Eintrag #1 vom 03. Mai. 2004 18:44 Uhr
Hallo!
Letztens war ich auf der Suche nach Pflaumenholz, um eine Flöte zu bauen, und hab mir dann von einem genervten Mitmenschen anhören müssen: "Ey, Pflaumenholz gab’s doch im Middelalder eh noch net!" Das wollt’ ich schon hier bei den dummen Sprüchen reinschreiben, aber ich hab doch noch mal ins Lexikon geschaut, und siehe da, der erwähnte Mitmensch war doch schlauer als ich, Pflaume ist tatsächlich kein einheimischer Baum, sondern kommt aus Vorderasien. Wer hätte das gedacht…
Jetzt frag ich mich: Wann kam der erste Pflaumenbaum nach Mitteleuropa? Ich dachte, ich hätte irgendwo was von pflaumenhölzernen Fundstücken gelesen, ich find es nur nicht mehr…
Vielleicht könnten wir in diesem Thread auch mal sammeln, welche der vermeintlich einheimischen Holzarten in Wirklichkeit gar nicht einheimisch sind, um einigermaßen unbedarften Gelegenheitsholzbearbeitern (schönes Wort *g*) wie mir solche Probleme in Zukunft zu ersparen…
Grüße,
Sebastian
Sebastian
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Eintrag #2 vom 03. Mai. 2004 20:28 Uhr
David Seidlitz
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Hallo Sebastian,
das mit der Pflaume ist so eine Sache. Nach meinem Kenntnisstand ist die "Pflaume" (Prunus insititia) seit dem 9. Jhdt. bei uns klar belegbar, teilweise sogar schon in der römischen Kaiserzeit (U. Willerding, 1992). Bezüglich der "Zwetschge" (Prunus domstica) ist sich die Fachwelt uneins, wann genau sie im MA bei uns domestiziert wurde. Also im Zweifel von dieser Art die Finger weg. Ursprünglich heimisch (autochthon) sind beide Arten nicht, sie stammen aus dem Orient.
Interessant ist noch die Frage ob das Holz- trotz nachweislichem Vorkommen- auch im eigentlichen Sinne genutzt wurde, oder ob sich die Nutzung rein auf das Obst konzentrierte. Darüber sollten archäologische Funde Auskunft geben. Kirsche(ebenfalls Prunus) wurde definitiv genutzt.
Grüße,
David
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Eintrag #3 vom 04. Mai. 2004 08:34 Uhr
Wolfram Troeder
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Mit weiterführender Literatur
Gruß
Tassilo
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Eintrag #4 vom 04. Mai. 2004 13:12 Uhr
Karen Thöle
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Hallo!
Ist es zufällig die Göttingen-Flöte aus dem 14. Jahrhundert, die Du nachbauen wolltest? Wenn ich die Texte darüber richtig im Kopf habe, war gerade dieses Instrument aus Pflaumenholz.
Wenn Du die Literatur zum Göttinger Flötenfund noch nicht kennen solltest - im Thread "Musikinstrumente" hat Roman Grabolle vor ein paar Wochen eine Riesen-Literaturliste gepostet, darunter auch drei Artikel über die Göttingen-Flöte. Lohnt sich wirklich, das mal anzuschauen. Als ich die Texte gelesen habe, habe ich mich erstmal entschieden, mir doch keine Renaissanceflöte zu kaufen (was so ein paar Jahrhunderte doch für einen Unterschied machen können ;o)
Bis denn
Karen Thöle
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Eintrag #5 vom 14. Mai. 2004 15:08 Uhr
…für die Infos.
@Karen: Nein, die Göttinger Flöte wollte ich nicht bauen, weil mir das Schnitzen des Labiums für den Anfang ein bisschen zu kompliziert ist, deshalb dachte ich mehr an eine Querpfeife in mehr oder weniger freier Interpretation einiger Buchmalereien.
Kennt vielleicht jemand dafür auch archäologische Belege?
Grüße
Sebastian
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Eintrag #6 vom 18. Mai. 2004 19:10 Uhr
Claudia Henn
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Habe hier einen interessanten Link zum Thema:
Gärten, Obstbäume und Obst im Mittelalter.
Claudia
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Eintrag #7 vom 19. Mai. 2004 08:47 Uhr
Martin
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Der genaue Bericht über den Fund der Göttinger Flöte ist in: "Der Sachsenspiegel Aus dem Leben gegriffen Ein Rechtsbuch spiegwlt seine Zeit" Isensee Verlag Oldenburg ISBN: 3-895998-315-2
Die Flöte gibt es auch als Replik zu haben da ich diese Unterlagen einem englischen Instrumentenbauer gab, seine Seite ist:
mysite.freeserve.com/bleazey/recorderweb.jpg
Das Instrument ist wie im Original aus Pflaumenholz und hat einen sehr schönen Klang!
Schmierfink
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