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Roland Gschlössl

Im Schmelztiegel der Religionen - Göttertausch bei Kelten, Römern und Germanen

€ 27,90 - Zaberns Bildbände zur Archäologie
9783805336550

"Im Schmelztiegel der Religionen. Göttertausch bei Kelten, Römern und Germanen von Roland Gschlössl"

Rezension: Bettina Von Stockfleth  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Bettina Von Stockfleth eine Nachricht zu schreiben.

Im Schmelztiegel der Religionen. Göttertausch bei Kelten, Römern und Germanen von Roland Gschlössl

Welcher archäologisch interessierte Mensch hat nicht schon in einem Museum gestanden und war verwirrt angesichts der Fülle von Göttersymbolen und -darstellungen aus keltischen, römischen und germanischen Fundbeständen? Kelten, Römer und Germanen besaßen nicht nur zahlreiche Gottheiten, sondern waren auch offen für fremdländische Einflüsse, denen sie durch Krieg, Handel und kulturellen Austausch ausgesetzt waren. Anders als heutzutage war der Synkretismus in der Antike die Regel, nicht die Ausnahme.

Sieht man davon ab, dass der Autor im Titel einen der Schwerpunkte seines Werks, namentlich den dritten Teil "Die orientalischen Religionen auf dem Vormarsch" von immerhin vier Kapiteln Umfang unterschlägt, hält man ein Buch von hohem Informationswert in der Hand - sofern man es aufmerksam und kritisch zu lesen weiß. Gschlössl ist kein Historiker; er vertritt jedoch beachtenswerte Thesen, die zum Nachdenken anregen.

So führt er beispielsweise den vor allem bei den Ostkelten praktizierten Isis Noreia-Kult auf den Einfluss der Römer zurück. Tacitus erwähnt allerdings in der Germania (9), dass auch die Sueben einen Isis-Kult kannten und Gschlössl erwähnt dies an anderer Stelle selbst. Ein "Import" durch die Römer ist also nur eine von vielen Möglichkeiten. Bekanntlich gab es auch Berührungen und Vermischungen zwischen heute als keltisch und germanisch eingestuften Stämmen.

Einen kleinen Ausrutscher erlaubt der Autor sich bei der Abhandlung des Mithras-Kults (S. 105), wo er schreibt "Die Stiertötung durch Mithras symbolisiere die Ablösung des Stierzeitalters, d.h. des Frühlingsäquinoktiums im Sternbild des Stieres, durch das Widderzeitalter." Er beruft sich hier auf eine ihm zugetragene Deutung, doch ändert dies nichts an der Tatsache, dass das Tierkreiszeichen Stier auf den Widder folgt.

Im Großen und Ganzen macht dieses Buch aber sehr viel Spaß. Eigene Interessengebiete lassen sich aufgrund der üppigen Fußnoten gut weiter recherchieren und die qualitätvollen Abbildungen sind gut gewählt. Das hilfreiche Ortsregister ließ die Rezensentin sogar kribbelig werden (es gibt noch so viel zu besuchen & besichtigen!). Der Text ist flüssig und klar gegliedert und bietet mit Sicherheit für jeden, der an Kelten, Römern oder Germanen interessiert ist, neue Informationen. Auch wer einen Blick auf die Anfänge des Christentums werfen möchte, kommt auch nicht zu kurz. Diesem widmet Gschlössl das letzte Kapitel seines Werks, welches er thematisch stimmig mit der "Letzte(n) Koexistenz von Tempel und Kirche" enden lässt.