, daß die Welt, so wie sie sei, nicht mehr lange fortbestehen könne, wenn die vielen Mönche in den Klöstern, nicht fortlaufend für alle Christen beten würden. "Aufgrund des Ausgleichsdenkens stand die Forderung nach WIEDERGUTMACHUNG so sehr im Vordergrund, daß es belanglos erscheinen konnte, WER ßBERHAUPT DIESE WIEDERGUTMACHUNG LEISTETE!" … "Indem aber der Aspekt der persönlich - ethischen Besserung nicht vornanstand, konnte man die Buße, wie es seit Mitte des 8. Jahrhunderts auch angeraten wurde, durch einen "Gerechten" vollziehen lassen, mußte diesem aber eine Geldspende bzw. ein Arbeitsangebot machen! …". (ANGENENDT, ARNOLD: "Geschichte der Religiosität im Mittelalter", Primus Verlag, Darmstadt, 2. Auflage 2000. S. 639). Diese Praxis wurde aber auch zeitgleich immer wieder kritisiert. So hieß es im 8. Jahrhundert zum Beispiel, daß der "Tiefstand erreicht sei, wo Vermögenden gestattet werde, einen büßenden Stellvertreter zu mieten, einen "JUSTUS". Dennoch etablierte sich diese Bußweise, festgeschrieben durch die Bußbücher, durch das ganze Mittelalter. Hinzu kommt die Ablaß - Praxis, etwas ab 1000 n. Christie, bei der es um den Nachlaß der ZEITLICHEN SßNDEN ging. (Während im Frühmittelalter kein großer Unterschied zwischen ewigen und zeitlichen Sünden gemacht wurde, gilt für das Hochmittelalter die Aussage Petrus Abaelards (12. Jahrhundert), der davon ausging, daß Gott bei REUE Barmherzigkeit zeigte und die ewigen Sündenstrafen vergab. Es verblieben aber die ZEITLICHEN SßNDENSTRAFEN!). Für die Vergebung der zeitlichen Sünden mußte der Gläubige selbst etwas tun, z.B. Gebet, Almosen, Pilgerfahrt, Bewaffnete Pilgerfahrt (so wurden den Kreuzfahrern großzügige Ablässe versprochen). Die Idee beim Ablaß war übrigens (nach vollzogener Bußleistung), daß "Indulgenzen" aus dem "Verdienst"- oder "Kirchenschatz", also aus dem ´Fundus´ der guten Taten der Heiligen, ausgeteilt wurden. Wie gesagt, konnte die Bußleistung auch von besonders beauftragten "Gerechten" erbracht werden. Eine andere Praxis, die m.E. im 13. Jahrhundert aufkam, war ein Freikaufen von der Bußverpflichtung (z.B.: Teilnahme an dem "Kreuzzug" gegen Kaiser Friedrich II.).
Gruß von Carsten
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Eintrag #7 vom 14. Mai. 2001 02:01 Uhr
Carsten Baumann
AAch ja. "Freikaufen" heißt,in diesem Zusammenhang, die Leistung einer entsprechenden Geldsumme oder anderer Güter, aufzubringen..
Gruß von Carsten
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Eintrag #8 vom 14. Mai. 2001 21:36 Uhr
Hilmar Becker
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Ich hab da mal nen Link für euch: home.t-online.de/home/jakobuspilger/gast.ht Gruß Hilmar
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Eintrag #9 vom 24. Jul. 2001 13:09 Uhr
Arne Hoppmann
Danke für die Infos Leute…aber was trugen Pilger als Bekleidung?
Gruss Arnulf von Minden
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Eintrag #10 vom 24. Jul. 2001 18:14 Uhr
Patrick Seehaber
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Hallo Arne.
Pilger trugen meines Wissens nach einfache, ihrer Zeit entsprechende Reisekleidung.
Welche das im Einzelfall genau ist, ist nun schlecht beschreibbar, da völlig zeitabhängig.
Sollte es außer den Pilger-Accessoires (Stab und Tasche) auch noch spezielle Pilgerkleidung gegeben haben, so klärt mich auf :0)
Grüße,
Patrick.
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Eintrag #11 vom 24. Jul. 2001 19:15 Uhr
Dietrich
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Ergänzend zu den bereits von Patrick genannten, charakteristischen Ausrüstungsstücken kann noch der in vielen Abbildungen zu sehende, breitkrempige Schlapphut genannt werden, die Krempe meistens über der Stirn nach oben geschlagen und oft mit Pilgerabzeichen (z.B. St.- Jakobs- Muschel) versehen. Und die Pilgerflasche, an einem Band am Pilgerstab, über der Schulter oder an der Tasche getragen.
Dietrich
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Eintrag #12 vom 25. Jul. 2001 08:56 Uhr
Wolfram Troeder
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Hallo,
erstmal wiederhole ich die Empfehlung von Nobert Ehlert, Pilger im MA (Evtl Fernleihe).
Optional zur Ausrüstung wurde auch noch das Pilgerhorn getragen.
Also Hut, Stab, Flasche, Tasche fast immer (siehe einschlägige Gemälde), Mantel oft, Horn manchmal.
Dazu zeitgenössische praktische Kleidung, da Pilger normale Leute ihrer Zeit und ihres Standes waren. Die überwiegende Zahl der Pilger hatte einen "normalen" Beruf und Stand.
Dem entsprechen waren Sie auch gekleidet.
Gruß
Tassilo
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
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Eintrag #13 vom 04. Sep. 2001 12:47 Uhr
Hallamouth von Wunnefried
Seid gegrüßt.
Auf dem Rumpenheimer Markt habe ich die " Santiago Pilgerküche " kennengelernt. Dort kann man z.B. auch Gebete für Geld beten lassen.
