Beinkleider für Herren im Winter und auf Reis
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Eintrag #1 vom 10. Nov. 2000 07:12 Uhr
Thomas Butters
Wie das Beinkleid für Herren im Allgemeinen ausgesehen haben soll, ist mir bekannt. Dennoch stellen sich mir zu diesem Bekleidungsstück einige Fragen. Frage 1: Trug der Herr Sommer wie Winter das gleiche Beinkleid? Wenn der Herr auf seiner Burg die Beine mittels ßberrock bedeckte, bot dieser einen zusätzlichen thermischen und mechanischen Schutz, jedoch nicht zu Pferd auf Reisen und der Jagd. Die Kleider zum Ausreiten hatten ja eben diese bekannten Einschnitte, damit die Beine unter ihnen hervor konnten. Frage 2: Mit was für einer Art Beinkleid schützte sich also der Reiter im Winter gegen die Kälte? Frage 3: Wie waren diese beschaffen, um auch die Beanspruchung auf der Jagd zu überstehen? Frage 4: Unterschieden sich die Beinkleider für den Hausgebrauch von denen auf Reisen?
mfG - Thomas
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Eintrag #2 vom 10. Nov. 2000 07:59 Uhr
Joachim Meinicke
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Morgen, Thomas! Da die Beinlinge aus Wolle waren, bieten sie einen sehr guten Schutz gegen Kälte. Dazu noch die Bruche, die im HMA ja auch Unmengen Stoff (Leinen) bestand, und unter den Beinlingen ja um die Beine rumgelegt wird und Du hast einen sehr, sehr guten Schutz gegen Kälte. Haben wir alles selber schon getestet. Schaffe Dir einfach Bruche und Beinlinge mal an und Du wirst es selber feststellen. Joachim
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Eintrag #3 vom 10. Nov. 2000 08:04 Uhr
Joachim Meinicke
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Ach ja, es gab wohl für darunter als Material neben Leinen auch Hirschleder, was sich beim Reiten besser machen soll. Leider noch nicht selber getestet. Muß ich mal in den nächsten SM Laden springen, die haben bestimmt so was rumzuliegen *g.* Joachim
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Eintrag #4 vom 10. Nov. 2000 10:04 Uhr
Patrick Seehaber
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Hallo, es gibt Abbildungen aus dem SMA, auf denen die Herren über den Hosen zusätzliche Beinlinge(?) tragen, die bis unters Knie herabgerollt scheinen. Auch wenn mir aus dem HMA keine solchen Abbildungen bekannt sind, scheint es mir denkbar, dass man im Winter auch zwei Paar Beinlinge übereinander getragen haben könnte… Rätsel über Rätsel :0) Grüße, Patrick.
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Eintrag #5 vom 10. Nov. 2000 10:43 Uhr
Ranes Haduwolff
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Grüß Euch, warme Beine, seeehr wichtig. Dicke, wollene Beinlinge, dazu die Füsse auf Trippen, das reicht eigentlich. Im Museumsdorf Nyköpping (DK) werden doppelt genähte Beinlinge verwendet, und auch wattierte Beinlinge. Das sollte eigentlich reichen.
Euer Haduwolff
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Eintrag #6 vom 10. Nov. 2000 11:14 Uhr
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Als ergänzung kann man ja noch Fußwickel tragen. Wenn man die noch etwas breiter macht, wärmen sie Fuß und Wade. Zwei schöne Beispiele für Fußwickel, die z.T. schon im Chat diskutiert wurden: gallery.euroweb.hu/html/zgothic/gothic/3/09i_1300.html und gallery.euroweb.hu/html/zgothic/gothic/3/10i_1300.html Viel Spaß beim wurschteln.