Die milden Gaben an die Bettler im MA wurden nicht selten an die Bedingung geknüpft, in der Kirche div. Vater Unser oder Ave Maria zu beten. Bei den heutigen MA-Bettlern auf den Märkten klappt das allerdings nicht. Wenn ich von denen verlange, sie sollen für mich für zwei Silberlinge beten, gucken die mich nur verständnislos an.
Mit herzlichem Pilgergruß, Hallamuoth von Wunnefried
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Eintrag #14 vom 13. Sep. 2001 15:13 Uhr
Nikolaj Thon
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Nicht direkt Informationen zu der Frage des "berufsmäßigen" Pilgers, sondern zum MA-Pilgerwesen allgemein enthält eine Publikation, auf die ich gerne verweisen möchte:
Michael Matheus (Hsrg.), Pilger und Wallfahrtsstätten in Mittelalter und Neuzeit (Reihe: Mainzer Vorträge hrsg. vom Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz), Franz-Steiner-Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-515-07431-7, 135 S. 34 Abb.
Drei Beiträge behandeln das MA-Pilgerwesen, und zwar die Fernpilgersziele, das Verhältnis von Kreuzzug, Pilgerfahrt und Imitatio Christi sowie die Wallfahrtsbilder des MA und der frühen Neuzeit.
Und da wir gerade bei Literaturhinweisen sind, noch einer auf eine allerdings wohl auch schon etlichen bekannte Veröffentlichung:
Norbert Ohler, Pilgerstab und Jakobsmuschel - Wallfahrte in Mittelalter und Neuzeit, Verlag Artemis & Winkler, Düsseldorf / Zürich 2000, ISBN 3-538-07101-2, 272 S. mit Karten und Abb.
Hierin ist ein längerer Abschnitt den Motiven der Wallfahrer gewidmet, der auch die Frage nach dem "berufsmäßigen" Pilger auf Grund der Analyse von testamentarischen Verfügungen anspricht. Hier heisst es u.a.: "Der Gedanke stellvertretenden gebetes, stellvertretender Buße war den Menschen so vertraut, daß sie über die Problematik nicht nachdachten, die mit der Entsendung bezahlter Stellvertreter verbunden war. Wie selbstverständlich heißt es, jemand solle in meo nomine, in meinem Namen eine bestimmte Wallfahrt machen." (S. 73)
Mit besten Grüßen Nikolaj
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Eintrag #15 vom 27. Aug. 2002 15:52 Uhr
Olaf Overlander
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Seid gegrüszt!
Eine gute darstellung findet ihr unter diesem link:
robert-morten.de/baseportal/[
]/&bildid=430
hut, muschel, tasche, messer, buch - alles da. und natürlich der stab, der nicht irgendeiner ist, sondern sauber gedrechselt und sich so oder in abwandlungen auch auf anderen pilgerdarstellungen findet (van eyck, giogione, campin, geertgen). rochus ist einer der bekanntesten hierunter ( wwwheiligenlexikon.de/index.htm?[
]). wen es mal in die bretagne verschlägt, kann dort viele alte darstellungen von rochus in den unzähligen kirchen erforschen.
breiz da viken! Oabab
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Eintrag #16 vom 25. Sep. 2003 14:57 Uhr
Thomas Schlosser
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Um das hier mal wieder zu entstauben, eine Frage. Ich habe jetzt schon an einigen stellen etwas von einem sog. Pilgermantel gelesen. Diese wurde zum Teil damals auch extra für die Pilgerfahr geweiht. Ist ein Pilgermantel eine besondere Art von Mantel oder ist es das gleiche zweckmäßige Kleidungstück(Rad oder Rechteckmantel) das man kennt?? Wurde einfach der persönliche Mantel geweiht oder ein neuer vergeben??
Weis da jemand was zu?
Grüße
Thomas
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Eintrag #17 vom 25. Sep. 2003 15:18 Uhr
Nikolaj Thon
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Es gab eine Segnung zur Pilgerfahrt, die auch die wesentlichen Kennzeichen des Pilgers mit einschloss, also den Stab, ev. die Glocke, das Pilgerhorn, den Hut - und ggf. auch den Mantel, wobei es sich m.W. und nach den mir vorliegenden Abbildungen nicht um einen Mantel eigenen Schnitts handelt, sondern um einen (dreiviertellangen) Ratmantel mit - und das dürfte das entscheidende - sein, dem daran befestigten generellen Pilgerzeichen, nämlich der Muschel.
Auch die anderen Gegenstände sind ja nicht unbedingt spezifisch nur für Pilger (auch andere Leute trugen einen Hut oder Stock!), sondern durch das Pilgerabzeichen gekennzeichnet - und in der Zusammenstellung eben "pilgertypisch".
Im übrigen: Im Töpfereimuseum Langerwehe ( wwwtoepfereimuseum.de) gibt es im Museumsshop eine "Pilgergrundausstattung".
Mit guten Wünschen Nikolaj
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Eintrag #18 vom 01. Jun. 2004 11:25 Uhr
Wolfram Troeder
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Hallo,
weiß jemand was genaueres oder hat Quellen für die soziale Einbindung der Berufspilger?
Spannungsfeld: Bürgerrecht, -pflichten vs lange Abwesenheit
Soziale Notwendigkeit vs. nicht Seßhaftigkeit
Mehrfachaufträge?
Beauftragung, wie?
Familie?
Tassilo
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Eintrag #19 vom 22. Apr. 2005 20:18 Uhr
Carina Schmid
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Hallo,
mal noch eine Frage zum Pilgerabzeichen selber: WO brachte man es an, irgendwo auf der Kleidung wo es gefällt oder gibt es eine bestimmte Stelle, an der es anzubringen ist? Mantel Gugel, oder sonstwo?
Liebe Grüsse, Carina
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