Gruß, Ivain
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Eintrag #7 vom 10. Nov. 2000 14:55 Uhr
Dr. Frank Dierkes
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Ich kann mal wieder nur für "meine" Fraktion der Benediktiner sprechen: Laut "Ordensleben im Mittelalter" sowie der Benediktusregel aus versch. Zeiten bzw. mit/ohne Anmerkungen geht hervor, daß zumind. für einen Mönch - außer Fußlappen und Bruoche - sog. "Femoralien" (= Hosen bzw. Beinlinge) nur vorgesehen waren, insofern der Mönch auf Reise war und dabei reiten mußte. Zu Fuß schützt das Ensemble aus Untergewand, dicker Wollkutte, Skapulier und ggf. noch knöchellanger Reisemantel sehr gut. Nur zu Pferde rutscht die Kutte bis an das Knie hoch und DANN wurden die Femoralien eingesetzt (die der Bruder nach der Reise wieder gewaschen in der Kleiderkammer abzugeben hatte). Wie ich es verstanden habe, waren die Femoralien ßberhosen im Sinne von Beinlingen. Nach der Benediktusregel, die dem Mönch seine körperliche Unversehrtheit ließ, dürften sie aus dicker Wolle gewesen sein. Wat mir noch einfällt: Bei einer Skandinavientour habe ich mal einen Samen gefragt, wie ER denn das so mit dem Winter macht. Die tragen zwei Lagen Stoff und haben noch bis vor einigen Jahren den Zwischenraum mit gehackter Flechte, Moos, loser Wolle ausgestopft. Frank
Benedicte! Frater Hermann von Monasterium
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Eintrag #8 vom 10. Nov. 2000 21:53 Uhr
Angharad Beyer
Hi, wenn mich meine spärlichen Lateinkenntnisse nicht im Stich lassen, wird mit "femor" der Oberschenkel(knochen) bezeichnet, während "tibia" das Schienbein ist. Femoralia dürften demnach den Oberschenkel bedecken, also Bruchen sein, tibialia für die untere Hälfte der Beine gedacht sein.
Richildis de Schwerdtlauken
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Eintrag #9 vom 11. Nov. 2000 18:00 Uhr
Dr. Frank Dierkes
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Rein vom Lateinischen her hast Du recht, wenn wir die Begriffe direkt auf die Anatomie anwenden. Da aber nur der Begriff "femoralien" meines Wissens nach für bei Bedarf ausgegebene Beinkleider bekannt ist und DIE wieder nur ausgegeben wurden, wenn der Mönch unterwegs war, kann ich mir nicht vorstellen, das die Dinger am Knie aufgehört haben. Beim Reiten wären dann die Unterschenkel wieder freigelegt, da die Kutte erbärmlich hochrutscht, wenn man normal im Sattel sitzt (von "Damensitz" für Mönche ist mir nichts bekannt). Leider tragen die heutigen Benediktiner stets Hosen moderner Prägung unter der Kutte, so daß man sie nicht fragen kann. Franziskaner tragen immer noch keine Hosen, sondern nur +/- lange Socken. Habe mich bislang noch nicht getraut, einem unter die Tunika zu schauen…. Frank
Benedicte! Frater Hermann von Monasterium
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Eintrag #10 vom 22. Nov. 2000 21:57 Uhr
Heiner Härtel
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Vielleicht nicht direkt zum Winter passend. Ab welchem Zeitraum treten Beinlinge und Bruoche auf und in welchen gesellschaftlichen Schichten, soweit einzuordnen?
MfG Heinrich von Hartenau
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Eintrag #11 vom 23. Nov. 2000 07:46 Uhr
Joachim Meinicke
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Morgen! Ganz grob gesprochen im HMA, aber das werden Dir die Experten gleich bestimmt genauer schreiben. Und soviel ich weiß, quer durch die Schichten, es gibt Bildbelege von Bauern bei der Feldarbeit, die selbige in Bruchen, manchmal mit runtergekrempelten Beinlingen zeigen und auch einige Adligendarstellungen mit Bruche. Joachim
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